Konzertbericht: Within Temptation w/ Beyond The Black

17.12.2018 München, Zenith

Von Gothic Rock über fast schon folkig angehauchten Symphonic Metal bis hin zu Alternative Rock – WITHIN TEMPTATION haben in 22 Jahren Bandgeschichte schon vieles ausprobiert. Wiewohl davon nicht alles jedem Fan gefallen hat, hat es den Niederländern im Großen und Ganzen nicht geschadet: Wie schon 2011 und 2014 führt ihre Tour Sharon den Adel und ihre Mitstreiter auch 2018 wieder ins Zenith München, das zwar durch einen Vorhang etwas kapazitätsreduziert, aber immer noch mehr als gut gefüllt ist.

Pünktlich um 20:00 Uhr ist es jedoch erst einmal an der erst 2014 gegündeten Newcomerband BEYOND THE BLACK, den Abend gebührend zu eröffnen. Sobald sich der maßlos übertrieben eingesetzte Nebel gelichtet hat, bekommen die Fans der Saarländer eine mehr als anständige Show zu sehen: Gerade die Wechsel zwischen dem ansonsten leider fast zu glatten Gesang von Jennifer Haben und den Growls von Gitarrist Christian Hermsdörfer funktionieren als Effekt gut. Ansonsten kann auch der hohe Sympathiewert des Quintetts leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass man in der halben Stunde BEYOND THE BLACK musikalisch größtenteils recht generischen Symphonic Metal geboten bekommt: Alles schon mal da gewesen, alles schon gehört – zur Einstimmung auf eine wahre Größe des Genres aber durchaus geeignet.

  1. Heart Of The Hurricane
  2. Lost In Forever
  3. When Angels Fall
  4. In The Shadows
  5. Million Lightyears
  6. Hallelujah

Punkt 21:00 Uhr ist es bereits Zeit für WITHIN TEMPTATION – und damit für die ganz große Show. Dabei fängt alles ganz schlicht an: Zu „Raise Your Banner“ stürmt Sharon den Adel fahneschwenkend auf die Bühne – von da an dauert es nur Sekundenbruchteile, bis die sympathische Niederländerin das Publikum im Griff hat. Dass der Sound zwar vergleichsweise leise, aber glasklar ist, sodass Sharon den Adels charakterstarke Stimme perfekt zur Geltung kommt, hilft dabei ebenso wie das bombastische Setting: Ein aufwändiges Bühnenbild mit Aufbauten, Greenscreen-Elementen und Nebelwerfern, eine gigantische Leinwand anstelle des herkömmlichen Backdrop-Banners und eine spektakuläre Lichtshow verleihen der Darbietung einen beeindruckenden Rahmen. Zumal WITHIN TEMPTATION – anders als viele andere Bands – die Leinwand nämlich mit einem Mix aus aufwändigen Animationen und Musikvideos sehr geschickt zu nutzen wissen.

Musikalisch repräsentiert die Show die ganze Bandbreite des bisherigen Schaffens von WITHIN TEMPTATION. Am deutlichsten wird das, als die Truppe auf den folkigen „Mother Earth“-Klassiker „The Promise“ eine leider wenig gelungene Akustik-Interpretation des Albumhits „Ice Queen“ folgen lässt, um dann über den Alternative-Rock-Hit „Faster“ („The Unforgiving“) bei „Mercy Mirror“ zu landen, mit dem sie sich auch problemlos für den Eurovision Songcontest hätten bewerben könnten. Eher auf dieser Seite der Skala reihen sich auch die fünf Songs des kommenden Albums „Resist“ (VÖ: 1. Februar 2019) ein, die – der Entwicklung über die letzten Alben folgend – in ihrer modern-rockigen Art mit dem Symphonic Metal der Anfangsjahre nur noch wenig gemein haben.

Wie sinnvoll es ist, die Gesangsspuren von Tarja Turunen („Paradise“) und Mina (damals noch Keith) Caputo von Life Of Agony („What Have You Done“) vom Band mitlaufen zu lassen, beziehungsweise ob die Songs nicht eher durch „echte“ Live-Version ohne eingesamplete Gastbeiträge gewonnen hätten, ist freilich Ansichtssache. Keine Diskussion hingegen dürfte es über den rundum gelungenen Konzertabschluss geben: Mit „Mother Earth“ bekommen die Fans (natürlich) noch den vielleicht größten WITHIN-TEMPTATION-Hit – und als sich die ersten Fans bereits in Richtung Garderobe aufmachen, setzen WITHIN TEMPTATION mit einem grandios inszenierten „Stairway To The Skies“ noch einen drauf: Engelsgleich fährt Sharon den Adel hier gen Himmel, schwebt in einem Ring aus Licht, das türkise Kleid reicht bis zum Boden – mehr Kitsch ist kaum vorstellbar, eine vollkommenere Inszenierung ebensowenig.

  1. Raise Your Banner
  2. The Reckoning
  3. Endless War
  4. In The Middle Of The Night
  5. Stand My Ground
  6. All I Need
  7. Supernova
  8. Shot In The Dark
  9. The Promise
  10. Ice Queen (Akustik-Version)
  11. Faster
  12. Mercy Mirror
  13. Paradise (What About Us?)
  14. The Heart Of Everything
  15. What Have You Done
  16. Forgiven
  17. Mother Earth
  18. Stairway To The Skies

Wiewohl der musikalische Weg von WITHIN TEMPTATION fraglos nicht jeden glücklich macht, der irgendwann in den vergangenen 22 Jahren Fan der Band wurde, muss man der Band zumindest eines lassen: Auf der Bühne können Sharon den Adel und ihre Mitstreiter das alte wie auch neue Material absolut überzeugend darbieten. Gewiss, der bisweilen fast in den Pop reichende Kitschfaktor gerade des neueren und neuesten Materials ist mitunter hart an der Schmerzgrenze – im Kontext der fulminanten Multimedia-Liveshow muss man jedoch selbst diesen Songs zugestehen: Sie funktionieren.

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