Rock im Park/Rock am Ring laden Pantera aus

PANTERA werden nicht wie angekündigt auf dem Doppel-Festival ROCK IM PARK / ROCK AM RING spielen. Das haben die Verantwortlichen der Festivals gestern in einem Statement bekanntgegeben: Nach intensiven Gespräch mit Künstlern, Partnern und Festivalfans habe man sich entschlossen, die Band aus dem Programm zu nehmen. Dies hatten unter anderem die Grünen im Nürnberger Stadtrat gefordert.

Grund für die Debatte um den Auftritt von PANTERA ist ein Vorfall  aus dem Jahr 2016, als PANTERA-Fronter Phil Anselmo bei einem Konzert „White Power“ gerufen und den Hitlergruß gezeigt hat. Ein Video davon machte im Internet die Runde. Anselmo entschuldigte sich später dafür – dies allerdings eher halbherzig, indem er beides auf „Insiderwitze“ aus dem Backstageraum zurückführte, wo es viel Weißwein gegeben habe.

PANTERA wurden aus dem offiziellen Billing auf den Homepages bereits entfernt, auf Twitter gab es zudem ein offizielles Statement:

In den letzten Wochen haben wir viele intensive Gespräche mit Künstler*innen, unseren Partner*innen und euch, den Festivalfans, geführt, uns mit der Kritik weiter gemeinsam auseinandergesetzt und uns dazu entschlossen, die Band aus dem Programm zu nehmen.

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10 Kommentare zu “Rock im Park/Rock am Ring laden Pantera aus

  1. „Empörwelt“ ist genau das richtige Wort. Ich bin weder ein Fan von Pantera noch von den Zwillingsfestivals. Auch habe ich keinen Einblick darin, wie oft diese Aussetzer geschehen sind. Und doch sehe ich hier ein weiteres grosses Risiko für das Live-Geschäft, nämlich den Faktor „Ich würde gern zu Festival X gehen, um Band Y zu sehen, traue mich aber nicht, mir eine Karte zu holen, weil es ja sein könnte, dass Band Y sich daneben benimmt / irgendwann einmal in der Vergangenheit daneben benommen hat, und sie dann vom Line-Up gestrichen werden.“ Als ob die ganzen anderen Faktoren wie kurzfristige Verschiebungen / Absagen dem Live-Geschäft nicht schon genug zusetzen würden. Nun also auch noch die Cancel Culture. Und was ist jetzt mit den ganzen Pantera-Fans, die sich eine Karte eben wegen Pantera geholt haben? Die kriegen doch nicht ihr Geld zurück, „bloß weil eine Band im Line-Up nun doch nicht auf dem Festival spielt“. Das Festival findet ja trotzdem noch statt. Clever von den Veranstaltern, denn der Grund, warum Pantera wieder ausgeladen wurden, war wohl vorher schon bekannt, aber man hat a) trotzdem erstmal schön Geld mit ihrem Namen im Line-Up verdient und b) stellt man sich nun als moralisch einwandfreie Gutmenschen dar. Das ist schon ein wenig ekelhaft. Den Pantera-Fans das Geld für ihr Festival-Ticket zurück zu geben wäre wirklich das Allermindeste.

    Was ich in dem Fall aber besonders erschreckend fand, war, wie Die Toten Hosen zu einer Absage gedrängt wurden. Man könne ja nicht auf der selben Bühne spielen wie Nazis. Diese krasse Blauäugigkeit in Zeiten, in denen Musiker quasi nur noch mit Live-Auftritten ihren Lebensunterhalt bestreiten können…! Und dann soll man seinen eigenen Auftritt auf einem Festival absagen, weil eine andere Band auf dem gleichen Festival Mist gebaut hat. Die Toten Hosen hatten noch ein Statement herausgegeben, warum sie an ihrem Auftritt festhalten. Meiner Meinung nach war das ein sehr gutes Statement, aber die Empörwelt empörte sich natürlich trotzdem weiter. Man sollte einführen, dass nur Leuten im Besitz eines Festivaltickets in solchen Angelegenheiten zugehört wird, denn wer weiß, wer wirklich hinter all dem Lärm steckt, der da in Kommentarspalten bei facebook & Co. gemacht wird.

    Ich bin auch kein Fan von den Toten Hosen, sondern stehe der Band eher neutral gegenüber, aber das einfach mal davon ausgegangen wird, dass Die Toten Hosen „eh schon genug Geld hätten“ und deswegen jetzt einfach mal Arbeitsmöglichkeiten sausen lassen, wegen diesem oder jenem… Da kann man nur mit dem Kopf schütteln.

    1. Viel Inhalt, auf den man jeweils eingehen könnte/müsste – Fakt ist aber, und das weiß jeder, der sich ein FESTIVAL-Ticket kauft, dass es aus welchem Grund auch immer zu einer Bandabsage kommen kann … das war schon immer so und ist ein Risiko, das man eben trägt, wenn man wegen einer Band ein Festivalticket kauft.
      Dass gerade über das Internet heute ein anderer Druck auf Veranstalter ausgeübt wird, teilweise auch durch Druck auf die anderen Bands, ist mittlerweile auch „normal“ – wie auch immer man dazu stehen mag. Generell ist es aber durchaus wichtig, dass eine Awareness geschaffen wird – auch und gerade bei den Bands, die auf Festivals auftreten, damit von diesen aus nicht mehr diese „SCheißegal, wer da noch spielt“-Mentalität gezeigt wird, die leider (gerade im Black Metal) allzu oft dazu führt, dass rechte Bands im Billing geduldet werden.

      1. Das mit dem Risiko stimmt, wird aber dazu führen, dass manch Festivalbesucher nun noch länger zögert mit dem Ticketkauf, wenn jetzt eben auch noch dieser Faktor mit ins Spiel kommt / in Betracht gezogen werden muss. Der daraus resultierende Teufelskreis ist bekannt: Werden nicht genug Ticket im Vorverkauf abgesetzt, muss im Zweifelsfall das komplette Festival abgesagt werden, weil sich die laufenden Kosten nicht decken lassen.

        Bei einem Festival wie Rock Am Ring / Rock Im Park, einem Festival dieser Größenordnung, hätte man auch erwarten können, dass im Vorfeld ordentlich recherchiert wird. Dass man sich nach deren anfänglichen „Pantera spielen trotzdem“-Statement dann auf Die Toten Hosen gestürzt hat, finde ich nach wie vor nicht in Ordnung. Und das „Erst mit dem Namen im Line-Up abkassieren und sie dann ausladen und das abkassierte Geld nicht zurückbezahlen“ hinterlässt definitiv einen faden Beigeschmack.

        1. Das Risiko gabs aber schon immer, wie oft hab ich mich schon auf Bands gefreut, die dann aus irgendwelchen Gründen nicht gespielt haben?
          Recherchieren: Ja, hätte man erwarten können. Aber es hatte halt niemand hier so deutlich aufm Schirm – weder unter den Veranstaltern, noch unter den Fans (mich eingeschlossen), dass da mehr war als der eine Vorfall. Natürlich ist es heuchlerisch, dass RIP ihn jetzt ausladen, und das nur auf den öffentlichen Druck hin geschieht – aber so läufts nunmal, und das ist ja auch nicht per se schlecht, dass da ein Umdenken angeregt werden kann, aus welchen Gründen auch immer. Dass die Hosen dafür angegangen werden, ist natürlich Bullshit, aber natürlich ist deren Standpunkt ein wichtiger Hebel in so einer Diskussion, und von einer Band wie den Hosen müsste man erwarten, dass sie das auch durchziehen.

  2. Tumb hin oder her; in einer Welt damals ohne Video- und Bildmaterial von jeder Sekunde und aus jedem Blickwinkel ging das auch in die Presse, aber dann wurde insbesondere Einmaliges auch mal wieder vergessen und das war ehrlich gesagt sehr gut so.
    Er will eine zweite Chance und die darf er nutzen und von mir aus sind auch aller guten Dinge drei. Wenn wir das nicht zulassen – und danach sieht diese Empörwelt doch schwer aus -, dann hindern wir die Welt am besser werden und brechen uns selbst irgendwann das Genick. Es ist nur eine Frage der Zeit. Ein jeder wird unter der „Korrektheit“, die doch oft nur einen Mob generieren soll, eine Breitseite kassieren. Wie geht es Metal1 denn da mit Berichten? Ab und an Selbstzensur aus Mobangst? Eine Kolumne dazu wär doch mega!

    1. Hi Fenrir, das Problem im konkreten Fall ist, dass es halt leider nichts „einmaliges“ ist … ich habe selbst eben erst angefangen, da etwas weiter zu recherchieren, und sehr schnell stößt man etwa auf eine „Phil Anselmo white pride speeches(compilation)“ auf youtube, die wenig Zweifel an seiner Überzeugung lässt. Da braucht sich dann eben auch niemand wundern, wenn man damit irgendwann nicht mehr ohne Gegenwind durchkommt. Schlussendlich hat der Mann also vielleicht auch einfach schon ein paar Chancen zu viel bekommen … warum auch immer (zu dieser Frage gibt es ein sehr gutes Editorial der Kollegen von Metalsucks: shorturl.at/DHIVZ) … und keine davon genutzt, um besser zu werden.

      1. Achso, und was die Selbstzensur angeht: Bislang leben wir mobangstfrei und haben noch immer unsere Meinung so geschrieben, wie sie uns durch den Kopf ging ;)

      2. ahhh, gut; ich bin in der Materie rund um Phil Anselmo überhaupt nicht drin. Die Darstellung erschien mir so, als wäre das ein einmaliger Vorfall gewesen. Irgendwann is auch mit Chancen mal gut und aus die Maus.
        Danke für die Recherche.

        1. War ich ehrlich gesagt auch nicht, mein lieber Kollege Bernhard Landkammer hat hier für mich gegraben, respektive war damit schon länger befasst. Von ihm kommt dazu in Kürze auch noch ein Beitrag.

  3. Puh, das ist halt schon wieder ne vertrackte Situation. Keine Frage, Anselmo hat damals nen großen Fehler gemacht, und vermutlich ist er am Ende auch wirklich n ziemlich tumber Redneck. Man kann ihm das durchaus begründet heute noch vorwerfen, auch wegen des lächerlichen Statements damals. Aber einmal mehr frage ich mich, ob man echten Rassismus nicht bagatellisiert, wenn man sich sieben Jahre später an einem einmaligen Vorfall/Ausfall eines ansonsten nicht als problematisch in Erscheinung getretenen Typen aufhängt und eine Band wie Pantera (und damit ja auch irgendwo ihre Fans) in eine Ecke drängt, in die diese Band einfach nicht gehört.

    Davon mal ganz abgesehen, dass gerdae RIP/RAR ganz konkrete soziokulturelle Probleme wie Sexismus, Frauen- und Schwulenfeindlichkeit weiterhin geflissentlich ignoriert … nach wie vor fast keine weiblichen Acts, Bühne für Bands wie die Russland-Supporter Limp Bizkit, vom HipHop mal gar nicht zu reden.

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