Das Cover von "Armageddon" von Manimal

Review Manimal – Armageddon

Die Retro-Strömung im klassischen Heavy Metal ist durchaus etwas Schönes, sorgt sie doch dafür, dass die gut vier Jahrzehnte währende Tradition des Genres erhalten bleibt. Genauso schön ist es aber, dass sie mit Bands wie MANIMAL einen klaren Gegenpol hat. Die Schweden verstehen sich ganz klar als schnörkellose Heavy-Metal-Band – vermutlich gar als Power-Metal-Band – und ihr neuestes Album zeigt, dass auch sie sich der zuvor angesprochenen Tradition durchaus verpflichtet fühlen. Die Platte verdeutlicht aber auch, dass die Truppe aus Göteborg mit beiden Beinen im Hier und Jetzt steht und keinerlei Bedürfnis verspürt, die letzten 40 Jahre Musik- und Produktionsgeschichte zu ignorieren.

Auf „Armageddon“ äußert sich das in einer unwahrscheinlich starken Kombination aus brettharten Riffs, erhabenen Melodien und eingängigen Refrains. Wem das jetzt bekannt vorkommt, der liegt genau richtig, denn ebenjener Sound wurde vor fast genau 20 Jahren von Dream Evil aus der Taufe gehoben. Genau wie diese – zufälligerweise ebenfalls aus Göteborg stammende – Truppe schaffen auch MANIMAL mit der Symbiose aus knallharten Riffs und eingängigen, aber nie kitschigen Arrangements zeitlos guten Metal, der oftmals seine Vorbilder durchklingen lässt, ohne sich je an vergangene Zeiten anzubiedern. Als gute Beispiele funktionieren hier großartige Nummern wie der Titeltrack, „Forged In Metal“ sowie „Master Of Pain“.

Der Sound von MANIMAL lässt sich also ganz gut als „Power Metal mit modernem Druck“ zusammenfassen. Während Dream Evil hier die meiste Zeit als bester Bezugspunkt funktioneren, agiert die Formation auf „Armageddon“ trotzdem recht abwechslungsreich: „Insanity“ fühlt sich beispielsweise wie die aufgepumpte Version eines Pop-Rock-Songs aus den 80ern an und das tonnenschwere „Path To The Unknown“ ist eine ziemlich moderne Metal-Nummer mit Kopfnicken in Richtung NWOAHM. Und in „Slaves Of Babylon“ schließlich gelingt es MANIMAL, über Breakdowns und überraschend extremen Gesang in Verbindung mit einer eher traditionell angehauchten Strophe die Brücke zwischen dem Metal der alten Schule und dem Sound der Gegenwart zu schlagen. Wie gesagt: Diese Band weiß, wo sie herkommt und steht doch im Hier und Jetzt.

Das scheuklappenbefreite Songwriting dieser Formation macht viel vom Charme ihres Sounds aus, allerdings ist es nur die halbe Miete. MANIMAL haben „Armageddon“ eine ultrafette Breitwand-Produktion spendiert, welche den kraftvollen Songs der Truppe mit meterdicken Gitarrenwänden und einem riesigen Schlagzeug die nötige Durchschlagskraft verleiht. Zusammen mit dem enorm hohen Energielevel und der ansteckenden Spielfreude, die MANIMAL hier an den Tag legen, ergibt das eine nahezu unwiderstehliche Mischung. Da ist es auch in Ordnung, dass die Schweden letztendlich über weite Strecken knietief im Fahrwasser ihrer Landsleute Dream Evil stehen.

Dream Evil gibt es zwar noch, allerdings ist die Band um Sänger Niklas Isfeld derzeit de facto im Ruhestand. Da auch Bloodbound vom Pfad der Tugend abgekommen sind, scheint es nun an MANIMAL zu liegen, ihr Erbe zu verwalten und ein Album wie „Armageddon“ zeigt, dass sie diese Schuhe auch ausfüllen können. Die Schweden liefern hier zehn zeitlos gute Heavy- bzw. Power-Metal-Songs mit beneidenswert toller Produktion ab. Wer zwischen all den – zweifelsohne ebenso talentierten wie unterhaltsamen – Retro-Kapellen mal wieder hören möchte, wie Metal 2021 eigentlich zu klingen hat, könnte kaum besser beraten sein als mit MANIMAL und „Armageddon“.

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Wertung: 8.5 / 10

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