Review Machine Head – Bloodstone And Diamonds

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2014
  • Spielart: Thrash Metal

MACHINE HEAD ist sicher eine der Bands, bei denen man sich schon lange vor einem neuen Album auf die Veröffentlichung freut. Für „Bloodstone And Diamonds“ nahm der Weihnachtsmann den beschwerlichen Weg durch den heimischen Kamin im November 2014 und brachte der gespannten Fanschar die neue Platte der US-Groover. Dass sich etwas geändert hatte, war schon lange im Vorfeld klar, schließlich war Adam Duce, Bassist und Gründungsmitglied, im letzten Jahr seiner Aufgaben entbunden und durch Jared MacEachern ersetzt worden.

Ansonsten hatte man mit dem grandiosen Vorgänger „Unto The Locust“ die Messlatte selber sehr hoch gelegt. Sicherlich ist man nach über 20 Jahren im Business nicht mehr einem öffentlichen Vergleichsdruck ausgesetzt, außerdem muss man sich wohl nicht zu sehr darum scheren, ob man weltweit nun 10.000 Platten mehr oder weniger verkauft. Trotzdem spuken solche Gedanken mit großer Wahrscheinlichkeit im Oberstübchen herum, wenn man zur Gitarre greift, um ein neues Album in Angriff zu nehmen.
Warum diese Einleitung? Man kann es schon fast ahnen, aber „Bloodstone And Diamonds“ erfüllt die enormen Erwartungen nur bedingt. Um den verschreckten Anhänger direkt zu beruhigen, eine schwächere CD von MACHINE HEAD ist in den meisten Fällen immer noch sehr stark. Dies gilt auch für das vorliegende Exemplar, immerhin schon Nummer acht in der Historie. Zwei Dinge fallen zunächst einmal auf: Die epischen Songlängen findet man auch hier wieder und die Liebe zu orchestralen Untermalungen wurde ein weiteres Mal ausgebaut. Stolze 71 Minuten haben die Jungs aus der Bay Area zusammengezimmert, Längen von sechs bis deutlich über acht Minuten sind keine Ausnahme, sondern die Regel. Fuhr man damit in der Vergangenheit nicht schlecht, verläuft es dieses Mal etwas zwiespältiger.
Den einen oder anderen Zwischenteil, so manche Wiederholung und das x-te Solo hätte man sich vielleicht sparen sollen. Schön und gut, wenn man kompakte Songs mit viel Finesse hinbekommt, aber hier haben es MACHINE HEAD teilweise doch etwas übertrieben. Ein gutes Beispiel ist der Achteinhalbminüter „Sail Into The Black“, das Lied ist an für sich eine coole Nummer. Aber es braucht trotz gefühlt einhundert Refrains diverse Durchläufe, bis man miteinander warm wird. Oder anders herum: Den gleichen Inhalt hätte man auch in der Hälfte der Zeit transportieren können.

Natürlich gibt es aber auch viel Positives zu berichten. Die angesprochenen Orchesterelemente fügen sich immer homogener in das Material ein und verleihen dem Album erneut ein ganz besonderes Flair. Hier zeigt sich der über Jahre gelaufene Reifeprozess im Songwriting, wie selbstverständlich gehen die Melodien hart und zart hier Hand in Hand. Apropos zart, ein weiterer Punkt, der angesprochen werden muss, ist das Aggressivitätspotential. MACHINE HEAD standen von jeher für Rüpeleien, für brutales Riffing, erbarmungslosen Groove oder schlicht Härte. Das tun sie auch auf „Bloodstone And Diamonds“ noch, aber man hat das Gefühl, dass die Abteilung Attacke, beabsichtigt oder nicht, zurückgefahren wurde. Das angesprochene „Sail Into The Black“ ist dafür nur ein Beispiel, immer wieder und häufiger als früher geht der Fuß vom Gas. Schlecht werden die Lieder damit nicht zwangsläufig, aber ein wenig mehr auf die Zwölf wäre wünschenswert gewesen.
Zum Glück kann man sich auf die Hymnen aus Oakland verlassen, die stärksten Momente weist „Bloodstone And Diamonds“ immer dann auf, wenn der Epik-Faktor hochgefahren wird. Paradebeispiel ist „In Comes The Flood“, welches zwischen mächtigem Refrain und zerbrechlichem Frauenchor pendelt, der beinahe zynisch einen Abgesang auf die Geldgeilheit und den Bedeutungsdrang der Vereinigten Staaten von Amerika anstimmt.

Wie die Review zwischen Lob und Kritik hin- und herspringt, läuft auch das ganze Album beinahe zwischen Genie und Wahnsinn ins Ziel. Selbstverständlich liefern MACHINE HEAD auch mit ihrer achten Platte absolut solide und hörenswerte Tonkunst ab. Ob es nun am grandiosen Vorgänger liegt, dass „Bloodstone And Diamonds“ unter dem Strich doch ganz dezent enttäuscht, ist schwer zu sagen. Möglicherweise haben sich auf den 71 Minuten auch einfach nur zu viele Füllsekunden eingefunden, um vollends zu überzeugen. Eine gute Platte, die im großartigen Backkatalog der Band allerdings eher im Mittelfeld anzusiedeln ist.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

2 Kommentare zu “Machine Head – Bloodstone And Diamonds

  1. Unto the Locust fand ich bärenstark, hat sofort gezündet. Der einzige schwache Song war damals „Pearls before the swine“, weil er halt nur ne simple Haudrauff-Nummer war, die restlichen Songs aber soviel mehr konnten.

    Ich fand, UTL hat sich von der Blackening deutlich abgehoben und B&D orientiert sich deutlich an UTL. So richtig gezündet hats bei mir aber nicht. Man erkennt die Produktion, erkennt die Band, wenn man UTL gehört hat kann man es sofort einordnen, aber die Platte ist deutlich sperriger. Ich kam noch nicht dazu, sie wirklich konzentriert zu hören, aber UTL scheint mir bislang deutlich die Nase vorn zu haben, von der Blackening ganz zu schweigen.

    Insofern bin ich momentan noch relativ wenig enthusiastisch, aber evtl. kann die Scheibe ja was auf die lange Distanz….

  2. Kann ich als einziger nichts mit dem neuen Album anfangen? Unto the Locust war auch nur dank Locust ein Erfolg. Es klingt alles so leblos oder überproduziert. Die Drums akzentuieren nicht mehr mit Druck zu den Gitarren.

    Davidian, Imperium und Locust sind nur 3 Lieder, die für mich Machine Head sind.

    Zieht man diese heran, findet sich hier eine Band wieder, die das Frühere nicht erreicht und nur modern wie diese ganzen Emo Metal Kiddies klingen möchte. Kommt, es sind MACHINE FUCKIN‘ HEAD…

    GROOVE METAL mit Guitar Breaks, fetten drückenden Drums/Gitarren und nicht sowas.

    Vielleicht bin ich zu konservativ aber ich mag es nicht und will auch keine Eingewöhnungszeit aufbringen.

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