Review Crowbar – Sever The Wicked Hand

Satte sechs Jahre mussten die Fans auf einen neuen Silberling aus dem CROWBAR-Lager warten. Mastermind Kirk Windstein mit Down und Kingdom Of Sorrow schwer beschäftigt, brachte mit beiden Bands in dieser Zeit insgesamt drei Alben auf den Markt und tourte ausführlich. Im vergangenen Jahr war dann endlich wieder Zeit für CROWBAR und das mittlerweile neunte Album ,„Sever The Wicked Hand“, wurde eingespielt.

In Europa erscheint der Langspieler erstmals über Century Media Records, während für die Staaten ein Dachdeal mit E1 Music eingefahren wurde. Das aufgestockte Budget wurde sounddienlicherweise in Erfolgsproduzent Zeuss investiert, der „Sever The Wicked Hand“ mit dem Mixing und Mastering die abschließende Veredelung verpasst hat, während das Coverartwork von Killswitch Engage-Bassist Mike D’Antonia entworfen wurde.

Sechs Monate ist Windstein nun schon weg von Alkohol und Drogen, hat die Musik – so sagt er selbst – wieder zu lieben gelernt. Eine Aussage, die man schon anhand des Openers „Isolation (Desperation)“ nicht mehr bezweifeln möchte. Die Gitarren sind extrem schwer aber nicht ungelenk, grooven höllisch und setzen Windstein, der sich die Seele aus dem Leib brüllt, erst so richtig in Szene. Unverwechselbar sind die doppelläufigen Gitarren, die CROWBAR zusammen mit Windsteins Gesang so einmalig machen – wenn dann in der zweiten Hälfte des Songs der Melancholiegrad nochmals nach oben geschraubt wird, ist eine Gänsehaut garantiert. Mit nicht weniger Gänsehautfaktor aber deutlich doomiger werden Tracks im Stile von „Liquid Sky And Cold Black Earth“ intoniert, während der Titelsong oder „The Cemetery Angels“ schneller und dreckiger sind und neben einem dominanten Schlagzeug vor allem auch durch ihren deutlichen Hardcore-Touch auffallen.

Eins lässt sich noch in der ersten Hälfte des 12 Songs starken Albums feststellen: Derart emotional waren CROWBAR und allen voran Kirk Windstein noch nie. Es ist nur noch grandios, was der Frontmann und Gitarrist gesanglich aus sich heraus holt und man hört deutlich, dass er trocken endlich wieder Spaß am Singen hat. Abwechslung wird auf „Sever The Wicked Hand“ extrem groß geschrieben und so wundert es dann auch nicht, mit „Let Me Mourn“ einen schwer an Alice In Chains erinnernden Kracher vorgesetzt zu bekommen. Die Gitarren wechseln von schwersten Doom-Riffs über hardcorelastiges Nackenbrechergeschrammel, agieren alles in allem wesentlich melodischer als noch auf den Vorgängern, haben aber trotzdem noch dick „Sludge Metal“ auf dem Korpus geschrieben. Windsteins Gesang thront über alledem, wird von der Instrumentalfraktion auf den Weg gebracht, setzt die wichtigsten Nuancen aber immer noch selbst. Dass seine Art des Singens extrem auf die Stimmbänder geht und er das in der Vergangenheit gerne Alkohol betäubt hat, offenbaren Nummern wie „Symbiosis“ wahrscheinlich am besten – hier muss man allerdings sagen: Stimmbandzerstörung wird sich anno 2011 nicht mehr genialer anhören.

„Sever The Wicked Hand“ ist ein dreckiger kleiner Bastard, der für CROWBAR ohne Zweifel der Höhepunkt des bisherigen Schaffens ist. Windstein brilliert mit einem unglaublichen Gespür für die richtig großen Emotionen, die bleierne Schwere der Gitarrenarbeit – ebenfalls nahezu komplett von ihm arrangiert – lässt die Kinnlade nach unten klappen. Die Energie und Frische, die Album Nummer neun zu einem kraftstrotzenden Meisterwerk machen, spiegeln sich auch lyrisch wieder. Kirk Windstein hat seine Sucht vorerst überwunden und das Negative aus seinem Leben entfernt – die Fans dürfen ihn dazu beglückwünschen und sich über „Sever The Wicked Hand“ freuen.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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