Review Manes – Slow Motion Death Sequence

Mit „Be All End All“, ihrem ersten Studioalbum in sieben Jahren, konnten MANES – ehemals Black-, später Avantgarde-Metaller und nun irgendwo im Halbfeld zwischen Ambient, Elektro und Gitarrenmusik zu verorten – 2014 nicht alle Fans glücklich machen. Das lag jedoch, so lässt sich mutmaßen, weniger am stilistischen Wandel als daran, dass das Album als solches etwas unausgegoren und schlicht nicht über seine ganze Länge zu packen vermochte. Nun starten MANES einen zweiten Anlauf – möge dieser gelungener ausfallen als die künstlerische erneut mäßig überzeugende Artwork-Collage.

Die Sorgen zerstreuen sich schnell – genauer gesagt: mit den ersten Klängen des Openers „Endetidstegen“. Anmutig-chaotische Elektronica treffen hier auf kraftvolle Gitarren und ein Stilmittel, das sich durch das ganze Album ziehen wird: Gesangliche Vielfalt „vom anderen Stern“, wie man umgangssprachlich so gerne sagt. Die aufregende Mehrstimmigkeit prägt das Album nämlich mehr noch als das faszinierende Wechselspiel zwischen elektronischen Sounds und organischer Band.

Neben MANES-Fronter Asgeir Hatlen und zwei weiteren männlichen Sängern treten vor allem die ehemalige Eluveitie-Drehleierspielerin Anna Murphy (Lethe, Nucleus Torn) und die gebürtige Chilenin Ana Carolina (Mourning Sun) durch Gastbeiträge in Erscheinung: In packenden Duetten wie etwa im ergreifenden Opener „Endetidstegn“, der deswegen direkt an das geniale Lethe-Debüt When Dreams Become Nightmares denken lässt, oder „Building The Ship Of Theseus“.

Untermalt werden die durchweg großartigen gesanglichen Performances durch eine absolut stimmige musikalische Mixtur: mal so ruhig, dass es auch als Chillout-Sound durchgehen könnte, mal mit dezentem EBM/Techno-Einschlag („Therapism“), stets mit eingängigen Melodien im Gesang wie in den Gitarren („Chemical Heritage“), stets dynamisch. Und doch von einer einzigartigen, getragenen Melancholie geprägt, wie sie etwa im stilistischen Allrounder „Last Resort“ mit seinen sehnsüchtigen Gitarrensoli voll zum tragen kommt.

Slow Motion Death Sequence“ ist, was „Be All End All“ sein wollte, aber nicht ganz zu sein vermochte: Ein Album, das MANES in ihrer neuen, elektronisch geprägten, ruhigen – bisweilen gar Ambient-lastigen – Schaffensphase perfekt repräsentiert. Wirkte das 2014er-Werk bisweilen etwas ziellos, klingen MANES auf ihrem fünften Album absolut abgeklärt und mit sich im Reinen. Das Resultat ist ein Album, das gewiss nicht alle Freunde der avantgardistischeren Werke der Norweger glücklich machen wird – dem man jedoch von diesem ungültigen Argument abgesehen wenig vorwerfen kann.

Wertung: 8.5 / 10

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