November 2011

Review Animals As Leaders – Weightless

Wie häufig kommt es wohl vor, dass ein Label den Gitarristen einer dort gesignten Band fragt ob er, ob seiner herausragenden Fähigkeiten, ein Solo-Album aufnehmen will? Schätzungsweise gar nicht. Im Falle von Tosin Abasi, früher Gitarrist bei „Reflux“ ist dies geschehen, und nach der Auflösung seiner Band wagte er sich an das, zunächst als Solo-Projekt konzipierte Monster heran, welches ANIMALS AS LEADERS werden sollte. Nach dem bei Kritikern begeistert aufgenommenen selbst-betitelten Debüt erscheint nun der Nachfolger „Weightless“ – und hebt die Leistungen der nun zum Trio angewachsenen Band noch einmal an.

Wie man das beschreiben soll was einem auf „Weightless“ entgegen schmettert ist schwer zu beschreiben. Dies wird bereits im grandiosen Opener „An Infinite Regression“ deutlich: Die nahezu wie rückwärts gespielt klingenden tiefen Töne Abasis achtseitiger Gitarre schrauben sich allmählich in mathematischen Tonlagen nach oben und verbinden sich mit einem elektronischen Pfeifen und Klopfen – bis auf einmal die Hölle losbricht und sich eine Gitarre, die klingt wie ein geslappter Bass mit einem treibenden Schlagzeug und mächtigem Riffing verbindet, natürlich nur um im nächsten Moment den Weg für ein schon fast Heavy Metal artiges Solo freizugeben. Schließlich schwirren noch mathematische Taktverschiebungen umher und lassen den Kiefer nach unten klappen. Das beste ist: So irre das alles niedergeschrieben (und auch in echt) klingt, so ist es doch in sich absolut schlüssig und begeistert.
Das Konzept des kontrollierten Wahnsinns treiben die Math Rocker auf Albumlänge fort und schaffen es in jedem Song aufs neue zu überraschen. Da übernehmen zum Beispiel in „Somnarium“ teilweise elektronische Momente die Hauptrolle, die in ihrer zerhackten Form teilweise so klingen wie Radiohead zu „Kid A“ Zeiten auf Speed geklungen hätten oder dominieren deutliche Jazz Klänge das vollkommen abgefahrene „To Lead You To An Overwhelming Question“. Zwei Elemente allerdings sind in jedem Song vorhanden: Absolut irre Soli und absolut mächtiges, fast immer vertracktes Riffing.
In einem anderen Kontext könnten die häufig nach 8-Bit klingenden, hohen, schnellen und virtuosen Soli als Saitengewichse bezeichnet werden – im Rahmen der Musik die ANIMALS AS LEADERS präsentieren wirkt dieses Übertrieben allerdings nur logisch. Dieser filigrane Aspekt wird durch das mächtige Riffing perfekt konterkariert: Die Songs ziehen, häufig urplötzlich, immer wieder massive Soundwände nach oben, welche klingen wie vollständig wahnsinnig geworden Meshuggah (ja das geht) die gemerkt haben, dass ihrem Sound ein geslappter Bass und permanent wechselnde Schlagzeug Muster noch eine Schippe Wahnsinn mehr verleihen können. Das einzige was man ANIMALS AS LEADERS vorwerfen könnte ist, dass das Album nicht durch ein in sich stimmiges Gesamtkonzept wirkt, sondern „nur“ als eine Aneinanderreihung von ähnlich konzipierten Songs.

Der technisch perfekte und herausragend produzierte Mix zwischen Math Rock, Technical Metal und Progressive Metal (um eine vollkommen willkürliche Aneinanderreihung von Genre Begriffen zu präsentieren) den ANIMALS AS LEADERS auf „Weightless“ präsentieren ist eigentlich unmöglich zu bewerten: gleichzeitig anstrengend, Kopfweh erzeugend und auf Grund der permanenten Soli auch nervtötend – dabei allerdings auch immer mitreißend, begeisternd und – schlicht und ergreifend – genial. Man kann nur hoffen, dass die Band nicht auf die Idee kommt nun auch noch Gesang in ihren Irrsinn zu integrieren.

Wertung: 8 / 10

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