Review Crowbar – The Serpent Only Lies

25 Jahre sind in allen Bereichen des Lebens eine lange Zeit, auch oder gerade in der Musik: Nicht vielen Bands gelingt es, diese magische Marke zu knacken. Von den ewig rastlosen, innovativen Bands abgesehen, sind die, die das erste Vierteljahrhundert überstanden haben, in der Regel „gefestigt“ und entsprechend trittsicher: Der eigene Stil ist gefunden, die Fanbase ist erspielt. Auch CROWBAR zählen zu dieser Garde: Seit ihrem ersten Album, „Obedience Thru Suffering“, wissen Fans, woran sie bei der Truppe um Mastermind Kirk Windstein sind. Für das neue, elfte Album, „The Serpent Only Lies“, gilt das mehr denn je – und zwar mit voller Absicht.

Dass das Album nämlich in allen Belangen – angefangen beim Sound, vor allem aber in Sachen Songwriting – „oldschool“ klingt, ist kein Zufall. Er habe sich gezielt mit Alben wie „Crowbar“ oder „Broken Glass“ auseinandergesetzt und wieder aktiv Bands wie Trouble oder Saint Vitus gehört, die ihn damals beeinflusst hatten, um wieder ein Gefühl dafür zu bekommen, was er sich damals gedacht habe, gibt Windstein zu Protokoll. Mag das Procedere, sich von den eigenen Frühwerken inspirieren zu lassen, in schnelllebigen Zeiten, in denen alles nach Fortschritt und Weiterentwicklung schreit, auch unorthodox wirken – zumindest für CROWBAR scheint diese Herangehensweise zu funktionieren. Bei der auch 20 Jahre später noch ungebrochenen Stärke von Alben wie besagtem „Broken Glass“ aber auch kein Wunder.

Schleppend, düster, heavy und doch stets melodisch, trieft „The Serpent Only Lies“ nur so vor Oldschool-Spirit: Dass Windstein den Gesang im Vergleich zu den letzten Alben wieder etwas reduziert hat, um den Riffs mehr Raum zur Entfaltung zu geben, ist nur ein Beispiel für die positiven Auswirkungen dieser Entwicklung. Funktionieren kann dieses Experiment jedoch nur, weil CROWBAR nicht auf Teufel komm raus versuchen, ein Retro-Album zu schreiben: So sind die Errungenschaften der letzten Jahre – allen voran der transparente, differenzierte Sound – keineswegs vergessen, sondern gelungen integriert.

Mit „The Serpent Only Lies“ beweisen CROWBAR vor allem eines: Wer auf eine derart starke Diskographie zurückblicken kann wie die Sludge-Legende, kann sich ruhig auch davon inspirieren lassen. Zu Innovation wird dieser Ansatz zwar nie führen – damit können die CROWBAR-Fans aber wohl gut leben, wenn sich das Resultat so kraftvoll und spritzig anhört wie „The Serpent Only Lies“. Den meisten Bands muss man aber davon abraten, sich daran ein Beispiel zu nehmen. Schließlich hat auch nicht jede Band in ihrer Anfangsphase ein „Broken Glass“ herausgebracht.

Wertung: 8 / 10

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