Das Cover von "Surgical Steel" von Carcass

Review Carcass – Surgical Steel

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Death Metal

Als sich CARCASS vor 17 Jahren in den Ruhestand verabschiedeten, hätte wohl niemand erwartet, dass sich die Truppe 2004 für einige Reunion-Shows wieder zusammen finden würde – noch dazu in der legendären „Heartwork“-Besetzung. In der erneuten Pause, die auf jene Shows folgte, ist diese zwar wieder auseinander gegangen, aber dafür haben sich die britischen Death Metal-Vorreiter inzwischen tatsächlich wieder zusammengerauft, um mit „Surgical Steel“ ein Comeback-Album zu präsentieren.

Klingt das kitschige Bombast-Intro „1985“ mit singenden Dual-Gitarren noch so wie die Titelmelodie einer Cartoon-Serie aus eben jenem Jahr, beweist die Truppe mit dem folgenden, nicht mal zweiminütigen „Thrasher’s Abattoir“, dass sie ihre Grind-Vergangenheit zumindest nicht vollkommen vergessen hat. Nummern wie das folgende „Cadaver Pouch Conveyor System“ oder auch „The Granulating Dark Satanic Mills“ gehen – ebenfalls nicht zuletzt aufgrund dezenter aber deshalb nicht weniger wirkungsvoller Doppel-Leads – hingegen deutlich in Richtung Melodic Death Metal. Mit Stampfern wie „A Congealed Clot Of Human Blood“ und „Master Butscher’s Apron“ zeigen CARCASS schließlich, dass sie auch heavy können, wobei letzteres zudem mit einem furiosen Blast-Inferno aufwartet.

An Frontmann Jeff Walkers Behauptung, „Surgical Steel“ sei eine Kombination bzw. vielmehr das Resultat der unterschiedlichen Schaffensphasen, die die Briten in den letzten 25 Jahren durchlebt haben ist also tatsächlich etwas dran – CARCASS loten auf ihrem Comeback-Werk so ziemlich jede Facette ihres Sounds aus und basteln daraus ein Death Metal-Album voll am Puls der Zeit. Nicht zuletzt aufgrund der unüberhörbaren Heavy Metal-Schlagseite der Platte kann man sich dem Charme dieses Experiments, das seinen Gipfel wohl in dem von Megadeth inspirierten Rausschmeißer „Mount Of Execution“ findet, kaum entziehen. Die Melodien mögen vielleicht hin und wieder ein bisschen arg banal ausfallen, aber dafür gibt es hier allerhand überraschende Wendungen, Riffs für die Ewigkeit und vor allem unwahrscheinlich coole Leadgitarren aus den begabten Fingern von Chef-Gitarrist Bill Steer.

Weil ursprünglich von Colin Richardson beaufsichtigt und erst spät von Mr. Andy Sneap zu Ende gemischt, klingt das Album zwar nicht nach dem charakteristisch sägenden Sound des Briten, allerdings passt das klinische, sterile Klangbild bestens zu einem Titel wie „Surgical Steel“ und den Assoziationen, welche die Songtitel hervorrufen. Es scheint, als hätten CARCASS mit „Surgical Steel“ den Kern des Heavy Metal erfolgreich dekonstruiert und somit ein ebenso vielschichtiges wie zwingendes und eingängiges Album geschaffen, das gleichermaßen moshpit- wie stadiontauglich ausfällt und den Hörer nicht loslässt, ehe die letzte Note verklungen ist.

Während allerorts noch immer über die Abwesenheit von Klampfer Michael Amott und die möglichen Gründe dafür diskutiert wird, interessieren sich CARCASS dafür einen feuchten Kehricht und bringen ein unschlagbares Comeback-Album heraus. Gitarrist Bill Steer beweist auf „Surgical Steel“ eindrucksvoll, dass er sich kaum hinter dem Arch-Enemy-Gitarristen zu verstecken braucht. Auch als Band können die Briten mit ihrer neuen Platte auf ganzer Linie Punkten, was vornehmlich am superben Songwriting auf „Surgical Steel“ liegt.

Wertung: 9.5 / 10

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