Review Bob Dylan – Triplicate

  • Label: Sony
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Entmetallisiert, Singer/Songwriter

Nach vielen Jahren der Vermutungen war es 2016 schließlich so weit: BOB DYLAN erhielt als erster Musiker den Literaturnobelpreis. Das Presseecho darauf war, gelinde gesagt, gemischt. Dabei stand vor allem die Frage nach der Qualität der Texte der Singer-Songwriter-Legende im Vordergrund. Sind diese auszeichnungswürdige Literatur und kann man Songlyrics wirklich mit einem Literaturpreis auszeichnen? Die eine Person, die sich nicht um diesen Preis scherte, war BOB DYLAN selbst. Weder nahm er seine Auszeichnung persönlich in Empfang, noch hatte er mehr als zwei knappe, zeitverzögerte Antworten an das Komitee parat. Was BOB DYLAN stattdessen tat, ist das, was er am besten kann: Musik machen. In der Tradition seiner letzten beiden Alben widmet er sich auch auf seinem neuen, 38. Studioalbum „Triplicates“ amerikanischen Klassikern der Prä-Rock-Ära. Um seinem Werk einen weiteren Meilenstein hinzuzufügen, veröffentlicht er dabei erstmals, dem Titel entsprechend, ein Dreifachalbum mit ganzen 30 Stücken. Übertreibt es der gute Mann da nicht etwas?

Entgegen dem Titel des Openers „I’ll Have To Change My Plan“, lässt sich BOB DYLAN auf seinem Weg nicht beirren. Auch wenn er sich bei seinen letzten beiden Alben einiges an Kritik gefallen lassen musste, bleibt der Musiker unbeirrt dabei, in dieser Phase seiner Karriere Stücke zu interpretieren, die ihn geprägt haben. Erneut wird er dabei von seiner Liveband unterstützt, die nach wie vor unglaublich präzise und sauber zusammenspielt. Im Vergleich zu „Shadows In The Night“ und „Fallen Angels“ fällt auf, dass sowohl BOB DYLAN, als auch seine Band sich immer wohler in diesem Soundgewand fühlen und „Triplicate“ in der Folge organischer und harmonischer wirkt. Auch die Stimme von BOB DYLAN selbst klingt in manchen Passagen regelrecht befreit. Dennoch schrammt er mit seinen Crooner-Einlagen gelegentlich an einigen Tönen vorbei und kann nicht verheimlichen, 2017 seinen 76. Geburtstag zu feiern.

Dabei sind die drei CDs, mit den Titeln „‘Til The Sun Goes Down“, „Devil Dolls“ und „Comin‘ Home Late“ ähnlich aufgebaut. Jedes Album dauert ungefähr 32 Minuten, und werden von Stücken eröffnet, die BOB DYLAN im Big-Band-Gewand zeigen. Nach diesen astreinen Swing-Versionen amerikanischer Klassiker folgen auf das Wesentliche entkernte Interpretation von Nummern von unter anderem Lee Adams, Ted Koehler, Corolyn Leigh und selbstverständlich Frank Sinatra. Besonders die Produktion von „Triplicate“ sorgt dafür, dass sich das Album von „Fallen Angels“ und „Shadows In The Night“ abhebt: Der intime Klang der beiden ähnlich ausgerichteten Vorgänger ist einer volleren, größeren Produktion gewichen. Auch BOB DYLANS Gesang ist mit viel Hall unterlegt. Diese kleinen Kniffe sorgen für einen schönen Gegensatz zu den minimalistischen Stücken. Die Reduktion auf das Wesentliche und die ähnliche Struktur geht leider auf Kosten des Abwechslungsreichtums, wobei die Aufteilung auf drei CDs dafür sorgt, dass „Triplicate“ überraschend kurzweilig wirkt.

Erneut werden etliche Fans seiner früheren Phasen BOB DYLAN kritisieren und besonders darauf hinweisen, dass die Stimme des 75-Jährigen an Kraft verloren hat und er es lieber gut sein lassen sollte. Dass es auch dieses Mal ausschließlich Cover alter Klassiker zu hören gibt, die in reduzierter Besetzung dargeboten werden, und BOB DYLAN einmal mehr nicht mit neuen Songs aufwartet, wird einigen ebenfalls sauer aufstoßen. Eines ist klar: Das Album erfindet dabei das Rad sicher nicht neu und kann das auch gar nicht. Dennoch fügt BOB DYLAN mit „Triplicate“ seiner wohl einzigartigen Karriere ein weiteres stimmiges, beeindruckendes und überraschend kurzweiliges Album hinzu. Und Literaturpreis hin oder her: Während BOB DYLAN hier noch Klassiker covert, ist er schon lange selbst ein solcher geworden.

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Wertung: 8 / 10

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