Review Laibach – Love Is Still Alive (EP)

2019 kam mit „Iron Sky: The Coming Race“ der zweite Teil der norwegischen Science-Fiction-Komödie über Mondnazis, Echsenmenschen und Steve Jobbs ins Kino. Musikalisch wurde das Crowdfunding-Projekt – wie schon der erste Teil von der slowenischen Künstlergruppe LAIBACH in Szene gesetzt. Und weil das wieder vortrefflich geklappt hat, widmen sich LAIBACH in Kollaboration mit dem Slowenischen Bassisten Jani Hace dem Soundtrack-Song „Love Is Still Alive“ nun nochmal in der Ausführlichkeit von knapp 40 Minuten.

Nominell haben es auf die gleichnamige EP acht Songs geschafft – dass diese allesamt „Love Is Still Alive“ mit lateinischer Nummerierung und einem Namenszusatz heißen, gibt allerdings bereits einen ersten Hinweis auf das, was Hörer:innen hier erwartet: Durchgehend auf dem gleichen Thema aufbauend, handelt es sich eher um einen langsam vor sich hin morphenden Song in acht Teilen als um acht verschiedene Stücke.

Waren von LAIBACH seit deren spektakulärem Album „Spectre“ (2014) eher avantgardistische Klanggebilde zwischen Noise und Ambient zu hören gewesen, verdient „Love Is Still Alive“ fast schon das Prädikat „easy listening“, präsentieren LAIBACH sich hier doch so elektronisch-verspielt wie noch nie. In diesem Kontext ergibt auch der selbstironische Atari-Game-Look der EP Sinn: Startet die Reise mit „I (Moon, Euphoria)“ mit beschwingterm Country-Einschlag, wird spätestens in „III (Mercury, Dopamine)“ ein starker Electronic-Einschlag hörbar – und auch der charakteristisch-rauhe Gesang  von Sänger Milan Fras alias Immanent Consistent Spirit weicht einer durch einen Stimmwandler abstrahierten, sanften Stimme.

Endet der Track noch vergleichsweise melodiereich und groovy, geht es in „IV (Neptune, Oxytocin)“ direkt weiter in die Sphären von gesangsfreiem Synth-Wave und Retro-Wave, ehe LAIBACH in den folgenden Songs in Richtung Minimal-Electro und Ambient-Sounds weiterziehen. Ab hier wird es dann fast avantgardistisch-minimalistisch: „VI (Saturn, Insomnia)“ ist kaum noch mehr als ein stumpf im Hintergrund pulsierender Beat, über den gelegentlich Gesangsfetzen oder andere Sounds hinwegwabern, „VII: Jupiter, Tristania“ lässt dann sogar den Beat ziehen und kombiniert sphärische Synths und ätherische Chöre, ehe „VIII (Mars, Dysphoria)“ mit der „Rückkehr“ von Milan Fras als Sänger nochmal soetwas wie Songcharakter entwickelt.

Mit LAIBACH, wie man sie von den meisten ihrer Alben her kennt, hat „Love Is Still Alive“ nichts gemein. Überraschen dürfte das allerdings niemanden, schließlich steht kaum ein Bandname so sehr für einen stilistischen Zickzackkurs wie LAIBACH. Gerade im Vergleich zu den oft sehr sperrigen Werken der letzten Jahre ist „Love Is Still Alive“ sehr zugänglich: Ja, LAIBACH strecken hier einen einzigen Song auf 36:43 Minuten und jagen ihn einmal quer durch das ganze Universum elektronischer Musik – aber immerhin bleibt das Ergebnis jederzeit als Musik erkennbar.

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