Review Belphegor – Bondage Goat Zombie

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Black Metal

Mit seinem „Kirchenglocken,Wind und Teufel“-Intro beginnt das mittlerweile siebte BELPHEGOR-Album reichlich uninspiriert. Alles jedoch, was darauf folgt, lässt diesen uninspirierten Einstieg schnell vergessen – liefern die Österreicher auf „Bondage Goat Zombie“ doch brutalen Death / Black Metal auf höchstem Niveau, der sich definitiv vor Nichts und Niemandem zu verstecken braucht.

Wie so oft ist schon das Coverartwork durchaus aussagekräftig: In moderner Aufmachung veranschaulicht es die drei Grundpfeiler der lyrischen Thematik, die von dem für seine pornographisch-philosophischen Werke bekannten Marquis De Sade inspiriert ist: Eine teils skelettierte Dame mit Widdergehörn in Strapse fliegt durch geistergefüllten, in kühlem blau gehaltenen Raum. Und genau so kalt und klar und dabei doch so hässlich und morbid, wie das Cover vermuten lässt, klingt „Bondage Goat Zombie“: Modern, abwechslungsreich, aus krachenden Riffs aufgebaut, zäh, fies, dennoch stets filigran und melodiös, begleitet von immer wiederkehrenden weiblichen Lust- und Schmerzensschreien sowie Glockengeläut. Das ist Metal, wie man ihn sich nur wünschen kann, direkt, headbangtauglich, ohrwurmverdächtig und mit Drive, ohne dabei banal zu werden oder aber durch überambitioniertes Gefrickel auf die Nerven zu gehen.

Zwar ist man, wie auf dem Vorgänger „Pestapocalypse VI“, auch hier noch gelegentlich an die polnischen (Label-)Kollegen mit dem ebenfalls mit „B“ beginnenden Bandnamen erinnert, doch waren die Österreicher dieses Mal mutig genug, sich durch Neuerungen wie melodische Soli, die auch auf „Tetra Karcist“ von Enthroned zu finden sein könnten, Klargesang (bei „The Sukkubus Lustrate“) und den gekonnten Wechsel zwischen schnellen Riffs und Midtempo-Passagen geschickt weiterzuentwickeln und so auch musikalisch die Individualität zu erlangen, die man textlich schon lange erreicht hat. Man kann über die erneut auf Englisch, Deutsch und Latein verfassten Texte denken, wie man will – extravagant sind Titel wie „Sexdiktator Lucifer“ allemal.

Lediglich der versuchte Brückenschlag zwischen Metal und Klassik wirkt etwas unbeholfen und erzwungen: Das klassisch inspirierte Clean-Gitarren-Zwischenspiel steht zusammenhangslos am Beginn von „Armageddon’s Raid“, viel zu schnell setzt der Song, auf einen Übergang gänzlich verzichtend, mit kompromisslosem Hochgeschwindigkeits-Geknüppel ein. Schade, da hätte man mehr draus machen können, hätte man sich zum Beispiel die Arrangement-Perfektionisten Shining zum Vorbild genommen, die in der Kategorie „Einbindung eines klassischen Klavierstücks“ mit dem Beethoven-Motiv in „Åttiosextusenfyrahundra“ bis dato ungeschlagen sind.

Mit Satan, Sex und Sensenmann decken BELPHEGOR auf „Bondage Goat Zombie“ alle band- wie genretypischen Thematiken ab – musikalisch gehen die Österreicher dabei jedoch deutlich weniger klischeehaft vor als man erwarten könnte und liefern so ein erfrischendes Extreme-Metal-Album ab, das mit einem sehr eigenen Charakter nicht nur in der bandeigenen Diskographie, sondern in seinem gesamten Genre hervorsticht.

Anspieltipps: „Stigma Diabolicum“ & „Sexdiktator Lucifer“

Wertung: 9 / 10

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