Review Antimatter – Leaving Eden

  • Label: Prophecy
  • Veröffentlicht: 2007
  • Spielart: Rock

Es ist nicht gerade anzunehmen, dass die Fans von ANTIMATTER unbedingt begeistert waren, als Duncan Patterson seine Sachen packte, um mit seinem neuen Projekt „Ion“ zukünftig eigene Wege zu gegen. Zwar deutete bereits die Herangehensweise von Patterson und Mick Moss, dem zweiten Mastermind, auf dem letzten Album „Planetary Confinement“ auf den Split hin, denn jeder Musiker hatte seine Songs unabhängig vom Anderen geschrieben und aufgenommen. Dennoch stellt sich die Frage, ob ANTIMATTER auch ohne Patterson noch ANTIMATTER ist.

Glücklicherweise kann die Frage mit einem klaren „Ja“ beantwortet werden. Erneut und damit zum vierten Mal ist es Moss gelungen, seine dunkle Seite auf eine CD zu bringen, ohne dass es aufgesetzt klingt. Melancholische Balladen voller Tiefgang, feinsinnig arrangierte Stücke, größtenteils akustisch dargeboten, ein Album, bei dem man wunderbar zur Ruhe kommen kann. Ein Paradebeispiel dafür ist der dritte Track „Ghosts“, hier schließt man einfach die Augen und lässt sich entführen in die Weiten des ANTIMATTER`schen Kosmos, man lässt sich tragen auf den Emotionen, die immer wieder aufbranden und einen kaum merklich die Sorgen des Alltags vergessen lassen. Oder auch „Another Face In A Window“, bei welchem eine atmosphärische Geige durch den Song führt, der damit ohne weiteres am ehesten auch auf dem Vorgänger hätte stehen können.

Trotzdem, trotz dem Altbekannten, gibt es auch diverse neue Dinge zu entdecken, bzw. wieder zu entdecken. Beim ersten Blick auf den Infozettel war ich ja doch zunächst mal skeptisch, heißt es dort doch, dass sich die härtesten Songs von ANTIMATTER auf „Leaving Eden“ befinden. Im Vergleich mit anderen Bands ist Härte hier sicherlich als sehr relativ zu betrachten, eine gewisse Rückbesinnung auf das Debüt „Saviour“ ist jedoch nicht zu verleugnen. Wenn es an „Planetary Confinement“ überhaupt etwas auszusetzen gab, dann höchstens die fehlende Abwechslung. Hier zelebriert Moss aber auch tatsächlich rockige Stücke, bratende Gitarren und beinahe schon mitreißende Soloeinlagen wie beim Opener „Redemption“ begegnen uns immer wieder und lockern den Gesamtklang durchaus ordentlich auf. Somit ging die Rechnung des Protagonisten voll auf: Moss schwebte ein „dunkles und gelassenes Rockalbum“ vor und genau dies ist ihm gelungen. „Power“ wollte er erzeugen, ohne dabei die „weiten Räume“ zu vernachlässigen, die die Musik dieser britischen Ausnahmeband bisher ausmachten. Einen vermutlich nicht geringen Anteil daran hat Danny Cavanagh, der üblicherweise bei „Anathema“ in die Saiten greift und hier für die Solo-Gitarre zuständig ist. Mit solchen Gastmusikern kann ja eigentlich nichts schief gehen.

Dazu wartet Mick erneut mit tiefschürfenden Texten auf. Man ist es ja gewohnt, keineswegs 08/15-Lyrik vorgesetzt zu bekommen und tatsächlich fügen sie sich wieder nahtlos in das Gesamtkonzept ein, obwohl ich gestehen muss, dass sie diesmal mit noch reichhaltigeren Metaphern unterlegt sind, so dass eine Interpretation, die ohnehin nur eine von vielen möglichen wäre, an dieser Stelle ausbleibt. Hübsch anzuschauen ist ebenfalls das Cover, es zeigt ein Thermobild der Erde mit aktuell heiß diskutierten Klimaerwärmungen. Eine sehr ganzheitliche Arbeit!

Neben den bereits angesprochenen Liedern ist noch der Titeltrack als absoluter Anspieltipp zu nennen und auch „The Freak Show“ sollte hier erwähnt werden. Insgesamt ein abwechslungsreiches Album, welches gekonnt Kraft und Melancholie paart und nur deshalb erneut nicht die Höchstwertung erreicht, weil ich darauf vertraue, dass es bei der nächsten CD noch besser wird.

Wertung: 9.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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