Konzertbericht: Cult Of Luna w/ Russian Circles, Svalbard

29.03.2023 München, Muffathalle

Nachdem CULT OF LUNA im Herbst 2022 nur zwei Shows in Deutschland gespielt hatten (Köln und Leipzig), führt der zweite Teil ihrer Europa-Tour die Schweden für fünf weitere Stops in den deutschsprachigen Raum. Als letzte Station, ehe es für die letzten Konzerte der Tour nach Tschechien und Polen weitergeht, steht die Muffathalle München auf dem Plan – ein ehemaliges Dampfkraftwerk mit dem Charme einer weitläufigen, hohen Werkshalle.

Ein besseres Setting für die bekanntermaßen eindrucksvollen Shows von CULT OF LUNA könnte man sich – zumindest in München – nicht wünschen. Ein besseres Billing auch nicht: Mit RUSSIAN CIRCLES und SVALBARD stehen zwei weitere Hochkaräter auf dem Programm, das allerdings fast unverschämt früh beginnt: Der Showbeginn (!) ist für 18:00 Uhr angesetzt – und obschon sich der Einlass etwas verzögert, stehen SVABARD am Ende trotzdem schon um 18:15 Uhr auf der Bühne.

SVALBARD live in MünchenDass die Muffathalle an einem Werktag um diese Uhrzeit bereits gut gefüllt ist, zeigt, wie gut SVALBARD ins Package passen – schließlich mussten die meisten Anwesenden wohl einigen Aufwand betreiben, um die Band nicht (teilweise) zu verpassen. Was sie dafür bekommen, ist allerdings frustrierend. SVALBARD werden heute von massiven Sound-Problemen geplagt: Mehrfach fallen die Bühnen-Monitore aus, sodass die Band ihre Show unterbrechen muss; dazwischen sorgt ein Wackelkontakt in der Steckdose, an der das Bass-Effektboard hängt, für Ärger. Dass diese schließlich nach 30 Minuten – bei 35 Minuten Spielzeit – doch noch ausgetauscht wird, wirkt fast wie eine Slapstick-Einlage. Wenn zwischendurch mal alles funktioniert, liefern Serena Cherry und ihre Mitstreiter aber ordentlich ab. So kann man sich zumindest ungefähr vorstellen, wie stark die Post-Hardcore-Band aus Bristol ohne technische Probleme sein könnte.

 

  1. Throw Your Heart Away
  2. Disparity
  3. Open Wound
  4. Click Bait
  5. Eternal Spirits

RUSSIAN CIRCLES live in MünchenTechnisch gesehen ist bei RUSSIAN CIRCLES alles perfekt – und das gleichermaßen auf die Bühnentechnik und die Technik der drei Musiker bezogen: Beeindruckend tight grooven sich insbesondere Brian Cook (Bass/Rhythmus-Gitarre) und Schlagzeuger Dave Turncrantz durch das Set. Das allein kann die Spannung allerdings nicht hochhalten: So baut der Unterhaltungswert der rein instrumentalen, bewusst primitiv gehaltenen Songs über die Spielzeit von fast 60 Minuten leider merklich ab – nicht zuletzt, weil RUSSIAN CIRCLES nicht nur auf Gesang, sondern auch auf Ansagen oder Stageacting komplett verzichten. Für Technik- und Sound-Nerds wiewohl für alle, die sich gerne in Trance spielen lassen, mag die Darbietung ein Highlight sein – musikalisch und in Sachen Show hat das wie festgewachsen agierende Trio jedoch nicht allzu viel zu bieten.

 

  1. Betrayal
  2. Conduit
  3. Afrika
  4. Quartered
  5. Gnosis
  6. Deficit
  7. Mlàdek

CULT OF LUNA live in MünchenDas ist bei CULT OF LUNA komplett anders: Mit einer verspiegelten „Mondscheibe“ als Backdrop und entsprechend stimmungsvoller Lightshow kreieren sich die Schweden gleich ein ganz anderes Setting für ihren Auftritt. Dazu kommt, schon durch den Einsatz von zwei Drumkits, aber auch durch den umtriebigen Johannes Persson (Gesang, Gitarre) eine ganz andere Bühnendynamik. Und dann sind da natürlich noch die Songs: Vom Mischer so druckvoll wie differenziert in Szene gesetzt, fordern diese dem Publikum einiges ab. Die gewaltigen Zerrgitarren-Wände mit gedoppeltem Schlagzeug-Beat sind körperlich, die ruhigen, melodischen Passagen hingegen emotional fordernd.

CULT OF LUNA live in MünchenDoch CULT OF LUNA kennen – zum Glück – kein Erbarmen: Satte 90 Minuten lang bearbeiten sie ihr Publikum, vornehmlich mit Songs der letzten beiden Alben („The Long Road North“ und „A Dawn To Fear“) sowie je einem Track von „Vertikal“, „The Beyond“ und „Salvation“. Als echtes Highlight erweist sich dabei „Beyond I“, bei dem Gitarrist Fredrik Kihlberg den Gesang übernimmt, den auf der Albumversion die schwedische Jazz-Sängerin Mariam Wallentin beisteuert – nicht zuletzt, weil der Track kurz aufatmen lässt, ehe „Genesis“ und „Blood Upon Stone“ zum Abschluss dieser durchweg Eindrucksvollen Performance nochmal mit voller Wucht und am Ende sogar mit drei Gitarren Trommel- und Zwerchfell massieren.

 

  1. Cold Burn
  2. Nightwalkers
  3. The Silver Arc
  4. I: The Weapon
  5. Echoes
  6. The Silent Man
  7. Beyond I
  8. Genesis
  9. Blood Upon Stone

SVALBARD (und ihre Fans) haben heute einen wirklich schwarzen Tag erwischt – und für eine Performance von RUSSIAN CIRCLES muss man definitiv in der richtigen Stimmung sein. Was CULT OF LUNA im Anschluss abliefern, ist allerdings über jeden Zweifel erhaben: Sound und Show verschmelzen zu einer packenden Performance, die von der ersten bis zur letzten Minute in eine eigene Welt entführt.

CULT OF LUNA live in München

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