Konzertbericht: Go Go Berlin w/Bite The Bullet

10.10.2015 Molotow, Hamburg

Im August haben die dänischen Senkrechtstarter GO GO BERLIN ihr zweites Album „Electric Lives“ veröffentlicht. Mit dem neuen Werk im Gepäck und den Landsleuten von BITE THE BULLET im Tourbus, befanden sich die fünf Jungs nun auf Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Wir besuchten für euch das Abschlusskonzert im Hamburger Molotow.

BiteTheBullet-M1Bereits kurz vor dem eigentlichen Einlass tummeln sich viele Leute vor dem Club und man fragt sich, wie voll es bloß werden soll? Immerhin begibt sich der geneigte Konzertgänger ja eher später in den Club.
Pünktlich um 20 Uhr betreten dann BITE THE BULLET die Bühne. Das eigentliche Quartett ist dabei überraschend auf ein Trio geschrumpft. Gitarrist Paw Eriksen erklärt das Ganze einfach damit, dass im, gemeinsam mit Go Go Berlin genutzten, Nightliner einfach kein Platz mehr war. Die drei Musiker lassen sich vom Fehlen ihres Bassisten aber keineswegs stören und legen ungehemmt los. Dank des sehr gut abgemischten Sounds, stört das Fehlen des vierten Mannes das Vergnügen jedoch nicht und das Publikum braucht weniger als zwei Songs, um sich vollkommen auf den gebotenen Fuzz Rock der Dänen einzulassen.
BiteTheBullet2-M1Fuzz Rock heißt in diesem Fall, dass die drei Musiker die komplette Bandbreite des Hard Rock ausnutzen und richtig Vollgas geben. Die Stücke pendeln allesamt zwischen dem Ende der Sechziger und dem Ende der Siebziger. Einzig der Härtegrad ist etwas höher als bei den meisten Bands dieser Jahrgänge. Mit „Uniform“, „Babygirl’s Got Soul“, „Desire“ oder „What Am I Doing Here“ werden dem, bereits in Tanzstimmung befindlichen, Publikum einige echte Ohrwürmer kredenzt. Ähnlich wie auf den Alben, ufern die Songs nicht großartig aus, sondern sind knackig kurz gehalten. Auch auf große Worte verzichten BITE THE BULLET gänzlich. Lieber lässt man die Musik sprechen.
BiteTheBullet5-M1Eine echte Besonderheit bahnt sich dann an, als aus den Boxen die Frage ertönt: „You wanna here what it sounds like, when gods make love?“ Kurz darauf schnappt sich Sänger Thomas Storgaard Christiansen nämlich das Theremin und liefert sich ein kleines Duell mit dem Gitarristen. Die leicht psychedelische Note steht der Musik so gut, dass sie auf Platte dann wirklich als fehlend empfunden wird.
Insgesamt hätten sich BITE THE BULLET deutlich mehr als die 30 Minuten Spielzeit verdient. Glücklicherweise kommen die Dänen bereits diesen Monat zurück nach Deutschland und spielen dann ihre eigene Tour.

Die Umbaupause nimmt ebenfalls knapp 30 Minuten in Anspruch und wird schnell für eine kleine Abkühlung vor der Tür des Clubs oder wahlweise vor der Bar genutzt. Wenige Minuten vor dem Auftritt von GO GO BERLIN ist dann bereits deutlich zu merken, es wird heiß und sehr eng vor der Bühne. Wie zu erwarten war, finden sich in den ersten Reihen zudem hauptsächlich weibliche Fans der fünf jungen Männer aus Aarhus.
GoGoBerlin1-M1Zu den Klängen von „006“ betreten GO GO BERLIN unter Beifall die Bühne und legen mit „Kill Me First“ direkt mit einem der neuen Stücke los. Das Publikum benötigt, wie zu erwarten war, keine Einladung zum Tanzen, sondern nimmt das Heft direkt in die Hand und ein großartiges Konzert zeichnet sich früh ab. Die Jungs um Sänger Christian Vium lassen sich sogleich von der guten Stimmung anstecken und zeigen, dass sie zum Abschluss der Tour noch mal alles geben wollen. Keines der Stücke verbleibt in seiner Originalform, sondern immer wieder werden ausgiebige Soli und exzessive Zwischenspiele eingebaut. Dabei schaukeln sich wie gewohnt die beiden Gitarristen Christian Vium und Mikkel Dyrehave sowie Keyboarder Anders Søndergaard gegenseitig hoch und treiben sich zu echten Höchstleistungen an. Die Improvisation ist somit weiterhin ein Trademark, der Liveband GO GO BERLIN.
GoGoBerlin22-M1Die Interaktionen mit den Fans funktionieren reibungslos und die Energie wechselt so stark zwischen Bühne und Zuschauern, dass sie förmlich greifbar ist. Fast der gesamte Club singt Songs wie „Electric Lives“, „Waste Of Trying“, „Maybe Tomorrow“ oder “Raise Your Head” lauthals mit, sodas sogar der Gesang aus den Boxen nicht mehr zu vernehmen ist. Zwei ganz besondere Momente gibt es am Ende des Sets. Der Aufforderung von Christian Vium, sich auf den Boden zu setzen, folgt wirklich jede einzelne Person im Molotow. Jeder lauscht den Worten während der sehr stark abgewandelten Variante von „Shoot The Night“ und beobachtet, wie der Sänger selbst dabei auf das Piano klettert und den Anblick sichtlich genießt. Es ist wirklich eine ganz spezielle Stimmung, die in diesem Moment herrscht.
Wie man einen solch gelungenen Konzertabend noch besser machen kann, zeigen GO GO BERLIN dann gemeinsam mit Bite The Bullet. Die letzte Zugabe spielen beide Bands gemeinsam und Überraschenderweise wird kein eigener Song gespielt, sondern der Lieblingssong von GO GO BERLIN, welcher aus der Feder von Bite The Bullet stammt. „Every Boy Has A Broken Soul“ beschließt nach guten 90 Minuten also das Set und alle Anwesenden feiern die Künstler mit gehörigem Applaus.

GoGoBerlin3-M1Das Fazit für einen solchen Abend kann nur lauten: Hervorragend! Beide Bands haben, zum Abschluss ihrer gemeinsamen Zeit, noch mal alles an Energie mobilisiert und den zahlreichen Gästen einen Abend zum Genießen beschert. Besonders BITE THE BULLET dürften eine Menge neuer Fans gefunden haben und GO GO BERLIN bestätigten einfach, dass sie als Liveband in der obersten Liga mitspielen können. Vermutlich werden die Clubs bei der nächsten Tour wieder ein Stück größer sein als bisher.

Publiziert am von Christoph Ilius

Fotos von: Christoph Ilius

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert