Review Architects – Holy Hell (+)

Metallica haben es getan. Ebenso Slayer und Slipknot. All diese Bands haben weitergemacht, als ein Bandmitglied verstorben ist. Jede Band ging anders um mit dem Verlust eines Bandkollegen und Freundes, aber alle ließen sich davon nicht unterkriegen, sondern setzten ihren Weg unbeirrt fort. Über die Qualität dieser Fortsetzungen, vor allem im Falle von Slayer, lässt sich sicherlich streiten. Auch die britischen Metalcoreler ARCHITECTS hören nach dem Krebstod ihres Gitarristen Tom Searle nicht auf, sondern haben nun knapp zwei Jahre später ein neues Album am Start. „Holy Hell“ heißt die neue Scheibe und genauso widersprüchlich und emotionsbeladen wie der Titel, ist auch das Album geworden.

„Holy Hell“ ist nicht einfach oder geradlinig, vielmehr ist es die Manifestation des emotionalen Chaos in dem sich die Musiker befanden und wohl immer noch befinden. Neben den bekannten Trademark-Riffs treten daher auch verstärkt Streicher und melancholische Melodien auf. Allein der Opener „Death Is Not Defeat“ vereint sowohl brutale Parts mit dramatischen Streichern und Vocals von Sam Carter, der auf „Holy Hell“ ein ganz neues stimmliches Niveau erreicht. Waren dessen Vocals schon immer geprägt von Wut, Verzweiflung und auch einer gewissen Spur von Melancholie, so brüllt sich Sam auf „Holy Hell“ noch viel mehr Negativität von der Seele. Über weite Strecken dominiert er die Scheibe, trägt sie fast schon. Dies mag auch daran liegen, dass der Fronter neben den brutalen Parts auch sehr zerbrechlich und allein klingt. Das soll aber nicht heißen, dass der Rest der Band auf der Strecke bleibt. So frisch und neu wie „Royal Beggars“, „Hereafter“ oder der Titeltrack klang schon lange kein ARCHITECTS-Song mehr. Die Stücke wirken trotz aller Verzweiflung und Dramatik auch irgendwie anders und wie ein erster Schritt in die Zukunft der Band.

Bei allem Verständnis für die momentale Situation der Band darf aber auch nicht verschwiegen werden, dass „Holy Hell“ auch seine Schwächen hat. Wie gesagt klingt das Album widersprüchlich und stellenweise auch etwas zu dramatisch. Man kann es den Jungs nicht verübeln, wenn sie das Chaos in ihren Köpfen vertonen um es besser verarbeiten zu können, aber dennoch ist nicht jede Entscheidung auf „Holy Hell“ nachvollziehbar. Bestes Beispiel dafür ist wohl der brutale Brecher „The Seventh Circle“, der für ARCHITECTS-Verhältnisse überraschend geradlinig und walzend nach vorne geht. An sich eine spannende und coole neue Seite der Band, im Gesamtkontext des Albums aber irgendwie fehl am Platz.

„Holy Hell“ ist kein perfektes, aber dafür ehrliches und emotionales Album, dass sinnbildlich für den Wendepunkt steht, an dem sich die Band befindet. Es steckt noch Leben in den ARCHITECTS und man darf gespannt sein, wie sich die Jungs weiterentwickeln werden.

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Wertung: 8 / 10

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