Review (Dolch) – III: Songs Of Happiness, Words Of Praise

Selbst im Zeitalter der Social Media gibt es sie noch, diese geheimnisumwitterten Bands, deren Mitglieder genau so rätselhaft sind wie ihr kreatives Schaffen. (DOLCH) sind eine solche Musikgruppe. Zwei Jahre nach ihrer bereits vor der Veröffentlichung ausverkauften Demo „I & II“ und ein Jahr nach ihrer Split mit den Dark-Folk-Rockern King Dude sind die obskuren Ambient-Black-Metaller wieder mit einem neuen Release am Start. „III: Songs Of Happiness, Words Of Praise“ nennt sich die knapp 40 Minuten lange Platte und wie es schon der höchst genre-untypische Titel verrät, ist hier nichts so, wie es zu sein scheint. Diese Unberechenbarkeit ist jedoch zugleich die größte Stärke und der entscheidende Schwachpunkt, die (DOLCH) auszeichnen.

Dass (DOLCH) auf der „Opening Speech“ die vierte Wand brechen, um dem Hörer mit computerverzerrter Stimme für den Kauf des Albums zu danken, entbehrt nicht eines gewissen verschrobenen Charmes. Dasselbe gilt für das anschließende, eigentümlich erhabene „Intro mit Pauken und Trompeten“, das ausnahmsweise doch genau das hält, was es verspricht. Von da an muss man auf alles gefasst sein, denn die deutschen Experimentalmusiker machen es uns nicht gerade leicht. Auf „The River“ hypnotisieren uns (DOLCH) zum Beispiel mit aufbrausenden, rauschenden Gitarrenwällen, bewusst monotoner Perkussion und leise aus der Ferne raunendem, geisterhaftem und zugleich beschwörendem Frauengesang.

Wenngleich diese doch recht klar als schwarzmetallisch zu erkennende Ausrichtung den Hauptanteil der Kompositionen ausmacht, schrecken (DOLCH) keineswegs davor zurück, die Grenzen dieser Kategorisierung hinter sich zu lassen. „Hydroxytryptamin Baby I“ fällt mit seinen entfernt widerhallenden Gitarren und den minimalistischen Beats eindeutig in die Dark-Ambient-Sparte und auch sphärische Clean-Gitarren, Keyboards und Samples halten selbst in die rohen Black-Metal-Nummern Einzug, was deren experimentellen Charakter nochmals unterstreicht. Die Melodien verstecken sich meist tief im Mix der unnahbaren Produktion, die die Tracks noch schwerer zugänglich, aber umso interessanter macht.

Auf die Spitze bzw. darüber hinaus treiben es (DOLCH) jedoch ganz zum Schluss: Das ausschweifende „100000 Days“ beginnt mit den bereits bekannten stürmenden Riffs, gespenstischen Gesängen und schleppenden Drums, entwickelt sich später jedoch zu einer Kakophonie aus dröhnenden Gitarren – und hört damit nicht mehr auf. Zwölf Minuten und damit knapp ein Drittel des Albums wird von dem Geschrammel belagert und ungenießbar gemacht.

Was (DOLCH) auf „III: Songs Of Happiness, Words Of Praise“ eine knappe halbe Stunde lang von sich geben, ist irrsinnig schwer zu bewerten, aber auch faszinierend und einnehmend. Dass die Experimental-Black-Metaller danach einen so großen Teil der Laufzeit mit sinnlosem Noise-Rauschen füllen, sprengt jedoch eindeutig den Rahmen. Das hätten sich (DOLCH) wirklich sparen können, dann wäre dabei zumindest eine spannende EP herausgekommen. So hingegen hat man eine Platte vor sich, die über weite Strecken interessiert aufhorchen lässt, dann aber zum Ende hin nur noch irritiert. Doch das wird vermutlich auch die Intention dahinter gewesen sein. Hörenswert sind die übrigen Tracks jedenfalls durchaus.

Wertung: 4.5 / 10

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