Review (Dolch) – Feuer

Dass (DOLCH) keine Metal-Band wie jede andere sind, konnte man bereits an dem Titel ihrer EP „III: Songs Of Happiness, Words Of Praise“ (2017) ablesen. Hinter dem gloriosen Titel verbarg sich eine Sammlung experimenteller Lieder zwischen Black und Doom Metal, die auf verschrobene Weise faszinierend klangen und sogar einen gewissen Humor durchscheinen ließen. Der sperrige Sound und die überschießenden Noise-Spielereien raubten dem Kurzalbum allerdings so viel von seinem Reiz, dass sich kaum Zugang finden ließ und man allenfalls auf ein ansprechenderes Debütalbum zu hoffen wagte. Dieses haben (DOLCH) zwei Jahre später mit „Feuer“ nachgelegt.

Tatsächlich machen (DOLCH) auf ihrer ersten Full-Length-Scheibe alles, was man sich schon auf der EP von ihnen gewünscht hätte. Dabei haben sich die Deutschen keineswegs angebiedert: Der hypnotische, verführerische Frauengesang, die harsch rauschenden Gitarrenriffs und die über ganze Songs hinweg in demselben getragenen Tempo voranschreitenden Drums sind sicherlich nicht jedermanns Sache. Gerade die obskur anmutende Kombination dieser Stilmittel machte jedoch schon „III: Songs Of Happiness, Words Of Praise“ zu einem überaus interessanten Tonkunstwerk. Im Gegensatz dazu haben (DOLCH) diesmal jedoch zusätzlich für eine deutlich griffigere Produktion und einen effektvolleren Einsatz ihrer Geräuschkulisse Sorge getragen.

So klingt die Musik der Band dank der hervorragenden Arbeit von Produzent Michael Zech (Secrets Of The Moon) und dem Mix von V. Santura (Dark Fortress) zwar nach wie vor ungewöhnlich nebulös, aber doch eine Spur kraftvoller und präsenter als zuvor. Auch vergeuden (DOLCH) keine Zeit mehr auf minutenlanges, nichtssagendes Noise-Dröhnen und schmücken die Tracks stattdessen wesentlich gezielter mit stimmigen Details aus. Im betrüblich marschierenden „A Funeral Song“ hört man zum Schluss beispielsweise, wie ein Grab zugeschaufelt wird, und „A Love Song“ lullt den Hörer durch die ständige Wiederholung eines Spoken-Word-Samples ein.

Vor allem begeistert „Feuer“ allerdings dadurch, dass (DOLCH) sich im Rahmen ihrer bewusst monotonen Arrangements überraschend wandelbar geben. So verströmt etwa „Halo (Afraid Of The Sun)“ eine auf betörende Weise finstere Stimmung, „Psalm 7“ beginnt mit ominösen Clean-Gitarren im Stil von Bethlehem und im Titeltrack beeindrucken die Blackened-Doom-Metaller zuletzt noch einmal mit besonders imposantem, majestätischem Tremolo-Picking.

Mögen (DOLCH) ihren Stil auf „Feuer“ auch ein wenig zugänglicher gestaltet haben, so ist die Herausforderung, mit der man sich hier als Hörer konfrontiert sieht, doch nicht zu unterschätzen. Mit ihren langsamen, absichtlich eintönigen Songs wird die Band sicherlich auch diesmal nicht jeden Skeptiker von sich überzeugen können. Nachdem (DOLCH) es mit ihren Experimenten in der Vergangenheit mitunter übertrieben hatten, ist es ihnen auf ihrem Debüt nun jedoch gelungen, ein außergewöhnlich atmosphärisches Album zu kreieren, das über seine volle Laufzeit von gut 50 Minuten hinweg spannend bleibt. Man darf gespannt sein, wie (DOLCH) ihre hiermit begonnene Albentrilogie mit dem Titel „Feuer, Nacht & Tod“ fortsetzen werden.

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Wertung: 8 / 10

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