Konzertbericht: Mastodon w/ Red Fang, Russian Circles

25.11.2017 München, TonHalle

Fanden MASTODON zuletzt noch problemlos im Backstage Werk Platz, muss anno 2017 die TonHalle herhalten. Nach dem großen Erfolg ihres hervorragenden, neuen Albums „Emperor Of Sand“ sind die US-Prog-Metaller nun auf großer Europa-Tour. Mit an Bord haben die vier Musiker die Stoner-Metaller von RED FANG sowie das Instrumental-Trio RUSSIAN CIRCLES geholt.

Wie attraktiv dieses Package ist, zeigt sich eindrucksvoll gleich zu Konzertbeginn, wenn man bei RUSSIAN CIRCLES nur noch an den Seiten der Halle Platz findet. Dass man sich heute mit der beliebten Instrumental-Formation als Vorband begnügen muss, dürfte für viele der Anwesenden schade sein. Das stilistisch ziemlich aus dem musikalischen Rahmen des Abends fallende Post-Rock/Metal-Trio nutzt seine kurze Stagetime allerdings gut und beschallt die begeisterten Zuschauer etwa 35 Minuten lang mit atmosphärisch dichten Kompositionen, die selbst Post-Rock-abgeneigten Besuchern verdeutlichen dürfte, dass man es hier mit einer außergewöhnlich guten Band zu tun hat.

  1. 309
  2. Afrika
  3. Harper Lewis
  4. Deficit

Im Anschluss betreten RED FANG die Bühne der TonHalle. Dass ihre Mischung aus Stoner Rock, Hard Rock und Sludge der gerade einmal seit zwölf Jahren existierenden Band etwas altmodisch wirkt und einen wirklich individuellen, unverkennbaren Sound vermissen lässt, stört merklich nur wenige Leute. Nach jedem Song gibt es massig Beifall, die Hits der Band werden fleißig mitgesungen und -gegrölt. Für das Set haben die vier Musiker Songs aus allen vier Alben ihrer Diskographie gewählt, wobei der Fokus erstaunlicherweise nicht auf ihrem neuesten Werk „Only Ghosts“, sondern auf dem 2011 veröffentlichten „Murder The Mountains“ liegt. Im zweiten Teil ihres Auftritts ziehen die US-Amerikaner das Tempo dann noch mal ordentlich an, wodurch ihnen eine gute Spannungskurve gelingt und sie ihr Set unter großem Jubel seitens des Publikums beenden können.

Zu einer spektakulären Videoshow aus sieben deckenhohen Led-Bildschirmen eröffnen MASTODON schließlich ihre Show mit einem äußerst ungewöhnlichen Opener, nämlich dem 13-minütigen Abschlusssong „The Last Baron“ ihres viel gefeierten Albums „Crack The Skye“. Nachdem diese sehr lange Konzerteinleitung vorbei ist, legen die hochsympathischen, grimassierenden Prog-Metaller mit der Präsentation ihres neuesten Werkes „Emperor Of Sand“ los. Sehr erfreulich ist dabei, wie sich die Gesangsperformance der Mitglieder entwickelt hat. War der schiefe Gesang jahrelang immer ein Problem bei den Live-Performances, haben die Musiker sich inzwischen zu sehr guten Sängern entwickelt. Einzig Drummer Brann Dailor scheint mit dem gleichzeitigen Drumming und Singen noch etwas überfordert zu sein, sodass er nicht immer den Ton trifft und sauber halten kann.
Wie gut der Sound heute ist, hängt leider davon ab, wo man sich in der Halle positioniert hat. Hört man an der einen Stelle ein perfekt und transparent abgemischtes Konzert, gehen zehn Meter weiter links oder hinten die Gitarren plötzlich unter, was wohl der Konstruktion der Halle zu verdanken ist.

Der merklich eingängigere Stil der letzten beiden Platten mag so manchem Fan der alten, eher verschwurbelten Scheiben sauer aufstoßen, für die Live-Show sind diese Titel aber ein wahrer Segen. Egal ob bei der Groove-Hymne „Ancient Kingdom“, dem Rock-Hit „Show Yourself” oder dem ruhigeren “Roots Remain”: Die Zuschauer singen überall mit und haben große Freude an den neuen Stücken. Ganze acht der elf Songs von „Emperor Of Sand“ werden am Ende des Abends erklungen sein.
Doch auch die Fans der früheren Alben kommen nicht zu kurz. Das düstere „Megalodon“ vom Album „Leviathan“ sowie ein paar Stücke von „Crack The Skye“ werden mit großerer Begeisterung angenommen, ehe die Band mit „Steambreather“ den Hauptteil des Sets beendet.
Was nun folgt, ist keine gewöhnliche Zugabe, sondern wohl der Grund dafür, dass es heute so voll ist in der ohnehin schon riesigen TonHalle: Wie im Vorfeld angekündigt betritt Neurosis-Fronter Scott Kelly die Bühne. Mit ihm performen MASTODON alle sechs Songs, die sie im Laufe der Jahre mit ihm zusammen aufgenommen haben. Dass dafür dann heute so mancher Klassiker-Hit aus dem Set weichen musste, dürfte für die meisten der Anwesenden angesichts dieser Special-Show verschmerzbar sein.
Statt am Ende ganz von der Bühne zu verschwinden, kommt Schlagzeuger Brann Dailor noch mal nach vorne und bedankt sich in einer sehr netten, langen und keinesfalls selbstverständlichen Rede bei den Zuschauern und den beiden Vorbands. Ein schöner Abschluss eines sehr gelungenen Abends.

  1. The Last Baron

  2. Sultan’s Curse
  3. Divinations
  4. Ancient Kingdom
  5. Ember City
  6. Megalodon
  7. Andromeda
  8. Oblivion
  9. Show Yourself
  10. Precious Stones
  11. Roots Remain
  12. Mother Puncher
  13. Steambreather
  14. Scorpion Breath
    (w/ Scott Kelly)
  15. Crystal Skull
    (w/ Scott Kelly)
  16. Crack The Skye
    (w/ Scott Kelly)
  17. Aqua Dementia
    (w/ Scott Kelly)
  18. Spectrelight
    (w/ Scott Kelly)
  19. Diamond In The Witch House
    (w/ Scott Kelly)

Dass das Konzert heute in einer riesigen Location wie der TonHalle stattfindet und mit über 40 Euro Einritt auch nicht gerade günstig ist, dürfte einerseits mit MASTODONs inzwischen sehr hohem Bekanntheitsgrad, andererseits mit dem ansprechenden Package samt RED FANG und RUSSIAN CIRCLES zusammenhängen. Wer sich die Karte geleistet hat, bekommt heute jedenfalls ein hervorragendes Konzert, bei dem vor allem der Headliner MASTODON eine fantastische Show samt Special-Performance mit Scott Kelly abliefert.

Publiziert am von Simon Bodesheim

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