Review Manes – Vilosophe

„Vilosophe“ ist mehr als nur das Zweitwerk von MANES. „Vilosophe“ ist ein Statement für unverfrorene Kreativität, der ausgestreckte Mittelfinger in Richtung Kritiker. „Vilosophe“ steht für die Abkehr von den Erwartungen, die MANES mit ihrem Debüt „Under Ein Blodraud Maane“ geschürt haben und vor allem ist ihr zweites Album eines: alles außer Black Metal.

Alles, da die musikalische Bandbreite der acht Songs genreübergreifend und grenzüberschreitend ist. MANES wagen sich auf „Vilosophe“ nicht nur vorsichtig über den Tellerrand hinüber zu schauen, sondern sie zeigen, warum es außerhalb des Tellerrandes so verdammt spannend ist! Das zehnminütige „Diving With Your Hands Bound“ mag zwar sanft beginnen, steigert sich aber im weiteren Verlauf mit einer solchen beinah tranceartigen Bestimmtheit, das man nicht mehr weghören kann, sondern von dem Sog der Repetition gefangen genommen wird – selbst nach dem 283. Durchlauf. Gigantisch!

Gleiches Adjektiv, anderer Song: „White Devil Black Shroud“ ist aufgrund der groovy Bassspur und dem dezent, aber wirkungsvoll eingesetzten Klavier nicht nur verdammt smooth, sondern erschafft mit seinen übereinanderliegenden Tonspuren eine Intensität, die nicht schwer im Magen liegt, sondern sich wie der weichste Schal auf die Schultern legt. Auf die Spitze treiben es MANES hiermit auf „Ende“, einem Song, der ein eben solches nicht haben sollte. Jazzy, catchy, sanftmütig, ohne dabei in die Belanglosigkeit abzudriften.

Atmosphärisch und hochgradig melodisch, stark wie eine brechende Welle in der Brandung und so zerbrechlich wie ein nicht verpacktes Weinglas während des Umzugs: „Vilosophe“ ist vieles außer Black Metal, eben weil es dem Album an all dem mangelt, was jenes Genre ausmacht. Denn anders als auf ihrem Debüt zeigen sich MANES auf dessen Nachfolger weder rau noch unterkühlt, sondern nahbar und überaus erbaulich. Das liegt zum einen am Wechsel des Sängers; keifte sich noch Sargatanas durch das Debüt, übernimmt Asgeir Hatlen auf „Vilosophe“ nicht einfach nur den Gesang, sondern setzt seinen hohen Klargesang phänomenal als Stilmittel ein.

Zum anderen klingen die acht Tracks so kantenlos und dennoch charakterstark, dass man sich zwar an nichts auf „Vilosophe“ stoßen kann, das Album aber trotzdem enorm einschlägt: Rauschen einem Hatlen und Co. auf dem Opener „Nodamnbrakes“, dem vergleichsweise harschen „The Hardest Of Comedowns“ und dem herzergreifend fragilen „Terminus A Quo“ stellenweise in Hochgeschwindigkeit durch die Ohren, überrennen sie den Hörer trotz der Dynamik nicht, sondern drosseln oft genug das Tempo, um ihre Zuhörerschaft nicht abzuhängen.

MANES gelingt auf „Vilosophe“ der Geniestreich, den Hörer umzufahren und ihn zugleich die helfende Hand hinzustrecken. Die Norweger zeigen auf unkonventionellen Wegen, wie viel Gefühl in einer Komposition stecken kann, ohne, dass sie balladesk sein muss. Gleichermaßen strotzen die sechs Skandinavier nur so vor Kraft und Energie, ohne dabei bedrohlich zu wirken. Im Gegenteil: Man möchte sich auf „Vilosophe“ einlassen. Immer und immer wieder, ein Leben lang.

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Wertung: 10 / 10

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2 Kommentare zu “Manes – Vilosophe

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