Review Cult Of Luna – The Raging River (EP)

Keine anderthalb Jahre ist es her, dass CULT OF LUNA ihre Fans mit einem überaus bemerkenswerten Doppelalbum bedacht haben: „A Dawn To Fear“. Wie schon nach dem 2013er-Album „Vertikal“ schieben die Schweden nun eine kürzere Veröffentlichung nach: eine EP mit dem Titel „The Raging River“.

„Kürzere Veröffentlichung“ muss allerdings direkt relativiert werden. Denn mag das Werk im Vergleich zum vorangegangenen 80-Minuten-Opus  auch kurz ausgefallen sein – mit fünf neuen Songs und einer Spielzeit von 38:34 Minuten enthält diese EP mehr Material als so manch anderer „Full-Length-Release“. Und auch der Vergleich zu „Vertikal“ und der „Vertikal II“-EP kann nicht unkommentiert bleiben. Denn war „Vertikal II“ zwar fraglos gut, aber eben nicht mehr als eine Erweiterung des Albums, machen CULT OF LUNA mit „The Raging River“ einen Schritt nach vorne.

„Three Bridges“ knüpft als Opener noch ziemlich genau da an, wo das achte Album mit „The Fall“ geendet hatte – und zwar sowohl hinsichtlich des monumentalen, düsteren Feelings, als auch, was den Sound angeht. Doch schon dieser Track kombiniert eleganter denn je vertracktes Drumming mit brachialen Gitarren und subtiler Elektronik, ehe CULT OF LUNA das schroffe Konstrukt mit einem fast schwebenden Post-Rock-Break aufbrechen, nur um den Schluss-Part noch wuchtiger auf den Hörer einstürzen zu lassen. All das ist nicht neu, klingt jedoch nochmal vielschichtiger und detailverliebter arrangiert als das bei CULT OF LUNA zuletzt schon der Fall war.

Während „What I Leave Behind“ diese Kontraste auf noch weniger Raum (5:57 Minuten) verdichtet, bricht „Inside Of A Dream“, das Herzstück dieser EP, mit allen bekannten Mustern: Sphärische Synthies, verträumte Cleangitarren und der Klargesang des US-amerikanischen Sängers Mark Lanegan – wüsste man es nicht besser, man könnte meinen, da sei eine ziemlich ruhige Nummer von 16 Horsepower (etwa: „Hutterite Mile“) in die Playlist gerutscht. Macht dieser stilistische Exkurs mit rund drei Minuten kaum ein Zehntel der EP aus, ist es doch dieses Zehntel, das mehr als alles andere aufmerken lässt: Dass CULT OF LUNA künftig so klingen werden wie in diesem Collabo-Track, ist kaum zu erwarten – doch selbst wenn die Schweden nur einzelne Momente so gestalten, könnte das ihren Sound auf eine neue Stufe heben.

Für den mit rund 20 Minuten etwas längeren zweiten Teil der „The Raging River“-EP kehren CULT OF LUNA vorerst zu gewohnter Kost zurück: Zwar sind sowohl „I Remember“ als auch „Wave After Wave“ etwas gemäßigter als die beiden Tracks zu Beginn; trotzdem hätten sich beide auch auf „A Dawn To Fear“ eingliedern lassen. Ersterer basiert – ähnlich wie „Lay Your Head To Rest“ – vornehmlich auf schleppenden Sludge-Riffs und bedächtigen Cleanparts, zweiterer spielt mit mehreren Lagen verhallter Gitarren und sphärischer Synthie-Sound und erinnert damit an „A Dawn To Fear“.

Ja, „The Raging River“ ist eine stimmige Ergänzung zu „A Dawn To Fear“. Und nein, „The Raging River“ ist nicht nur eine Ergänzung zu „A Dawn To Fear“. Vielmehr schieben CULT OF LUNA hier vier Songs nach, die an das Album anknüpfen, den Stil aber durch das perfektionierte Arrangement zugleich auf ein neues Level heben. Und einen, der das Universum von CULT OF LUNA kurz auf den Kopf stellt – ob als einmaliges Ereignis oder als Vorbote großer Verwerfungen, bleibt abzuwarten.

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Wertung: 9 / 10

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