Review DELVA – The Raven’s Prophecy

Mit “The Raven’s Prophecy” haben sich DELVA einen kleinen Herzenswunsch erfüllt und ihre liebsten irischen Melodien und Songs selbst vertont und auf eine EP gepresst, die wie gemacht scheint für gemütliche Abende am Kamin, Nächte unterm Sternenhimmel oder auch einfach für ruhige Tagträumereien in die weiten Landschaften, Wiesen und Felsküsten Irlands.

Der reduzierte, aber kraftvolle Sound des Münchener Trios DELVA konnte bereits auf der gleichnamigen EP überzeugen, deren deutsche Eigenkompositionen nicht nur Freunde ruhiger Musik begeisterten. Mit ihrer neuen Veröffentlichung schlagen die Musiker etwas andere Wege ein, sind die Songs doch in englischer Sprache und fast ausschließlich Coverversionen. Die teilweise auch live erprobten Stücke sind perfekt für den Sound der Band ausgewählt und scheinen wie dafür gemacht zu sein. Sängerin Johanna weiß auch in dieser Sprache mit ihrer Stimme umzugehen, klingt sowohl kraftvoll und emotional als auch immer wieder zart und zerbrechlich, und überzeugt auf beide Arten. Begleitet wird ihr Gesang hauptsächlich von Geige, Gitarre und dezenter Percussion, bei dem einen oder anderen Stück sind aber auch Cello, Klavier oder Flöte zu hören. Diverse Gastmusiker und Freunde der Band leisten hier ihren Beitrag, um das Instrumentarium und das Klangerlebnis noch zu erweitern. Besonders schön ist es da, dass schon das Intro klingt, als würden befreundete Musiker sich zu einer ruhigen Jam-Session zusammenfinden.
DELVA haben auf ihrer EP einige positiv-leichtherzige, aber hauptsächlich melancholische und traurige Geschichten zu erzählen. “Crazy Man Michael”, im Original von Richard Thompson, handelt beispielsweise von der titelgebenden Prophezeiung eines Raben an den verrückten Michael, er werde seine wahre Liebe eigenhändig töten. Wütend und verstört tötet der Mann den Raben – und muss erkennen, dass es seine wahre Liebe war, die er soeben niedergestreckt hat. Ab diesem schicksalshaften Moment wird Michael wieder geistig gesund, und muss bis an sein Lebensende mit der Schuld und der Trauer leben. Im starken Gegensatz dazu geht bei “The Welcome” das lyrische Ich hoffnungsvoll und zufrieden auf seinen letzten Weg, auf dem es sich wohl begleitet fühlt. Trotz der melancholischen Stimmung hinterlässt das Stück doch ein Lächeln im Gesicht, was nicht zuletzt an den schön harmonierenden Stimmen der SängerInnen liegt. Auch “The Hill Of Thieves”, das Cara Dillon im Original mit glockenheller Stimme singt, bekommt durch Johannas etwas tiefere, samtige Stimme einen ganz eigenen Stempel aufgedrückt. Ein besonderer Höhepunkt der CD ist “Columbus”, ein nicht zum ersten Mal gecoverter Song von Noel Brazil, der in der sehr getragenen DELVA-Version fast schon schmerzendes Fernweh hervorruft.

Dabei driftet der Sound jedoch nie zu weit ab, wird nicht schmalzig, aber auch nicht depressiv-traurig, sondern findet eine Mitte, die sicherlich vielen Menschen aus der Seele spricht. So wird eine Ansammlung von Stücken, in denen es primär um Tod und unerfüllte Sehnsucht geht, doch insgesamt zu einem Werk, das den Hörer optimistisch, wenn auch nicht unbedingt fröhlich zurück lässt. Zwar ist der Klang durch die begrenzte Anzahl an Instrumenten und Stimmen sowie durch das übergeordnete Thema wenig abwechslungsreich, doch das soll er wohl auch gar nicht sein. Stattdessen entwickelt sich hier ein Klangteppich, der sicherlich allen Fans irischer Musik und melancholischer Texte sehr gut gefallen dürfte. Und genau diesen Menschen sei die EP wärmstens ans Herz gelegt.

Keine Wertung

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert