Review Currents – The Way It Ends

Seit 2015 darf CURRENTS- und Shadow Of Intent-Gitarrist Chris Wiseman von sich behaupten, jedes Jahr mindestens eine Veröffentlichung feiern zu können. Während im letzten Jahr die bereits dritte Platte „Melancholy“ seiner Symphonic-Deathcore-Truppe auf den Markt kam, sind dieses Jahr wieder die Progressive-Metalcoreler von CURRENTS an der Reihe. Auch bei den Senkrechtstartern aus Connecticut markiert „The Way It Ends“ das bereits dritte Full-Length.

Die Rezeptur des Nachfolgers der „I Let The Devil In“-EP aus dem Jahre 2018 liest sich dabei wie die Standardformel einer vom Djent beeinflussten Metalcore-Platte – und damit zur EP und dem Durchbruchsalbum „The Place I Feel Safest“ nahezu unverändert: auf Drop-Tuning gestimmte Siebensaiter, technisch versierte Riffs und Melodien sowie eine abwechslungsreiche Mischung aus Klargesang und im höheren Spektrum angesiedelten Screams. Ohne Zweifel gehören die Amerikaner damit zur von Periphery und den Architects angestoßenen zweiten Metalcore-Welle, die in der zweiten Hälfte der 2010er-Jahre einen regelrechten Hype um sich generieren konnte.

Doch sind CURRENTS eine dieser Bands, denen es gelingt, aus der breiten Masse herauszustechen und die allseits bekannte Rezeptur mit frischen Zutaten aufzupeppen. Dies liegt vor allem an zwei Akteuren: dem seit „The Place I Feel Safest“ als Frontmann agierenden Brian Wille, der mit seiner Stimmgewalt und Vielseitigkeit für großen Wiedererkennungswert sorgt (gerade die etwas zu rar eingesetzten Lows sind beeindruckend) und dem bereits erwähnten Gitarristen und Songwriter Chris Wiseman, der mit großer Spielfreude und intelligenten Wendungen spannende Songstrukturen erschafft.

Nach dem kurzen Intro „Never There“, in dem lyrisch – wie auch beim Albumcover – Bezug auf den Vorgänger genommen wird, legt die Band mit „A Flag To Wave“ und „Poverty Of Self“ los wie die Feuerwehr. Mit den zwei härtesten Tracks der Platte pusten CURRENTS dem Hörer regelrecht den Schlaf aus den Augen. Zum Start eignen sich diese beiden Titel perfekt, wirklich interessant wird es jedoch im Anschluss: Auf „Monsters“ zeigen die Newcomer ihre technische Stärke und verbinden diese mit der für Metalcore typischen Eingängigkeit. Mit tiefen, durch mehrfaches Bending hervorstechenden Riffs, den für CURRENTS typischen kreischenden, hohen Tönen, einem gelungenen Solo sowie einem scheppernden Breakdown bietet das Quintett eine progressive Hymne, die sich durch Willes Klargesang auch gesangstechnisch in den Hörgängen verankert. Noch beeindruckender gelingt den Amerikanern dies mit dem späteren Albumhighlight „Second Skin“.

Doch auch zwischen und nach diesen besonders herausstechenden Tracks weiß die Musik der fünf jungen Männer zu gefallen: Stellenweise nimmt sich die Saitenfraktion fast gänzlich zurück, wobei CURRENTS den Fokus auf unverzerrte Melodien mit elektronischen Akzenten legen („Kill The Ache“, „Let Me Leave“, „Origin“). Dabei entwickeln sich großartige Dynamiken im Zusammenspiel der ruhigen und harten Momente. Auch Wille, der während dieser Lieder den Hörer mal mit Klargesang verzaubert und im nächsten Moment mit seinen Shouts einen starken Kontrast zu den atmosphärischen Parts bietet, beweist hier seine Topform.

Abgerundet wird das Drittwerk der Band von der amerikanischen Ostküste mit dem abermals hymnischen und verspielten „Better Days“. Insgesamt merkt man, dass CURRENTS ein vielseitigeres Album veröffentlichen wollten, als es noch bei „The Place I Feel Safest“ der Fall war. Dies gelingt ihnen hauptsächlich durch die vermehrt ruhigere Instrumentierung. Abgesehen davon besinnen sie sich auf alle ihre Stärken und liefern elf zündende Songs ab, ohne dabei mit allzu großen Überraschungen aufzuwarten. Dass es sich hierbei um eine der hoffnungsvollsten Bands des Genres handelt, haben sie dennoch mit Bravour bestätigt.

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Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Silas Dietrich

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