Review Amon Amarth – Deceiver Of The Gods

Nach den ersten drei oder vier Veröffentlichungen der schwedischen Melodic Deather AMAON AMARTH musste man befürchten, auf Jahr und Tag immer wieder das gleiche Album vorgesetzt zu bekommen. Nach einem durchaus erfolgreichen Schema F knüppelte man sich mehr oder weniger unabwechslungsreich durch die Platten und erwarb sich dank spieltechnischer Freude, fetter Produktion und massiver Energie berechtigterweise einen gewissen Stand in der Szene. Man liebte es …oder eben nicht.

Spätestens seit „Fate Of Norns“ oder „With Oden On Your Side“ gab es dann doch ein paar Veränderungen im Lager von Johan Hegg und Co., man zeigte sich geradliniger, kam in den Songs schneller auf den Punkt, verspielte aber irgendwie auch das epische Gefühl, welches beispielsweise „The Crusher“ bis heute auszeichnet.

Nach einigen durchwachsenen Momenten mit meinem persönlichen Tiefpunkt „Surtur Rising“ sind AMON AMARTH nun mit „Deceiver Of The Gods“ zurück und wollen zeigen, dass sie über die Jahre nichts verlernt haben. Um es gleich vorweg zu sagen, die Scheibe lässt mich etwas zwiespältig zurück. Zum einen bin ich positiv überrascht, was die Wirkung der Musik angeht. Bleibt beim ersten Durchlauf noch praktisch nichts hängen, offenbaren sich mit der Zeit immer neue Details, werden kleine Melodien plötzlich hörbar und treten wirklich geistreiche Einfälle in den Vordergrund. Dies sind so Dinge, die mir in der Mittelphase der Band gefehlt haben. Kurz und knackig kann gut sein, gefällt mir bei anderen Bands aber besser, AMON AMARTH dürfen ruhig etwas verschachtelt klingen. So zähle ich persönlich das zweitlängste Lied „Under Siege“ zu den großen Momenten des Albums, auch wenn das nicht heißen soll, dass die kürzeren Nummern nicht auch ihre Situationen haben, beispielsweise die brachiale Gewalt in „Shape Shifter“. Dies ist vermutlich der Song, der noch am meisten an den Glanz vergangener Tage erinnert und so was wie die Hymne des Albums werden könnte.

Und hier kommen wir zu dem Punkt, der mich etwas an „Deceiver Of The Gods“ stört: Es gibt praktisch kein Lied, welches die Brachialität entwickelt, die von Songs wie „The Sound Of Eight Hooves“ ausgeht. Klar, da sind viele gute Melodien drin, Hegg röhrt sich wie ein brünftiger Hirsch durch die zehn Nummern, aber wirklich „voll auf die Fresse“ geht es mir zu selten zur Sache. Und sind wir mal ehrlich, das ist doch das, was bei AMON AMARTH am besten funktioniert. Zudem hat man mit „Hel“ einen ziemlich ungewöhnlichen Song dabei, was wohl auch durch den Gastauftritt von Messiah Marcolin (Candlemass) zu Stande kommt. Erinnert mich in seiner Gesamtheit etwas an den „Vovin“-Ausfall „The Wild Hunt“ von Therion, allerdings haut „Hel“ nicht so gravierend ins Mehl, zumal die Gitarrenarbeit hier zur besten des Albums zu zählen ist. Aber eine Power-Metal-Stimme hätte ich jetzt echt nicht gebraucht.

Ich hoffe, das klingt alles nicht zu kritisch. Die Platte ist durchaus gut geworden, etwas progressiver vielleicht, als man das erwarten konnte, aber dadurch eben auch mit einigen spannenden Momenten und versteckten Kniffen ausgestattet. Ein bisschen Zeit sollte man also mitbringen, die sich ergebenden Augenblicke entschädigen dafür. Schade, wenn die eine oder andere echte Walze dabei gewesen wäre, wäre „Deceiver Of The Gods“ ein richtig starkes Album geworden. So bleibt ein wenig das Gefühl, dass hier mehr drin gewesen wäre, der dezente Abwärtstrend der letzten Jahre scheint aber weitgehend gestoppt. Beim nächsten Mal wieder mehr Vollgas und dann läuft das auch wieder.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

4 Kommentare zu “Amon Amarth – Deceiver Of The Gods

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