Review Ghost Bath – Starmourner

  • Label: Northern Silence, Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Black Metal

Ob man dem Depressive-/Post-Black-Metal von GHOST BATH etwas abgewinnen kann oder nicht, fest steht, dass die Amerikaner sich von Anfang an interessant gemacht haben: Zur Zeit ihres Debüts „Funeral“ noch als vermeintlich chinesischer Geheimtipp gehandelt, zogen GHOST BATH mit dem 2015er Nachfolger „Moonlover“ plötzlich alle Blicke in der Szene auf sich, was ihnen sogar einen Deal mit Nuclear Blast einbrachte. Der Release polarisierte – die Screams seien zu wehklagend, die Instrumentalisierung zu schnulzig, nichtssagend oder unselbstständig gewesen. Von derlei Kritik zeigt sich das Quartett jedoch unbeeindruckt, denn auf seinem neuen Album „Starmourner“ setzt es die mit dem Vorgänger angefangene Trilogie fort und befasst sich diesmal sogar mit einem in dieser Stilrichtung höchst untypischen Thema: Freude.

Nach dem gefühlvollen Piano-Intro „Astral“ zeigt sich auf dem Opener „Seraphic“ sogleich, auf welche Art GHOST BATH ihr ungewöhnliches Konzept umsetzen und was (abgesehen von der wesentlich längeren, 72-minütigen Spielzeit) der große Unterschied zwischen „Starmourner“ und seinem Vorgänger ist. Während nämlich auf „Moonlover“ die damals noch recht schwermütigen Leadmelodien eher ergänzend zum Einsatz kamen, sind sie hier praktisch allgegenwärtig und noch um einiges mitreißender. Doch obwohl auch diesmal stets ein Hauch Melancholie mitschwingt und das Screaming (leider) so erbarmungswürdig verzweifelt wie eh und je klingt, drücken die Gitarren doch eine ungeahnte Glückseligkeit aus, die so vermutlich keinem anderen Post-Black-Metal-Werk innewohnt. Immer höher scheinen die euphorischen, nicht selten im Tremolo-Stil gespielten Leads, in die GHOST BATH schier unermesslich viel Gefühl legen, gen Himmel zu schnellen („Luminescence“).
Während die meisten der hoffnungsvoll jauchzenden Tracks mit energetischem Tempo dem Glück hinterherzueilen scheinen, gibt es auch viele entschleunigte Momente, die es dem Hörer erlauben, sich in wohliger Wonne zu suhlen. Höhepunkte sind diesbezüglich die triumphalen, getragenen Melodien in „Celestial“ oder das liebliche Clean-Gitarren-Instrumental „Angelic“. Verfechter des traditionellen Black Metal, die ohnehin den meisten moderneren Vertretern des Genres ihren Titel absprechen, werden das bei „Starmourner“ noch viel inbrünstiger tun.
Doch obwohl GHOST BATH die Grenzen der Spielart tatsächlich sehr weit ausdehnen, sind die grundlegenden Elemente auch auf ihrem dritten Werk zu finden: Die Screams klingen erfreulicherweise zum Teil garstiger als zuletzt, die Gitarren bisweilen eiskalt rauschend („Thrones“) und das ausgelassene Drumming schäumt vor halsbrecherischen Double-Bass- und Blasting-Passagen geradezu über. Das unvergleichliche Kunststück, das GHOST BATH vollbringen, ist jedoch, dass sie diese gegensätzlichen Stilmittel wie zwei sich kreuzende Flüsse ganz natürlich in- und auseinanderfließen lassen.

„Starmourner“ mag kein perfektes Album sein – der Schreigesang klingt immer noch (gerade in Anbetracht des Textkonzepts) oft störend weinerlich und einige kleine Experimente wie das ewige Ausschlachten eines einzigen Akkords gegen Ende von „Ambrosial“ sind den Amerikanern nicht so gut gelungen. Mit ihrer Entscheidung, sich mehr auf packende Leadgitarren wie jene von „Golden Number“ („Moonlover“) zu konzentrieren, lagen GHOST BATH jedoch goldrichtig. Heraus kam dabei nämlich eine außergewöhnliche Platte, die ein unfassbar großes Spektrum an Emotionen wiedergibt und trotz kleinerer Schwachstellen weit mehr ist als nur eine Ansammlung genretypischer Post-Black-Metal-Nummern.

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Wertung: 8 / 10

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