Review Darkest Hour – Hidden Hands Of A Sadist Nation

Wie oft hört man von alten Metalheads, dass keine guten neuen Bands nachkommen und es nicht mehr wie früher ist als an jedem Kuhdorf zehn Bands zu finden waren, die das Zeug dazu hatten Klassikeralben zu veröffentlichen. Und als junger Metalhörer kann man da nur getrost den Kopf schütteln, denn es gibt junge aufstrebende Bands en masse, das Problem ist nur dass man ihnen mittlerweile keiner mehr eine Chance gibt. Wie oft wird gejammert, dass es momentan nicht mehr möglich ist eine Gruppe über mehrere Alben aufzubauen, so dass sie sich weiterentwickeln und später zu Stars werden. Diese Leute sind dann auch die ersten die sich über Bands aufregen die nur mittelmäßige bis unterdurchschnittliche Demos rausbringen und diesen dann keine Chance mehr geben wollen, der Markt sei eh übersättigt. Nein, das ist er nicht. Dies ist das Vorwort zu dieser Review. Was das mit dieser Platte zu tun hat? Ganz einfach: Darkest Hour sind eine dieser Bands die in den 90ern mit mittelmäßigen Alben anfingen und sich hoch arbeiteten. Am Ende ihrer Reise sind sie aber auch im Jahre 2003 noch nicht, einen festen Namen in der Metalszene haben sich auch noch nicht erspielt. Und trotzdem ist es beängstigend welche Qualität „Hidden Hands Of A Sadist Nation“ besitzt, ein wegbereitendes Album für den verschrieenen Metalcore, welches alle Stile mischt und zu einem wunderbaren Cocktail werden lässt, der noch am ehesten nach melodischen Death Metal schmeckt und doch nicht in eine Schublade gesteckt werden kann.

Es befinden sich neun Stücke auf dem Album und eines gleich vorweg, jeder Song ist ein Killer. Der Opener zeigt dem Hörer wo es lang geht. Melodische und doch irgendwie hektische Gitarrenläufe die irgendwo zwischen Götheborg und Tampa einzuordnen sind, ein fetter Basslauf sowie peitschende Drums. Dazu gesellt sich John Henrys Gekreische, welches manchmal gar jede Black Metalband bereichern könnte. „The Sadist Nation“ ist ein Einstieg nach Maß und doch ist der Song wo es fast noch am wenigsten zu entdecken gibt. „Pay Phones And Pills“ klingt sehr vielschichtig und ändert ständig seinen Charakter und zeigt spätestens jetzt die Qualitäten der Band, denn nach jeder giftigen Attacke des Fünfers kann sich ein grandioser melodischer Ohrwurmpart verstecken der den Hörer bei erstmaligem Hören fast überrumpelt und auch nach mehreren Durchläufen begeistert, allerdings nie kitschig klingt. Doppelläufige Gitarrenleads aus Schweden hat das Quintett natürlich auch in petto, aber das ist ja schon fast selbstverständlich. Die Fünf mögens aber auch mal gerne heftig und liefern mit „Oklahoma“ nach dem bedächtigen Ausklingen des zweiten Stückes eine verdammt garstige Attacke in der das Gift fast aus den Boxen schießen scheint woran John Henry nicht ganz unbeteiligt ist denn seine Vocals klingen teilweise richtig „eklig“. Klingt komisch? Ist aber so. Ein Killerriff eröffnet “Marching To The Killing Rhythm“ und gibt neben einer Unmenge anderer erstklassiger Riffs den tötenden Rhythmus an, jep, die Jungs wissen wie man es dem Hörer richtig besorgt. Ein weiterer Volltreffer. „The Misinformation Age“ klingt anfangs etwas unspektakulär kann sich aber gemäß den Erwartungen bei fortlaufender Spieldauer steigern was unter anderem auch am geilen Refrain und melodischen Solo liegt.

„Seven Day Lie“ reiht sich nahtlos bei den fünf vorangegangen Komposition ein und kann (natürlich wieder mal) durch eine ausgeklügelte Melodieführung überzeugen, sowie durch einen netten Drumzwischenpart in der Schlagzeuger Ryan Parrish seine Fähigkeiten noch mal unterstreichen kann. Auf „Accessible Losses“ freue ich mich immer besonders da es sich bei dem 8-minütigen Stück um eine Hymne handelt die neben großen Melodien sogar einen zweiminütigen Teil beinhaltet in dem die beiden Gitarren und Bass mal unverzerrt die Hauptrolle spielen. Dieser Teil mündet in einem großen Finale und lässt den Hörer nicht mehr mal mehr die Chance zubangen, nein mal will nur noch zuhören. Das Ganze endet dann sogar mit einer kurzen, gefühlvollen Celloeinlage, wow. Aber es fehlen ja noch zwei Stücke. „The Patriot Virus“ startet mit einem Riff welches das Zeug zum absoluten Klassiker hat, alleine die ersten 30 Sekunden des Songs könnte ich mir zehnmal hintereinander anhören. Auch im weiteren Verlauf offenbaren sich einige gute Ideen und das Lied endet mit einem mahnenden „Fear What’s Next …“. Auch ein Blick ins Booklet auf Texte ist also angebracht da es sich um sehr kritische Lyrics handelt, falls man sie denn entziffert bekommt. Den krönenden Abschluss bildet „Veritas, Aequitas“, welches nicht nur durch seine Länge von 13 Minuten besticht sondern auch dadurch dass es sich um ein Instrumental handelt, welches dieser Bezeichnung auch würdig ist. Nach zwei anfänglich sich abwechselnden Parts, werden nach 4 Minuten die Akustikklampfen ausgepackt und zaubern einen melodischen Teppich hin, welcher die Vorlage für den weiteren Verlauf des Songs bildet. Es ist schon interessant mit anzuhören wie sich ein Lied aus einer Anfangssequenz immer weiter verändern kann ohne sein Gesicht zu verlieren und schlüssig zu bleiben. Das obligatorische Gitarrensolo wird dem Hörer nach fortlaufender Spieldauer genauso präsentiert wie die eine oder andere Sound- bzw. Effektspielerei und ein Pianooutro.

Man merkt es schon, ich kann an dieser Scheibe keinen einzigen negativen Punkt entdecken und möchte noch mal meinen imaginären Hut ziehen vor dieser Band, die wie so viele andere einen Hardcore-background hat und deswegen oftmals nur belächelt wird. Metalcore hin oder her, das hier hat Klasse und Stil und stellt viele Outputs etablierter Acts mit links in den Schatten. Auch eine Gästeliste wie die auf diesem Hammer (Anders Björler, Peter Wichers, Tomas Lindberg und Marcus Sunesson) spricht Bände. Legts euch zu oder nicht, aber jammert später nicht wenn ihr wieder mal von so manch großer Band enttäuscht werdet.

Wertung: 9.5 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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