Juli 2018

Review Immortal – Northern Chaos Gods

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2018
  • Spielart: Black Metal

Neun Jahre. So lange hat es in der Vergangenheit der norwegischen Black-Metal-Legenden IMMORTAL noch nie gedauert, bis sie die Pforten zu Blashyrkh, dem fiktiven Reich, in dem sich die Texte der Band abspielen, in Form eines neuen Albums wieder geöffnet haben. Nun ist „Northern Chaos Gods“ jedoch nicht nur das erste Werk der Band, das derart lang auf sich warten ließ, sondern auch das erste ohne Mitbegründer Abbath. Dieser hat auf jedem der bisher acht Langspieler die Lyrics eingekrächzt, geht seit 2014 jedoch mit der Band getrennte Wege und betreibt stattdessen seine neue, selbstbenannte Gruppe. Übrig geblieben sind Gitarrist Demonaz, nun auch am Gesang tätig, und Schlagzeuger Horgh, die mit dem neunten Album „Northern Chaos Gods“ zu zweit einen nordischen Kältesturm entfachen.

„Gates To Blashyrkh“, „Called To Ice“, „Mighty Ravendark“. Schon allein die Songtitel könnten IMMORTAL-typischer kaum sein, sodass der langjährige Hörer sich beim Lesen der Tracklist sofort wie zu Hause fühlt. Ähnliches gilt für das spartanische Schwarz-Weiß-Artwork sowie, last but not least, die Musik selbst. So sehr man das Zerwürfnis zwischen Abbath und seinen Bandkollegen auch bedauern mag, jegliche Befürchtungen, IMMORTAL könne ohne ihn nicht mehr funktionieren, stellen sich glücklicherweise als vollkommen unbegründet heraus. Die Gruppe liefert auch ohne ihren Stamm-Fronter auf sehr hohem Niveau ab, was nicht zuletzt übrigens durchaus den neuen Vocals von Demonaz zu verdanken ist. Diese kommen derart kraftvoll und bissig daher, dass sie Abbaths Keifattacken wahrlich in nichts nachstehen. Diesen Umstand hätte man nicht unbedingt erwartet, die Platte profitiert nach dem Line-Up-Chaos jedoch enorm davon.

Dass Demonaz zudem für das Songwriting verantwortlich zeichnet, was ebenso auf die ersten vier IMMORTAL-Alben zutrifft, merkt man „Northern Chaos Gods“ schnell an. Im direkten Vergleich zu den Vorgängern ist das Werk im positiven Sinn wieder eine Spur chaotischer und wüster geraten, sodass hie und da Erinnerungen an Frühwerke wie „Diabolical Fullmoon Mysticism“ oder „Pure Holocaust“ wach werden – mit deutlich besserer Soundqualität, versteht sich. Produzent Peter Tägtgren (Hypocrisy, Pain), welcher auch den Bass bedient, hat hier mehr als nur ganze Arbeit geleistet. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass der teils etwas entschlackte, melodischere Charakter jüngerer Outputs wie „Sons Of Northern Darkness“ oder zuletzt „All Shall Fall“ völlig über Bord geworfen wird – frostig klirrende und dennoch eingängige Gitarrenläufe erheben sich, allen derzeit vorherrschenden sommerlichen Temperaturen zum Trotz, ohnehin in jedem Song.

Dass es derer nur acht Stück gibt, ist zum einen nichts Neues bei den Norwegern, zum anderen hält die Gruppe das Niveau konstant  im oberen Bereich. Songs wie der brachiale, im Vorab veröffentlichte Titeltrack oder das ebenfalls schnelle und bedrohliche „Into Battle Ride“ stellen sich dabei ebenso rasch als Highlights heraus wie getragenere Momente in Form des majestätisch galloppierenden „Where Mountains Rise“ oder des neunminütigen Abschluss-Songs „Mighty Ravendark“. Der Anteil schnell nach vorne peitschender Nummern dominiert, diese werden jedoch immer wieder mit Akustik-Einlagen angereichert. Dies mag, auch innerhalb des eigenen Schaffens, kein Novum darstellen, ergibt jedoch einen stimmigen Kontrast.

Bei „Northern Chaos Gods“ trifft Tradition auf Moderne und eisige Brutalität auf Anmut. Das neunte Album IMMORTALs stellt nicht nur ein hervorragendes Comeback, sondern in der Tat auch eines der bisher besten Werke der Band dar. Hut ab!

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Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Pascal Weber

2 Kommentare zu “Immortal – Northern Chaos Gods

  1. Wie krass gut ist dieses Album bitte!?! Ich dachte bei Abbath damals ja schon „Wow, er kriegt das Solo echt richtig gut hin“. Aber das Ding hier toppt das noch mal deutlich. Ein Killer-Track nach dem anderen… Stimme dir vollkommen zu, ganz klare 9/10 für dieses grandiose Comeback. Für mich das beste Album des bisherigen Jahres!

  2. Was für ein Comeback. Während andere Ikonen auf ganzer Linie eine Vorstellung abliefern, die peinlicher nicht sein könnte, liefern Immortal ein dickes Album ab.

    Man konnte es vorab erahnen, war aber skeptisch. Zu vollmundig klangen Titel, Artwork und Aussagen zb von Demonaz. Doch wie man sieht wurde Wort gehalten.

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