Konzertbericht: Lamb Of God w/ Support

27.02.2010 München, NewBackstage Werk

Wo gestern noch eine Horde Jungheiden das Paganfest feierte, ist bereits heute das nächste Großevent angesagt – diesmal allerdings eher in Richtung Metalcore ausgerichtet: Die Amerikaner von LAMB OF GOD, die unsere Breitengerade mit schöner Regelmäßigkeit bereisen, gaben sich mal wieder die Ehre. Mit dabei dieses Mal mit BETWEEN THE BURIED AND ME, AUGUST BURNS RED sowie JOB FOR A COWBOY gleich drei mehr oder weniger namhafte Bands.

Relativ pünktlich, um 19:45, geht es dann auch gleich mit BETWEEN THE BURIED AND ME los. Auffällig, dass bereits jetzt das Werk mehr als nur gut gefüllt ist – anders, als bei so manchem (Black) Metal-Konzert, scheint das Publikum sich hier nicht erst für den Headliner die Ehre zu geben. Da zudem, wie sich bereits nach den ersten Tönen herausstellt, der Sound besser kaum sein könnte, bieten sich der Truppe um Sänger und Keyboarder Tommy Rogers mehr als gute Vorraussetzungen für einen gelungenen Gig.
Einzig das, böswillig „Perlen vor die Säue“-Prinzip verhindert hier einen absoluten Siegeszug der Amerikaner – weiß ein guter Teil des Metalcore-Publikums mit dem progressiven Sound der Truppe offensichtlich nicht all zu viel anzufangen.
Bereits das Keyboard-Intro mit klarem Gesang sorgt für die eine oder andere gerunzelte Stirn – die Tatsache, dass die Band in ihrer halben Stunde Spielzeit lediglich zwei Songs unterbringen kann, die sich auch nur in Auszügen zum Moshen, zum Violent Dancen so gut wie garnicht eignet, scheint für den ein oder anderen Grund genug für Unmut zu sein.
Alle anderen, die sich von der vielseitigen und technisch anspruchsvollen Musik der Truppe faszinieren lassen, bekommen jedoch einen mehr als gelungenen Auftritt zu sehen – der offensichtlich mit der Zeit auch einen Großteil der nicht all zu verbohrten Metalcoreler zu begeistern weiß, so dass BETWEEN THE BURIED AND ME nach ihrem 30 Minuten-Set durchaus einiges an Applaus ernten können.

AUGUST BURNS RED scheinen den Nerv der Coreler hingegen gleich besser zu treffen: Hier sind 30 Minuten Vollgas angesagt, was das Publikum auch sogleich mit einem ordentlichen Moshpit sowie einigen Circlepit-Ansätzen honoriert. AUGUST BURNS RED erfüllen dabei so zimlich jedes Klischee, das über Metalcore-Bands vorherrscht: Hier „passt“ nicht nur das Aussehen, auch die genretypischen am Bühnenrand aufgestellten Posing-Podeste werden fleißig besprungen und bespielt, so dass die Show durchaus als „energiegeladen“ bezeichnet werden kann.
Zumal auch hier der Sound feiner kaum sein könnte, hat der Gig durchaus Heimspiel-Charakter: Das Schwimmbad-artig angelegte Rund des Werks ist nicht nur prall gefüllt, sondern auch nahezu gänzlich in Bewegung: Während das „am Beckenrand“ und auf den zur Tanzfläche führenden Stufen stehende Publikum fleißig Headbangt, liefert sich die dicht gedrängt Stehende Meute auf der Tanzfläche ein wildes Geschiebe und Gedränge und feiert das Quintet fleißig ab – auch, wenn die Musik der Band vielleicht nicht die individuellste ist, und, wie auch das restliche Auftreten der Band, zumindest für mich etwas klischeeerfüllend-durchschnittlich wirkt.

Nach einer weiteren wirklich kurz gehaltenen Umbaupause (und das, obwohl das komplette Drumkit ausgewechselt wird) steht mit den Deathcorelern JOB FOR A COWBOY um kurz nach Neun schon die letzte der Vorbands auf den Brettern.
Dass man es hier mit einer Genre-Größe zu tun hat, ist nicht schwer zu erkennen, denn auch, wenn die Reaktionen des Publikums garnicht so einfach zu steigern sind, merkt man an der ein oder anderen mitgesungenen Textpassage doch durchaus, dass hier der ein oder andere Fan nicht nur wegen LAMB OF GOD im Publikum steht.
Egal ob „Constritutional Masturbation“ vom aktuellen „Ruination“-Album oder „Entombment Of A Machine“ von der „Doom“-Debüt-EP – dem Pulblikum gefällts, und auch die Band scheint ihren Spass zu haben. Spielfreude trifft feierwütiges Publikum – eine bessere Kombination kann es wohl kaum geben, und so hinterlassen die Jungs aus Arizona nach guten 40 Minuten eine rundum zufriedene Meute, die mindestens so heiß auf LAMB OF GOD ist, wie es mittlerweile generell in der Halle ist:
Denn auch, wenn zwischen den Konzerten kurz Gelüftet oder die Klimaanlage (so denn vorhanden) angeschmissen wird, heizt die Menschenmenge das randvolle Werk doch immer wieder in kürzester Zeit auf nahezu unerträgliche Temperatur auf…

Dass eine Band oben angekommen ist, zeigt sich nicht immer nur an der Tatsache, dass sie Hallen wie das NewBackstage Werk bis an den Beckenrand füllen, sondern auch an Kleinigkeiten – dass LAMB OF GOD neben einer Verstärkerwand aus acht 4x12er Boxen die Bühne nicht nur mit zwei beliebigen Teppichen bestücken, sondern hierfür „Signature-Teppiche“ mit dem Bandlogo benutzen, ist wohl ein entsprechendes Indiz.
Solange eine Band solchen „Allüren“ dann aber auch Qualität folgen lässt, sieht man über soetwas ja gerne hinweg – und die stimmt bei LAMB OF GOD von der ersten bis zur letzten Minute. Nach „The Passing“, dem Intro des letzten Albums „Wrath“ beginnen die Jungs aus „Richmond, fuckin‘ Virginia“ ihr Set sogleich mit dem Opener eben jenes Albums, „In Your Words“, und verbleiben mit „Set To Fail“ auch mit dem zweiten Song in der Songreihenfolge des Albums. Auch, wenn zu Beginn Leadgitarrist Mark Mortons Gitarre noch einen Tick zu leise ist (was jedoch nach nur wenigen Minuten bereits korrigiert ist), jagt die explosive Mischung aus Metalcore und Thrash Metal bestechend tight und in druchaus beeindruckender Lautstärke aus den Boxen, so dass es kein Halten mehr gibt: Das Publikum geht von Minute eins an steil, und wenn auf der Tanzfläche bisweilen kein Moshpit mehr tobt, dann lediglich, weil hierfür schlicht der Platz fehlt. Geschoben, gehüpft und gedrückt wird dennoch, und bisweilen findet sich dann irgendwie doch der Raum für einen Circlepit oder gar eine Wall Of Death. Mitgesungen wird sowieso jede Zeile von gefühlt mindestens zwei Drittel des Publikums, und spätestens, als die Crowdsurfer nicht nur aus dem Moshpit, sondern auch vom „Beckenrand“ über die Köpfe der auf den drei großen Stufen stehenden Zuschauer in Richtung Bühne wandern, ist klar: LAMB OF GOD können heute garnichts mehr falsch machen.
Machen sie aber auch nicht – statt dessen feuern sie über eine Stunde lang ein Hitfeuerwerk auf das Publikum, in dem natürlich auch Kracher wie „Walk With Me In Hell“ oder „Redneck“ vom „Wrath“-Vorgänger „Sacrament“ oder der Alltime-Klassiker „Now You’ve Got Something To Die For“ nicht fehlen dürfen. Nach einer guten Stunde ist vorerst Schluss, bevor Gitarrist Willi Adler, der Bruder des Sängers, die Bühne erneut betritt, um einige Clean-Gitarren-Akorde in den Raum zu legen – auf die Mark Morton im folgenden mehrere Minuten lang soliert. Im folgenden kommt der Rest der Band erneut auf die Bühne, um dem Werk nochmal eine knappe halbe Stunde einzuheizen.

Als LAMB OF GOD schließlich nach einem Set von fast anderthalb Stunden sichtlich zufrieden die Bühne verlassen, gibt es im vollkommen überhitzten NewBackstage Werk wohl niemanden mehr, der an folgenden zwei Thesen zweifelt:
Zum einen, dass LAMB OF GOD die Aufmerksamkeit, die sie sich vor allem mit den letzten beiden Alben erspielt haben, wahrlich verdient haben, und zum anderen, dass die Amerikaner einen entscheidenden Beitrag zum Klimawandel leisten.

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