Konzertbericht: Crowbar w/ Church Of Misery

05.07.2018 München, Backstage (Halle)

CROWBAR sind eine Instanz – nicht nur im Genre des Sludge-Metal, sondern auch auf deutschen Bühnen. Circa einmal kommen Kirk Windstein und Konsorten aus New Orelans herüber, um ihren Fans das Trommelfell mit tonnenschweren Riffs weich zu prügeln. So auch im Juni diesen Jahres – mit dabei: Die japanischen Stoner-Doomer CHURCH OF MISERY aus Japan.

Diesen gehört die Bühne ab 20:00 Uhr – für stattliche 50 Minuten. Nicht, dass es der von Bassist Tatsu Mikami bereits im Jahr 1995 gegründeten CHURCH OF MISERY an Material mangeln würde, diese Zeit zu füllen. Leider nutzt sich der stilistisch nicht sonderlich weit gefächerte Stoner-Rock des in der aktuellen Konstellation erst 2017 um Mikami formierten Quartetts  musikalisch jedoch schnell ab. Zwar grooven die ersten Nummern noch ordentlich – spätestens ab der Hälfte der Show ist aber leider nicht mehr zu vertuschen, dass sich die Songs vom Aufbau her extrem gleichen: Die auf- und wieder abwärts verschobenen Akkorde und mit unzähligen Bendings ausstaffierten Soli lassen CHURCH OF MISERY zwar wie eine Stoner-Band aus dem Lehrbuch, auf Dauer jedoch auch etwas monoton klingen.

Etwas Abwechslung bringt Fronter Hiroyuki Takano mit seinem Theremin in den Sound, doch auch dieser Effekt erschöpft sich recht bald. Dennoch dürfen sich CHURCH OF MISERY am Ende über weit mehr als Höflichkeitsapplaus freuen: Im schlussendlich auf rund 100 Zuschauer angewachsenen Publikum finden sich – zumindest den Bandshirts nach – durchaus einige Fans, die wohl vornehmlich wegen der Japaner gekommen und vom Auftritt entsprechend begeistert sind.

Keine zwei Meinungen dürfte es hingegen über CROWBAR geben. Die „Motörhead des Sludge“ werden ihrem Ruf als absolute Live-Macht einmal mehr in vollem Umfang gerecht. Schon mit dem ersten Riff des mächtigen Klassikers „Conquering“ („Broken Glass“) erobern CROWBAR die Bühne im wahrsten Sinne des Wortes – und die Herzen der Fans gleich mit. So brauchen Kirk Windstein und seine Mitstreiter anschließend nur noch Riff um Riff nachzuschieben um das Publikum bei Laune zu halten.

Die entsprechenden Songs kommen zumeist aus der tiefsten Vergangenheit der nunmehr auch schon fast 30-jährigen Geschichte der Band: Mit vier Nummern von „Odd Fellows Rest“, drei vom selbstbetitelten Album und zwei von „Broken Glass“ stellen die 90er-Werke den Großteil der Songs. Die neueren Veröffentlichungen kommen im Gegensatz dazu eher schlecht weg: Vom aktuelle Retro-Brecher „The Serpent Only Lies“ findet nur „I Am The Storm“ seinen Weg auf ins Set, und auch „Symmetry In Black“ und „Severe The Wicked Hand“ finden nur mit je einem Song Erwähnung. So stark die Klassiker auch sind, ist das bei der beachtlichen Qualität der letzten Alben doch auch schade.

Nicht so Old School wie gewohnt ist dafür die Bandbesetzung: Nachdem CROWBAR erst unlängst bekanntgegeben hatten, dass der erst 2016 zur Band zurückgekehrte Todd „Sexy T.“ Strange die Band wieder verlassen hat, bedient heute der ansonsten bislang nicht weiter in Erscheinung getretene Shane Wesley den Bass. Zwar kann dieser mit Stranges Bühnenpräsenz nicht ganz mithalten – zumindest musikalisch wirkt sich die Vertretung jedoch in keiner Weise negativ aus: Auch heute schieben die Riffs von CROWBAR mit unerreichter Brachialität aus den Boxen, während sich „The Riff Lord“ Windstein die düstere Seele aus dem kompakten Körper schreit.

Auf CROWBAR sind und bleiben eine Bank. Nach einer 70-minütigen Sludge-Metal-Vollbedienung sind die Fans am heutigen Abend einmal mehr augenscheinlich vollauf zufrieden. Aber auch die Band scheint den heutigen Auftritt als gelungenen Arbeitstag verbucht zu haben – zumindest, soweit man das aus Windsteins Ansagen in breitem Louisiana-Englisch so heraushören kann.

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