Februar 2013

Review Audrey Horne – Youngblood

  • Label: Napalm
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Hard Rock

AUDREY HORNE gehören zweifellos zu den großen Aufsteigern im klassischen Rock-Sektor der letzten Jahre. Spätestens 2010 konnte man mit dem selbstbetitelten Album eine eingeschworene Fanschar noch einmal deutlich erweitern, Konzerte der Norweger werden kompromisslos abgefeiert. Das Erfolgsrezept ist dabei denkbar einfach: Hymnische, treibende Songs, mit welchen der gemäßigte Gelegenheits-Rockhörer ebenso etwas anfangen kann wie der beinharte Hard Rocker. Auf „Youngblood“ geht dieser Ansatz trotz des platten Titels besser auf denn je.

Dabei könnte man sich instrumental gesehen kaum ein stromlinienförmigeres Album vorstellen, gerade an der Riff-Fraktion bedient man sich großzügig aus dem großen Baukasten-Fundus des Rock. Auch das Songwriting ist erwartungsgemäß traditionell, musikalische Überraschungen wird man hier nicht finden. Aber vermutlich ist es gerade dieser Ansatz, der „Youngblood“ so großartig macht. Es gilt das Prinzip: Was nicht förderlich ist, den Song energetisch zu gestalten und ein mitreißendes Hörerlebnis zu erzeugen, das wird nicht gespielt. So dröhnen die Riffs direkt und unkompliziert aus den Boxen, um Sänger Toschie möglichst viel Raum zu lassen. Und hier findet sich dann der große Reiz der Platte: In den Refrains, die direkt ins Ohr gehen und die allesamt riesiges Mitgrölpotenzial haben. „Youngblood“ ist eines dieser Alben, wegen dem man als Hörer auf Bandhomepages geht, um sich über Live-Dates zu informieren. Ob „Redemption Blues“, „Youngblood“ oder „Straight Into Your Grave“, schon die ersten drei Songs sind Hymnen, die zünden, einfach, weil sie mit großartigen Melodien aufwarten und klingen, als hätten die Musiker beim Einspielen eine Menge Spaß gehabt.
Steckt man schon mit diesen drei Songs eine große stilistische Bandbreite zwischen klassischem Mid-Tempo-Bauernfänger und melancholischem Material im Sinne Volbeats ab, kommen mit „There Goes A Lady“ noch ein grooviger Aerosmith-Rocker und mit „The Open Sea“ auch noch eine manische, verstörende Facette hinzu.
Kurz: Obwohl „Youngblood“ wie aus einem Guss gemacht klingt und songübergreifend Spannung erzeugt, hat jeder Track auch eigenen Charakter, was garantiert, dass das Album auch längerfristig interessant bleibt.

Bei manchen CDs ist es schwierig, als Rezensent haarklein zu vermitteln, was man von ihnen zu erwarten hat, einfach, weil sie in ihrer Gesamtheit toll sind, ohne dass man genau erklären könnte und wollte, warum. „Youngblood“ ist jedenfalls das erste Album seit Langem aus dem tendenziell eher fetzenden Rock, das mich wirklich begeistern konnte. Wer mitreißende Rocksongs mag und sich ärgert, dass Volbeat mit „Above Heaven / Beyond Hell“ nicht mehr ganz an vergangene Großtaten anschließen konnten, sollte AUDREY HORNE allerspätestens jetzt anchecken.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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