Review Iced Earth – The Crucible of Man (Something Wicked Part II)

Mit ihrem „Something Wicked“-Zyklus, dessen zweiter und letzter Teil jüngst erschienen ist, teilen ICED EARTH Fans und Kritiker in zwei Parteien: Handelt es sich bei den beiden neuen Werken um ein unvergleichliches Epos voller Kreativität, Ideenreichtum und Komplexität oder nur um ein kitschiges, übermotiviertes Stück Langeweile, das einfach nicht zünden will? Und was ist mit Matt Barlow, dessen Rückkehr zu Iced Earth eine kleine Sensation ist und auch viele bereits vergraulte Fans wieder aufhorchen ließ? Bringt er den Charme der älteren Werke wieder zurück? Drei Metal1-Redakteure haben ihre kontroversen Meinungen zusammengetragen.

„Auch der zweite Teil der Reihe bekommt von mir die gleiche Einschätzung wie sein Vorgänger: Es handelt sich dabei einfach um ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite hat man kunstvolle Kompositionen, deren Bezüge auf die Weltmusik hier noch homogener in die Metal-Songs eingearbeitet sind als bei Teil I; man hat grandiose Epik, donnernde Chöre, dramatische Streicher und auch Matt Barlow singt wie in alten Tagen, dass einem Nostalgietränen in die Augen schießen möchten. Auf der anderen Seite fragt man sich, wo denn bitteschön die fetten Shaffer-Riffs abgeblieben sind. Wo sind die ohrwurmigen Refrains, wo sind die thrashigen Geschwindigkeiten der frühen Alben, wo sind die halsbrecherischen Breaks der ersten drei Werke abgeblieben? Vergeblich sucht man nach der Härte und der Bösartigkeit, die Iced Earth früher versprühten, auch das einst so packende Songwriting will und will nicht zünden. Einzelne Songs als Anspieltipps herauszupicken, gestaltet sich ebenfalls als schwierig, da kein Lied wirklich heraussticht. Als Ausgleich dazu funktioniert das ganze Album am Stück jedoch sehr gut. Es wird eine Atmosphäre erzeugt, die konsequent gleich bleibt und dennoch nicht langweilt. Nach Ablauf der beiden Alben ist wenig wirklich hängen geblieben, doch lassen beide Werke den Eindruck zurück, dass es sich bei „Something Wicked“ um ein schlüssiges und funktionierendes Gesamtwerk handelt. Trotzdem sollte sich Shaffer überlegen, ob er aufgeweichte Melodien und viele kurze Lieder auch in Zukunft ein paar wenigen, aber dafür besser ausgearbeiteten Nackenbrechern vorziehen will.“

Bewertung: 7.5/10
Redakteur: Philipp Herrmann

So groß die Hoffnung war mit Matt Barlows Rückkehr an vergangene Erfolge anzuknüpfen, so wenig überraschend ist leider die Durchschnittlichkeit von „The Crucible Of Men“. Schon das 2001er Album „Horror Show“ war über weite Strecken nur noch seicht und völlig unspektakulär. Der Versuch von Bandkopf Jon Schafer den Niedergang durch eine drastische Gesangsneubesetzung und inhaltliche Umorientierung zu stoppen, schlug genauso fehl, wie die jetzige Rückbesinnung auf alte Stärken durch die erneute Verpflichtung von Matt Barlow. Dieser leistet zwar zweifellos gute Arbeit und seine Stimme passt immer noch hervorragend zur Musik, doch fehlt dieser eben schon seit Jahren die raue und direkte Atmosphäre die die älteren Werke so einzigartig gemacht hat. Der Schritt Barlow zurück zu holen war richtig, jetzt sollte Jon Schafer aber auch aufwachen und sein Songwriting überdenken – im Midtempo und mit breiter Chorunterstützung gewinnt man einfach keinen Blumentopf! Was für eine unbekannte Band ein solides Album geworden wäre, ist für ICED EARTH einfach zu wenig.

Bewertung: 6.5/10
Redakteur: Florian Fuß

„„Framing Armageddon“ ziert ein dermaßen bocklangweiliges, allerhöchstens durchschnittliches Songwriting, dass es schon fast weh tut, wie belanglos der Großteil des Albums ist.“ Das schrieb ich vor einem Jahr, tauscht man den Albumtitel nun gegen „The Crucible of Man“ kommt das gleiche bei raus. Was hab ich mich gefreut, als Ende 2007 die Rückkehr von Barlow zu ICED EARTH angekündigt wurde, aber kaum klang die Euphorie ab, kamen die Zweifel: Warum? Sinn? So kam es dann auch: Das Album ist die gleiche Grütze wie der Vorgänger. Barlow singt gewohnt genial, wie in alten Tagen, er hat nichts verlernt, der alte Schaffer aber wohl schon. Da kommt weder Atmosphäre, noch Kraft oder Emotion rüber und vor allem: Keine Ehrlichkeit. Barlow nach der Dreckschleuderei („Er passte nie zu IE, die Stimme des Rippers war schon immer in meinem Kopf“-Blabla-Gewäsch) zurückzuholen, kann keine musikalischen Gründe haben. Immerhin ändert sich an der Musik auch nichts, da liegt der Verdacht nahe, die Absicht des Chefs war es, den Scheiß eben mit dem Namen Barlow zu verkaufen. Tolle Idee, nur braucht sich keiner beschweren, wenns nicht klappt. Ich will nicht gegen Schaffer bashen, ich hätte mich wahnsinnig gefreut, wäre ein Hammeralbum bei rausgekommen, aber die Hoffnung war völlig umsonst. Auch nach mehreren Durchläufen bleibt nichts hängen, im Endeffekt nervt und langweilt das Teil noch mehr als Part 1 vom letzten Jahr. Umso mehr, weil Barlow halt trotzdem immer noch großartig ist (zu hören auf dem aktuellen Pyramaze-Album „Immortal“!), aber man so gesehen nix davon hat. Meine musikalische Enttäuschung des Jahres habe ich also schon, schade, aber nicht zu ändern. Fazit: Grauenvoll und ohne Wiederhörwert, das mit Abstand schlechteste Album der Bandgeschichte.“

Wertung: 2 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert