Review Beyond The Black – Heart Of The Hurricane

Wer die Karriere der deutschen Symphonic-Metal-Formation BEYOND THE BLACK von Anfang an mitverfolgt hat, weiß, dass es die Gruppe bereits in den Kinderschuhen nicht allzu leicht hatte: Als Band, die von Anfang an bei Universal Music beziehungsweise dessen Sub-Label Ariforce1 war, war die Gruppe seit jeher einer Menge Kritik und Kommerz-Vorwürfen ausgesetzt. Die beiden ersten Alben „Songs Of Love And Death“ sowie „Lost In Forever“ konnten im Symphonic-Sektor dennoch einschlagen und rasch eine recht große Hörerschaft für sich verbuchen, ebenso trat die Gruppe als Support-Act für die Rock-Legende Scorpions auf. 2016 kam es aber überraschend zu einem Wendepunkt: Die Band löste sich quasi komplett auf, bis auf Sängerin Jennifer Haben verschwanden alle weiteren Musiker von der Bildfläche. Einen Casting-Aufruf später hat die Gruppe jedoch sozusagen ihre Wiedergeburt erlebt und mit „Heart Of The Hurricane“ liegt das dritte BEYOND-THE-BLACK-Album und gleichsam das erste vor, das unter der neuen Besetzung entstanden ist.

Satte 15 Songs ohne Instrumentals befinden sich auf der Platte, die es damit auf mehr als eine Stunde Laufzeit bringt – und in dieser geschieht in der Tat auch so Einiges. Wenn angesichts der hohen Song-Anzahl die Befürchtung aufkeimt, dass „Heart Of The Hurricane“ mit einer Menge Lückenfüllern gestreckt ist, lässt sich diese guten Gewissens zerstreuen, denn die Langrille bietet nicht nur Quantität, sondern auch viel Qualität. Auf gewisse Weise wirkt das Songwriting nochmal eine Spur gereifter und gewachsener als auf den Vorgängern.. Selbst wenn nicht jeder Track absolutes Hitpotenzial birgt, findet sich doch zumindest auch keiner, dem sich nichts oder nur wenig abgewinnen lässt, was bei der Fülle alles andere als selbstverständlich ist.

Apropos Hitpotenzial: Dieses bietet „Heart Of The Hurricane“ durchaus in mehrfacher Ausführung. Bereits das Eröffnungsdoppel aus „Hysteria“ und dem im Vorab mit Video veröffentlichten Titelsong geht gut nach vorne, reißt mit und gewinnt den Hörer augenblicklich für das Album. Beim flotten „Beneath A Blackened Sky“ kommt mit allerlei Chören und orchestralen Spielereien der Symphonic-Charakter besonders stark zur Geltung. Kurz darauf folgt mit „My God Is Dead“ gewissermaßen das Kontrastprogramm in Form einer schwermütigen, ruhig beginnenden und dann aber pünktlich zum Refrain explodierenden und durch kraftvolle Shouts gestützten Nummer, die insbesondere live zu Recht wie eine Bombe einschlägt.

Besonders interessant gestaltet sich „Heart Of The Hurricane“ dann, wenn es die etablierte BEYOND-THE-BLACK-Formel zu verlassen beziehungsweise zu erweitern wagt. „Million Lightyears“ etwa profitiert vom gelungenen Wechselgesang aus weiblichen und männlichen Clean-Vocals, was nicht allzu häufig bei der Band vorkommt und stellenweise an „Pearl In A World Of Dirt“ vom Debüt-Album denken lässt. Wirklich überraschend zeigt sich aber vor allem „Song For The Godless“, eine melancholische Nummer, die mit atmosphärischen Mittelalter-Melodien durchsetzt ist. Es sind kleine, vollauf gelungene Experimente wie diese, die zeigen, dass ein radikaler Paradigmenwechsel gar nicht immer nötig ist, um seinen Alben einen Hauch Innovation zu verleihen, sodass am Ende mehr derartige Ausbrüche aus der Komfortzone wünschenswert gewesen wären.

Im Kern handelt es sich bei „Heart Of The Hurricane“ nämlich vollauf um einen geistigen Nachfolger der ersten beiden Platten, der sehr gut gelungen ist, von ein paar weiteren innovativen Einfällen jedoch profitiert hätte. Negativ anlasten lässt sich dem Output, dass der mit dem zweiten Album „Lost In Forever“ begonnene Thread, den Härtegrad herunter zu schrauben, in weiten Teilen fortgesetzt wird. Sicher gibt es Songs mit ordentlich Riffpower, insgesamt stehen Melodie und Bombast aber öfter im Zentrum und auch mit Growls hat es sich bei BEYOND THE BLACK bis auf einige wenige Songs erst einmal erledigt. Eine stärkere Rückbesinnung auf diese Elemente wäre bei einem nächsten Album ein Pluspunkt. Da es an den Songs an sich, unabhängig von der leidigen und andernorts nach wie vor diskutierten Frage, inwieweit die Musiker ihre Musik selbst schreiben oder nicht, aber nichts auszusetzen gibt, ist das Kritik auf hohem Niveau. Insgesamt erreicht „Heart Of The Hurricane“ nicht ganz die Klasse des hervorragenden Debüt-Albums, nah dran ist es aber in jedem Fall.

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Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Pascal Weber

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