Review Cult Of Luna – Vertikal II

„Vertikal II“ ist das neuste Werk von CULT OF LUNA, welches im Fahrwasser des Anfang des Jahres veröffentlichten „Vertikal“ auf den Markt gebracht wird. Die schlichte Titulierung mit dem Zusatz „II“ macht insofern Sinn, als dass die Songs der EP während der „Vertikal“-Session aufgenommen wurden und deren konzeptionellen Abschluss darstellen sollen. Klingt logisch, aber auch gut? Die Befürchtung drängt sich auf, dass „Vertikal II“ ein Sammelsurium an B-Seiten darstellt, die es absichtlich nicht auf „Vertikal“ schafften.

Aber weit gefehlt. Die Schweden legen bedächtig, aber nicht lahm los. In „Oro“ überwiegt anfangs ein elektronisches Flair, begleitet mit wenig Einsatz der Crash-Becken und mit einem prägnanten Gitarrenspiel, ehe sich der Track zu einer mächtig werdenden Nummer aufbaut. Der hart klingende Schreigesang von Persson im Hintergrund und die weiterhin sanfte instrumentale Begleitung schafft einen spannenden Kontrast für den Hörer, der sich zum Ende hin in Wohlgefallen auflöst. Auch „Light Chaser“ gelingt es bereits beim ersten Durchlauf im Ohr zu bleiben – die perfekt aufeinander abgestimmte Kumpanei von Samples, Gitarren und dem grandios simplen, aber einnehmenden Hedlund am Schlagzeug erschafft einen Sound, der im Kontrast zum einsetzenden harschen Gekreife steht, ohne dabei an Mächtigkeit zu verlieren. Ich geize mit der folgenden Bezeichnung, darum sollte der Leser sie zu schätzen wissen: Dieser zweite Track ist ein Meisterwerk! Er kulminiert zu einer sehr kompakten Wall Of Sound, deren fulminantes Ende ein Geniestreich par excellence ist!

Einen nicht krassen, aber doch merklichen Schnitt findet „Vertikal II“ in der letzten Hälfte. „Shun The Mask“ ist weniger elektronisch als die beiden Songs zuvor, erinnert mehr an den Sludge und Post-Metal, den CULT OF LUNA hervorzubringen wissen, und steht in der Tradition eines „Eternal Kingdom“. Dass sich für den Remix des letzten Songs „Vicarious Redemption“ niemand geringeres als der britische Musik-Workaholic Justin K. Broadrick (Godflesh, Jesu, Pale Sketcher etc.) verantwortlich zeichnet, ist ein Gewinn für diesen Track, der in seiner ursprünglichen Version als knapp 19 minütiger Gigant auf „Vertikal“ zu finden ist.

Das personelle Konzept der Schweden, insofern es existent ist, geht erneut auf: Niemand der acht Bandmitglieder veranschaulicht sein Talent am Instrument durch Alleingänge, sondern die Musik lebt ausschließlich durch das kreative Zutun jedes Einzelnen zum Ganzen, nicht aber durch den Einzelnen als solches. CULT OF LUNA funktionieren vielleicht gerade durch die ungewöhnlich hohe Anzahl an Bandmitgliedern und die dadurch zustande kommenden Einflüsse und Ideen.

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