Interview mit Olavi Mikkonen von Amon Amarth

25 Jahre sind eine lange Zeit – auch für eine Band. Die meisten halten gar nicht so lange durch, und selbst wenn, haben nur die wenigsten Erfolg. AMON AMARTH haben beides geschafft – harte Phasen überstanden und als Death-Metal-Band weltruhm erlangt. Im Rahmen des Kino-Screenings der Dokumentation „The Pursuit Of Vikings: 25 Years In The Eye Of The Storm“ trafen wir AMON-AMARTH-Mitbegründer Olavi Mikkonen zu einem aufschlussreichen Gespräch über schwere Zeiten und spaßige Wikinger, neue Playstationspiele und gnadenlose Maiden-Fans.

Ihr habt AMON AMARTH 1992 gegründet – hättest du dir je träumen lassen, dass ihr es als Death-Metal-Band einmal so weit bringen würdet?
Nein, auf keinen Fall. Als wir angefangen haben, gab es eigentlich keine Zukunft für Bands wie uns. Zumindest hätte ich das gedacht. Wir waren schon froh, wenn wir irgendwo einen Gig bekommen haben, oder sogar ein Album aufnehmen konnten, damit sich die Leute unsere Musik anhören können. Das war etwas komplett anderes damals. Wenn du dir die Bands aus der Death-Metal-Szene anschaust, zu denen wir damals aufgeschaut haben: Selbst die waren damals nicht so groß. Ich erinnere mich, wie ich zum ersten Mal zu einer Show von Napalm Death gegangen bin, 1988 – da waren 50 Leuten. Slayer waren 1988 mit „South Of Heaven“ auf Tour, da waren 1.200 Leute … und das waren damals viele Leute! Das war schon groß, etwas größeres gab es damals nicht. Heute gibt es extremere Bands, die riesig sind!

Gab es damals auch Momente, in denen ihr kurz davor wart die Band aufzulösen?
Wenn du mit einer Band anfängst, machst du es nur, weil es Spaß bedeutet, um dich zu betrinken und Party zu machen. Später, zu Zeiten von „The Crusher“ und zunächst auch noch „Versus The World“, kamen wir an den Punkt, dass wir zwar ständig auf Tour waren, es sich aber nicht ausgezahlt hat: Wir haben mehr Geld verloren, wenn wir auf Tour waren, als wir eingenommen haben. Wir haben damals ja nicht mehr bei unseren Eltern gewohnt, sondern hatten eigene Wohnungen, die Miete kosteten. Also waren wir an dem Punkt, dass wir gesagt haben: Scheiß drauf, lassen wirs. Dann haben wir „Versus The World“ geschrieben. Und wir hatten das Gefühl: Vielleicht ist das zu gut. Und wir haben der Sache noch eine Chance gegeben. Die Leute mochten das Album und dann fing es an, dass wir größer und größer wurden. Dann haben wir in der Band entschieden: Okay, jetzt kommt die Band an erster Stelle. Wenn ich in meinem Brotjob gefeuert werde: Scheiß drauf. Die Band ist wichtiger. Natürlich wurden wir dann nicht über Nacht berühmt, aber von da an ging es in kleinen Schritten vorwärts und fing an, sich auszuzahlen.

„Versus The World“ war der Wendepunkt?
Ja, um dieses Album herum. Ich habe trotzdem bis „With Oden On Our Side“ nebenher gearbeitet. Aber meine Einstellung war: Wenn mein Chef in der Arbeit zu mir sagt, „Olavi, du kannst dir nicht mehr so viel frei nehmen, du musst arbeiten“ – dann bin ich weg. Aber es hat noch ein paar Jahre gedauert, bis es anfing, so profitabel zu werden, dass wir von der Musik wirklich leben konnten. Das war erst nach „With Oden On Our Side“. Aber auch heute sind wir nicht „reich“ oder haben krasse Autos und große Häuser. Ich hätte mehr Geld, wenn ich in meinem bürgerlichen Job geblieben wäre. Das Geld ist weg in der Musikindustrie.

Also alles aus Leidenschaft?
Ja, Leidenschaft – aber ich bin auch mein eigener Herr. Ich schreibe Songs, wenn mir danach ist. Klar, wenn wir auf Tour sind, muss ich abends auf der Bühne stehen. Aber ich habe keinen Chef mehr, der mich zur Arbeit ruft. Es geht auch darum, diesen Traum leben zu können.

Wo wir gerade von Träumen reden: Was war dein größter Traum, der durch AMON AMARTH in Erfüllung gegangen ist?
Dein erster großer Traum ist natürlich das erste Konzert im Ausland, das erste Album und so weiter. Aber der wirklich größte Traum für mich war, als wir 2008 auf die Slayer-Tour mitgenommen wurden. Slayer ist meine Lieblingsband, seit ich 16 bin. Das war für mich eine riesen Sache. Dann hatten wir vor ein paar Jahren unsere erste Show mit Iron Maiden – das war schon auch sehr cool. Diese Momente, wenn du jemanden triffst, von dem du schon lange Fan bist.

Was war eure Formel für den Erfolg, was hat euch den Weg geebnet?
Ich weiß nicht, ob man es Formel nennen kann … wir haben einfach gemacht, was wir machen wollten. Und wir hatten keine Angst davor, einzigartig zu sein. Wir sind keinen Trends gefolgt. Aber wir haben auch nicht aufgegeben. Wie gesagt: 2002, 2003 war für uns eine wirklich schwere Zeit, und viele Bands hätten damals aufgegeben. Aber wir haben uns gesagt: Jetzt erst recht. Manchmal musst du auch einen Schritt zurückgehen, um zwei nach vorne gehen zu können. Viele Bands sehen das nicht ein, dass man manchmal auch diesen Schritt zurück machen muss – etwa Tourangebote zu schlechteren Konditionen annehmen. Wir sind heute eine weltweit agierende Band, wir können eigentlich überall auf der Welt spielen. Aber bevor du an diesen Punkt kommst, musst du investieren. Wir sind erst in Europa groß geworden, dann in Amerika, und dann kamen Asien und der Rest. Da muss man investieren: Wenn wir in Europa Geld verdienen, investieren wir es in Asien, um die Band dort groß zu machen. Du musst das überall erst aufbauen. Viele Bands investieren einfach nicht.

Wo war es am schwierigsten, Fans zu gewinnen, was war die schwierigste Tour?
(überlegt länger) Ich glaube, die schwierigste Show, die wir je gespielt haben, war, als wir für Iron Maiden eröffnet haben. Und das war in Finnland. Aber die ersten Reihen interessieren sich da einen Scheiß für dich – die haben nur auf Maiden gewartet. Die stehen dann da, schauen dich mit verschränkten Armen böse an und schütteln ab und an den Kopf. Das war wirklich schwer.
… wie überzeugt man solche Leute dann?
Wir machen einfach unser Ding. Und Big J [Johann Hegg, A. d. Red.] ist ein guter Frontmann. Und mit etwas Glück siehst du die Leute dann irgendwann etwas mitnicken und ein bisschen lächeln. Dann denkst du dir: Noch ein paar Mal und dann mögen sie uns.

Spielt die Wikingerthematik da auch eine Rolle? Macht es da einen Unterschied, wo ihr damit hinkommt, oder stehen alle auf Wikinger?
Nun, es mögen nicht unbedingt alle Wikinger, aber sie akzeptieren uns. Wir hatten damit nie größere Probleme. Aber einmal haben wir in Japan gespielt, und einer von unserem Label hat uns gebeten, ohne wikingerbezogene Backdrops aufzutreten, weil er dachte, die Japaner hätten Angst vor Wikingern. Aber wir haben gesagt: Scheiß drauf, es ist AMON AMARTH, was soll das?

Glaubst du, dass dieser Fokus auf die Wikinger der Schlüssel zum Erfolg war?
Ich glaube, es ist eine Kombination aus allem. Wir haben ganz offensichtlich Songs, die die Leute mögen. Wir sind, glaube ich, eine ordentliche Liveband und haben einen großartigen Fronter, wir haben ein gutes Image und coole Texte. Ich glaube, das spielt alles mit rein.

Habt ihr andererseits jemals bereut, dass ihr euch selbst so auf dieses Wikingerthema limitiert habt?
Nein. Es gibt noch genug, worüber wir schreiben können. Ich finde das cool.

Das Konzept ist ja für die Live-Show mittlerweile extrem weit getrieben – Jocke Wallgren sitzt mit seinem Drumkit in einem riesigen Wikingerhelm, Johann Hegg schwingt einen riesigen Hammer und dergleichen mehr. Wie stehst du dazu? Kann es irgendwann zu viel Show und zu wenig authentisch werden?
Je größer, desto besser! (lacht) Nein, ich mache mir da keine Sorgen. Und dann ist ja noch die Frage: Was ist authentisch? Klar, wir können einen echten antiken Wikingerhelm auf die Bühne bringen (zeigt mit den Händen die ungefähren Abmaße eines Helms) – aber das ist nicht cool. Im Ernst: Vor 1.000 Jahren waren die meisten Leute in Skandinavien Farmer. Sollen wir über Leute texten, die Kartoffeln anbauen? Das macht doch keinen Spaß. Also: Was macht Spaß? Der mythologische Aspekt der Wikinger, die Schlachten … das ist das coole Zeug. Und das Gleiche gilt für die Bühne: Wenn du da einen Wikingerhelm hast und dann noch Hörner dran machst, schaut das einfach cool aus. So sehen wir das. Wir haben keine Angst, dass es historisch nicht korrekt ist – uns geht es um die Optik. Ich meine, schau dir Iron Maiden an: Jeder weiß, dass Eddy nicht existiert, aber trotzdem ist Eddy cool. Verstehst du?

Trotzdem habt ihr auf dem Summer-Breeze 2017 eine Show ohne all diese Gimmicks gespielt. War das für euch ungewohnt, hast du dich „nackt“ gefühlt?
Ja. Aber es war auch cool, dass wir da ganz auf uns gestellt waren, ohne die Unterstützung von alledem – nur wir und unsere Musik. Dabei war die Show ja auch ein Tribut an Michael Trengert: Wir haben die Songs ausgewählt, von denen wir wissen, dass er sie mochte. Wir wollten bei der Show alles sehr einfach halten und zeigen, wo wir herkommen. Das war sozusagen die Basisversion von AMON AMARTH. Die Show am Tag darauf war dann das All-Inclusive-Paket.

War es anstrengender für euch, die Fans ohne all das Drumherum zu begeistern?
Nein, nein. Wenn ich auf der Bühne bin, sehe ich sowieso nicht, was um mich herum passiert. Das Bühnenlicht blendet mich, ich sehe das Publikum nicht einmal. Deswegen hat das für mich keinen Unterschied gemacht.

Habt ihr mal darüber nachgedacht, eine Clubtour mit diesem Konzept zu spielen?
Nein, noch nicht. Aber das könnte Spaß machen! Als wir „Jomsviking“ veröffentlicht haben, haben wir ein paar Clubshows gespielt – eine in Berlin, eine in Holland, eine in Paris und eine in London. Alle vor rund 400 Leuten. Ich glaube, in Holland haben sogar nur 200 Fans in den Club gepasst. Das war die kleinste Show, die wir seit vielen Jahren gespielt haben. Aber es hat großen Spaß gemacht – es war eng und schwitzig und außer uns selbst hat nichts auf die Bühne gepasst, so klein war die. Das war schon cool – vielleicht machen wir so etwas ja noch einmal. Man weiß nie, was kommt!

Du hast die Freiheit, die du als Musiker genießt, ja schon angesprochen. Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei AMON AMARTH aus, wenn ihr nicht auf Tour seid? Trefft ihr euch täglich, wöchentlich oder nur von Zeit zu Zeit?
Wir treffen uns nur für eine Besprechung, wenn es auch etwas zu besprechen gibt. Ansonsten läuft alles über das Internet, E-Mails, WhatsApp. Wenn wir nicht auf Tour sind, sehen wir uns eigentlich nicht. Vor allem jetzt, weil es uns weit versprengt hat und wir nicht mehr so nah beieinander wohnen. Manchmal gehen wir zusammen ein Bier trinken und machen die Stadt unsicher. Aber dann vor allem, weil wir viele gemeinsame Freunde haben – gerade Ted [Lundström, Bass – A. d. Red.] und ich. Aber normalerweise sehen wir uns nicht so oft. Wir haben auch gar keinen Proberaum mehr: Den haben wir vor sechs Jahren aufgegeben. Wir haben alle das gleiche Studio-Setup daheim. Wenn ich etwas schreibe und es Ted sende und er den File daheim aufmacht, sieht alles exakt so aus wie bei mir. So schreiben und kommunizieren wir.

Wie bereitet ihr euch dann auf Touren vor?
Vor einer Tour proben wir, jeder für sich allein, daheim. Und dann ziehen wir eine mehrtägige Vorproduktion durch. Für Europa haben wir hier in Deutschland ein Lagerhaus. Die Crew ist rund eine Woche vor uns dort und bereitet alles vor, und wir kommen dann zwei oder drei Tage vor der ersten Show und studieren alles ein. In Amerika ist es das gleiche – auch dort haben wir ein Lagerhaus.

Und Songs schreibst du zwischendurch?
Ja. Es bringt nichts, wenn ich mich hinsetze und krampfhaft versuche, etwas zu spielen, wenn ich nicht inspiriert bin. Dann kann ich auch Playstation spielen oder ins Fitnessstudio gehen. Aber wenn ich Songs schreibe, mache ich meine Stunden. Dann kann ich acht Stunden an einem Tag schreiben. Aber eben nur, wenn ich inspiriert bin. Sonst putze ich besser das Haus oder was auch immer. Ich kann mich nicht dazu zwingen.

Was kann dich beispielsweise inspirieren?
Manchmal höre ich etwas in einem Film, oder ich habe viel Slayer gehört… (lacht) Das kann alles sein. Wenn wir auf Tour sind, habe ich etwa meine Aufwärmroutine: Ich habe einen kleinen Verstärker in der Garderobe, und immer eine Stunde vor der Show fange ich an, über diesen kleinen Amp Gitarre zu spielen … einfach etwas zu jammen. Wenn ich da das Gefühl habe, dass ich eine gute Idee hatte, probiere ich den ganzen Rest der Tour damit herum.

Wann hat sich die Art und Weise, wie ihr Songs schreibt, geändert? Früher habt ihr die Songs ja vermutlich als Band im Proberaum geschrieben …
Ja, natürlich. Bis einschließlich „Surtur Rising“ [+/] haben wir alle Songs als Band im Proberaum geschrieben … vielleicht sogar noch ein paar Stücke von „Deceiver Of The Gods“. Danach haben wir angefangen, von daheim aus zu schreiben. Aber natürlich kommen Ted oder Söderberg [Johann, Gitarre – A. d. Red.] und ich immer noch alle paar Wochen für einen Tag zusammen, zeigen uns gegenseitig Material und überlegen, ob diese oder jene Idee funktionieren könnte. Anschließend schicken wir uns dann wieder viele Dateien hin und her.Ist es nicht ein enormer Einschnitt, den Songwritingprozess so umzukrempeln?
Doch, auf jeden Fall. Aber das ist ja auch ein sehr gängiger Weg. Ich mag es einfach, meine Songs alleine zu schreiben. Natürlich habe ich nichts dagegen, Input zu bekommen. Aber für gewöhnlich weiß ich, was ich will – und ich will deswegen erst einmal meine Version fertigmachen. Dann zeige ich das den anderen Jungs und wir arbeiten von diesem Punkt aus weiter. Ich glaube nicht an das Konzept, dass man je ein Riff von jedem nimmt und alles einfach zusammenwirft. Das nächste Riff muss doch logisch auf das davor folgen – das muss funktionieren! Ich schreibe beispielsweise immer erst die Hauptriffs und dann baue ich den Song um diese Riffs herum auf.

Und wann kommen dann die Texte ins Spiel?
Bei „Jomswiking“ [>>(+)-Review/>>(-)-Review] hatte Big J alle Texte schon fertig, weil er diese Geschichte über die Jomswikinger aufgeschrieben hat. Da haben wir dann die Songs zu den Texten geschrieben. Aber das war das einzige Mal, dass wir es komplett auf diese Art gemacht haben. Normalerweise haben wir erst die Songs und er schreibt dazu dann die Texte. Aber wenn wir uns zu Bandmeetings treffen, sprechen wir auch über Songs – das ist eine coole Story, die sollten wir umsetzen und so weiter. Wir spielen uns da viele Ideen zu, aber am Ende schreibt immer Big J die Texte.

Und was sind deine Hobbys, wenn du nicht für AMON AMARTH arbeitest?
Playstation spielen!
… wie ein echter Wikinger?
Nein, nichts mit Wikingern. (lacht) Aktuell spiele ich Red Dead Redemption II. Aber ich spiele viele verschiedene Spiele. Ansonsten stemme ich gerne Gewichte und gehe Angeln.

Um euer Jubiläum zu feiern, erscheint jetzt die Dokumentation „The Pursuit Of Vikings: 25 Years In The Eye Of The Storm“. Hast du den Film bereits gesehen?
Ja, erst gestern, beim Preview in Berlin. Das ist schon ein komisches Gefühl. Ich fand den Film gut, aber nicht, was ich darin mache. Aber ich bin mit dem Resultat schon zufrieden. Das ist eine coole Sache und ich glaube, es wird den Fans gefallen. Wir waren immer etwas zurückhaltend, was die Personen hinter AMON AMARTH anbelangt. Das hier ist jetzt das erste Mal, dass wir uns da etwas öffnen, erzählen, wo wir herkommen und all das. Ich glaube, das ist für die Fans schon interessant. Wenn Slayer so etwas machen würden, fände ich das den Wahnsinn – es wäre doch supercool, zu sehen, wie Kerry King als Kind aussah, oder Dave Lombardo oder Paul Bostaph.

War die DVD für euch als Band viel Arbeit?
Nicht wirklich. Die harte Arbeit haben der Produzent, Alexander Milas, und der Regisseur Phil Wallis gemacht. Wir haben eigentlich nur den Mund aufgemacht und geredet. Und alte Fotos herausgesucht und sowas. Aber viel Arbeit war das für uns nicht.

Kam die Idee von euch als Band oder vom Label?
Ich weiß es gar nicht mehr genau, von dem die Idee stammt – vielleicht war es das Management. Aber schon nachdem wir die „Wrath Of The Norsemen“-DVD gemacht hatten, haben wir gesagt: Wenn wir nochmal irgendwann eine DVD machen, sollte es mehr sein als nur eine Live-DVD. Vielleicht etwas Behind-The-Scenes-Material und so weiter. Aber wir hatten nie den Plan, einen 140-minütigen Film über unsere Band zu drehen. (lacht) Ich denke, die Idee kam vom Management und Alexander Milas. Wir hatten zuerst eher etwas Bedenken – wer interessiert sich denn für uns? Wer will einen Film über uns sehen? Aber dann, nach einiger Zeit, dachten wir uns: Na ja, warum nicht?

Wie wurde das Projekt finanziert? Eine solche Produktion ist ja ziemlich teuer …
Oh ja, das ist es. Aber das Label hat zum Glück die Kosten übernommen.

Glaubst du, dieses Investment zahlt sich aus? Werden Musik-DVDs noch gekauft?
Ich weiß es nicht. Vielleicht nicht. Heute gibt es ja fast nur noch Streaming, alles läuft über Netflix, Youtube, das Internet ganz allgemein. Insofern wird es sich finanziell vermutlich nicht lohnen. Selbst Musik zahlt sich geldmäßig ja nicht mehr aus. Aber du musst das große Ganze sehen: Vielleicht bekommst du es an genau dieser Stelle nicht wieder, aber vielleicht wächst du dafür als Band und es kommen mehr Fans zu den Shows. Auf lange Sicht zahlt es sich also schon aus, denke ich.

Kaufst du selbst denn noch Musik-DVDs?
Nein … nicht mehr. Weißt du, ich war der Letzte in der Band, der auf digitale Musik umgeschwenkt ist. Ich war so sehr gegen Spotify und iTunes und diesen ganzen Mist. Aber als ich es dann erst einmal hatte … Ich habe mit Google Play Music angefangen. Und als ich meine erste Zahlung getätigt habe, neun Euro für einen Monat oder so, habe ich realisiert: Jetzt kann ich alles hören, was ich hören will. Warum sollte ich mir CDs kaufen. Das ist scheiße! Aber so läuft es heute.

Du als Musiker wirbst hier für Streaming?
Nein, ich werbe nicht dafür. Ich sage nur: Ich mache das ja selbst – also was soll‘s?

Und du siehst daran keine negativen Seiten?
Doch, natürlich! Ich glaube, an irgendeinem Punkt wird es uns einholen. Es kostet Geld, Musik zu machen. Entweder die Qualität wird den Bach runter gehen, oder die Leute werden wieder anfangen müssen, Musik zu kaufen.

Leider ist unsere Zeit schon um – zum Abschluss noch schnell ein kurzes Brainstorming:
Deutschland:
Bier!
Slayer: Fantastisch!
Die schwedische Regierung: Scheiße!
ABBA: Großartig!
AMON AMARTH in zehn Jahren: Alt. Nein: älter! (lacht)

Danke für deine Zeit und Antworten! Schaut ihr euch den Film heute nochmal an?
Danke dir! Wir kommen natürlich zum Kino für das Q&A mit den Fans und die Signing-Session, aber ich denke, wir werden eher in der Bar warten, bis der Film vorbei ist. (lacht)

AMON AMARTH, Metal1.info-Chefredakteur Moritz Grütz nach dem Kino-Screening der Dokumentation „The Pursuit Of Vikings: 25 Years In The Eye Of The Storm“ im Mathäser Filmpalast, München.

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Dieses Interview wurde persönlich geführt.

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