Review Atreyu – Long Live

Sechs Jahre ist es her, dass ATREYU 2009 mit „Congregation Of The Damned“ ihr letztes Album veröffentlichten. Es folgte eine mehrjährige Pause, die Bandmitglieder waren ausgebrannt und brauchten Abstand von ATREYU, widmeten sich derweil anderen Projekten. Nun liegt mit „Long Live“ ihr sehnlich erwartetes Comeback-Album vor. Aber kann es den Ansprüchen der Hörer standhalten, nachdem die zwei vorherigen Platten mit eher gemischten Gefühlen aufgenommen worden waren? Diese Frage wird wohl jeder für sich beantworten müssen, aber es spricht vieles dafür, das Comeback als geglückt anzusehen.

Bereits der eröffnende Up-Tempo-Titeltrack klingt wieder wesentlich kraftvoller als alles, was man zuletzt von ATREYU zu hören bekam. Zwar sticht abgesehen vom Refrain und dem kurzen Gitarrensolo nicht allzu viel hervor, doch man erkennt schnell die eingeschlagene Marschroute: mehr Screaming und härteres Riffing. Ersteres überrascht in den Strophen von „Live To Labor“ mit seinem äußerst temporeichen Einsatz, der Chorus ist jedoch wieder eindeutig auf den Mitsing-Faktor ausgelegt. Es überwiegt also das gängige Schema: gescreamte Strophen und clean gesungene Refrains. Beides klingt Band-typisch, es hat sich nicht viel geändert. Stellenweise werden auch verzerrter Gesang oder Group Vocals eingesetzt. Die Texte sind gut verständlich, aber leider nicht mehr so interessant formuliert wie beispielsweise noch auf „The Curse“. Unglücklicherweise kann auch die Atmosphäre nicht mit der des ebengenannten Werks mithalten, es fehlt einfach die düstere Grundstimmung.
Nichtsdestotrotz hört man eindeutig, dass man es mit ATREYU zu tun hat, „I Would Kill/Lie/Die (For You)“ hätte so auch ohne weiteres auf „A Deathgrip On Yesterday“ gepasst. Selbiges gilt für das melancholisch-sehnsüchtige „A Bitter Broken Memory“, das mit seinem Gitarrensolo ein wenig an Melodic Death Metal erinnert. Das lässt sich auch über das Intro-Riff von „Start To Break“ sagen, das einen nostalgisch an alte In Flames zurückdenken lässt. Ein weiterer positiv ins Gewicht fallender Track ist „Reckless“, der mit Geflüster und Pianoklängen anfängt und mit der Zeit immer intensiver wird, bis in der Bridge schließlich regelrecht thrashig vorgegangen wird. Hier sticht sogar das aggressive Screaming hervor. Das unheilvolle Solo in „So Others May Live“ schafft es dann gegen Ende sogar doch noch, etwas Atmosphäre zu erzeugen.
Neben diesen durchaus positiven Eindrücken gibt es jedoch leider auch einige Ausfälle. Zwar werden die Instrumente insgesamt recht abwechslungsreich eingesetzt, doch hin und wieder wird zu sehr auf Genre-typische Breakdowns gesetzt. Ebenjene Passagen klingen störend leer, beinahe schon unfertig. Wie bereits erwähnt sucht man die dunkle Stimmung der früheren Alben hier vergebens, was auch die eher faden Lyrics widerspiegeln. Einige Songs (wie beispielsweise „Cut Off The Head“) wirken recht uninspiriert, sodass man versucht ist, die Skip-Taste zu drücken. „Do You Know Who You Are“ zitiert mit seinem Klatsch-Drum-Intro viel zu deutlich „We Will Rock You“ von Queen und das Classic-Rock-orientierte „Brass Balls“ will nicht so richtig zünden, auch wenn der Refrain der wohl eingängigste auf „Long Live“ ist.

Alles in allem muss man ATREYU aber zugestehen, dass wieder wesentlich mehr Herzblut in der Musik steckt als auf den letzten zwei Veröffentlichungen. Von perfekt ist man hier zwar weit entfernt, aber es wird dem geneigten Hörer vieles geboten, was einen Kauf rechtfertigt. Vor allem die Vielseitigkeit und der erhöhte Härtegrad stehen ATREYU gut zu Gesicht und eine gewisse Eigenständigkeit gegenüber anderen Bands desselben Genres kann man der Truppe ebenfalls zugutehalten.

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Wertung: 7 / 10

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