Review Five The Hierophant – Through Aureate Void

Obwohl das Saxophon keineswegs zur Standardbesetzung einer Metal-Band gehört, hält es doch immer häufiger Einzug in das Genre. Viele namhafte Projekte wie Ihsahn, Rivers Of Nihil und The Faceless sind bereits damit in Berührung gekommen und die norwegischen Shining und White Ward haben das vor allem im Jazz gebräuchliche Blasinstrument sogar zu einem Kernbestandteil ihres Black-Metal-Stils gemacht. So auch FIVE THE HIEROPHANT, in deren überwiegend instrumentalen Songs allerdings noch weitaus mehr unkonventionelle Klangerzeuger zum Einsatz kommen. Auf „Through Aureate Void“ mischt das britische Trio nun bereits zum zweiten Mal Einflüsse von Doom Metal, Jazz und allerlei anderen Stilrichtungen.

Obwohl der experimentelle Ansatz der Band sich schon auf ihrem Debütalbum „Over Phlegethon“ (2017) ausgesprochen interessant und erstaunlich schlüssig gestaltete, stellten FIVE THE HIEROPHANT die Geduld ihrer Hörerschaft damit doch auf eine harte Probe. So zogen sich die überlangen Tracks mit ihrer schlammig-zähen Metal-Grundierung, ihren ausgiebigen Ambient-Passagen und sogar ihren verführerischen Bläserarrangements arg beschwerlich dahin. Stilistisch haben die Briten sich seitdem an sich nicht allzu sehr verändert, herausfordernd ist auch ihr zweites Album.

Mit Songlängen zwischen 8 und 15 Minuten erscheint „Through Aureate Void“ auf den ersten Blick sogar noch sperriger, die Band verzichtet abgesehen von vereinzeltem Spoken-Word-Gezeter nach wie vor auf menschliche Stimmen und die Stücke verharren auch diesmal über weite Strecken in denselben oder zumindest sehr ähnlichen, getragenen Tempi und Rhythmen. Und doch gelingt es FIVE THE HIEROPHANT, ihren atmosphärischen Sound diesmal um einiges aufregender zu präsentieren und aufzulockern. Die mächtig groovenden Riffs und Drums („Fire From Frozen Cloud“) prägen sich hier deutlicher ein, spielen im Zuge der gut 50 Minuten langen Platte allerdings nicht mehr ganz so eine vordergründige Rolle.

Oft sind es vielmehr die unverzerrten Gitarren, die die Songs mal leichtfüßig trippelnd, mal surreal durch den Äther gleitend für sich vereinnahmen. Das Saxophon bleibt nie lange still, kreischt entweder schrill auf oder legt sich weich wie Butter über die restliche Instrumentierung und bewahrt dabei stets einen finsteren Unterton. Insbesondere das psychedelische „Berceuse“ fasziniert außerdem mit seiner organischen Perkussionen und seiner zurückgelehnten Bassline. Im abschließenden „The Hierophant II“ kreieren FIVE THE HIEROPHANT mit schlurfenden Jazz-Drums und schwerelosem Saxophon zu guter letzt eine besonders sphärische Klangwelt, die an Tchornobogs „Non-Existence‘s Warmth“ denken lässt.

Wie schon sein Vorgänger ist das zu großen Teilen aus Improvisationen hervorgegangene „Through Aureate Void“ eine äußerst schwer zu erschließende Veröffentlichung. Die dynamischeren und flüssigeren Arrangements machen es jedoch ein Stück leichter, Zugang zu finden – vielleicht auch, weil FIVE THE HIEROPHANT hier öfter von ihrer rohen Metal-Basis ablassen und die Songs auf natürliche Weise ihren Lauf nehmen lassen. Nicht zuletzt dank seiner vielschichtigen, räumlichen Produktion ist „Through Aureate Void“ ein Album, das aufgeschlossene Hörer*innen ganz und gar in sich aufzunehmen vermag und dabei kontinuierlich imponiert, tief blicken lässt und sich doch nie völlig offenbart.

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Wertung: 8 / 10

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