Review Alcest – Souvenirs D’un Autre Monde

ALCEST sind also endlich zurück. Was wurden nicht Massen an BMlern von der Musik, die ALCEST erschuf, verzückt. Diese Black Metal-Wurzeln sind 2007 jedoch passé, dazu im Hauptteil aber mehr. Neige ist für dieses Album größtenteils alleine verantwortlich, er singt, er spielt die Instrumente, er komponiert und was es nicht sonst noch so alles zu tun gibt. Das Cover zeigt ein gedankenverlorenes Mädchen, das immerhin aber nicht im Stile von Bands wie Woods of Infinity gehalten. Der Hintergrund kündet von einer Frühlingswelt, auf alle Fälle aber von einer unbedarften Umwelt, insgesamt betrachtet man also ein sehr beschauliches Bild.

Oh ja, die Musik auf „Souvenirs d’un Autre Monde“ lädt zum Träumen ein. Man lauscht mit einem lachenden und einem weinenden Auge, letzteres aber nur, wenn man die Black Metal-Werke des Franzosen wirklich gut fand. Ansonsten wird man in diesem Werk versinken, es geht sehr andächtig und emotional zu, Neige vermag es sogar, sehr lieblich zu singen. Elfengleich schwebt der Gesang in „Les Iris“ in höchsten, elysischen Sphären dahin, verdrängt jeden dunklen Gedanken und erfüllt Herz und Verstand mit sonnigem Licht, Sehnsucht und Freude. Hätte man mir das vorher gesagt, ich hätte es kaum für möglich gehalten. Andererseits spricht das ja nur wieder für das breite, musikalische Spektrum, in welchem Neige agiert. Prophecy drückt dies übrigens folgendermaßen aus, was ich auch recht gelungen formuliert finde: „Mit der Anwendung von Slowdive und Yann Tiersen auf Burzum hat sich Multiinstrumentalist Neige ein musikalisches Konzept erschlossen, das tatsächlich nichts weniger als revolutionär ist […]“.

Los geht es mit Gitarrenspielereien, die eine heitere Aufbruchsstimmung intonieren. Dazu singt Neige wie schon erwähnt sanft; man schließt die Augen, lässt diese Szenerie auf sich einwirken und kann sie beinahe fühlen, diese sorglose Stimmung. Das gleichnamige Titellied ist dann einer der Höhepunkte: Die Gitarre plätschert bedächtig vor sich hin, Neige zupft gekonnt die Saiten und singt dabei mit soviel Gefühl und so wehmütig, dass man als Hörer davon ergriffen wird. Im schon angesprochenen „Les Iris“ bleibt es so harmonisch, lediglich gen Ende wird die Musik akustisch, verharrt also leicht und sensibilisiert den Hörer, um dann später erneut aufzublühen und zu begeistern. „Ciel Errant“ brilliert anschließend vor allen Dingen mit eingängigen und wehmutsvollen Keyboardklängen, welche in eine aufgehende Passage münden. „Sur LÀutre Rive Je T’Attendrai“ tönt erst nach schleppendem Metal und erinnert unweigerlich an Amesoeurs, da Audrey Sylvain, sonst eben bei Amesoeurs tätig, dem Lied ihre Stimme leiht. Das macht sie auch gut, dennoch hat man den Eindruck, die filigranen Melodien übertrumpfen ihren Gesang. Der Ausklang wird in Form von „Tir Nan Og“ dargeboten und jeder, der weiß, für was dieser mystische Ort steht, kann sich wohl ungefähr vorstellen, wie beschaulich und sanftmütig es in diesem Track zugeht.

Ich bin absolut überrascht von „Souvenirs d’un Autre Monde“ Zwar las ich vorab, dass kein Black Metal vorkommen wird und dass es sehr besinnlich zugeht, dennoch ist man beim ersten Hören verblüfft. Wenn malerisch schöne Klänge die Allee, welche man während des Wahrnehmens der Musik beschreitet, säumen, jeder Augenblick fasziniert und jeder weitere Durchgang Neues eröffnet und einfach voller Lebensbejahung ist, dann lauscht man vielleicht „Souvenirs d’un Autre Monde“. Was soll ich noch groß sagen? Die Entwicklung von ALCEST finde ich außergewöhnlich famos, denn auch wenn die Franzosen in Sachen Black Metal gut waren: diesen Platz werden andere einnehmen und ausfüllen können. Das, was Neige hier aufbietet, ist viel bemerkenswerter.

Keine Wertung

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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