Review Mono Inc. – Ravenblack

Wirft man einen Blick auf die Chartplatzierungen der Düsterrocker MONO INC., so schreiben die Hamburger eine Erfolgsgeschichte. Nach „The Book Of Fire“ schafft auch der neueste Output „Ravenblack“ auf Anhieb den Sprung an die Spitze. In diesem Fall gilt: Wer nicht wagt, der gewinnt.

Vielleicht wäre es naiv oder auch geradezu töricht gewesen, wenn das Quartett nach dem durchschlagenden Erfolg der letzten Jahre auf „Ravenblack“ von seinem Erfolgsrezept abgewichen wäre. Mit Val Perun als Ersatz für Manuel Antoni am Bass hätte zumindest eine personelle Veränderung für frischen Wind sorgen können. Aber Pustekuchen.

Einzig der oftmals wechselnde Gesang zwischen Martin Engler und Schlagzeugerin Katha Mia fällt auf, leider nicht qualitativ. Gerade Martin hat vom stimmlichen Volumen eingebüßt, während sein weibliches Gegenstück beim schnörkellosen Rock-Opener „At The End Of The Rainbow“ sehr wenig Volumen in ihrem Organ offenbart. Die symphonische Untermalung geht in Ordnung, auch beim groovigen „Heartbeat Of The Death“ oder „Princess Of The Night“, ist aber gefühlt immer völlig austauschbar und nichtssagend – wenngleich (oder auch dadurch) zugegebenermaßen oft eingängig und der perfekte Fanservice. Ganz offenkundig richten sich MONO INC. nicht mehr an Liebhaber komplexerer Kompositionen, sondern an Radiohörer und Gefälligkeitsrocker, die es manchmal gern pseudodüster mögen. Bei „Princess Of The Night“ trifft dies neben der kompositorischen Ausgestaltung auch – oder genauer gesagt vor allem – auf den klischeeüberladenen Text zu.

Apropos Texte: Nachdem MONO INC. ihr Album „Nevermore“ plötzlich kurz vor Release in „Nimmermehr“ umbenannt haben, war eigentlich damals schon klar, dass es nicht so wichtig sein kann, ob Martin nun auf Deutsch oder Englisch singt. Auf „Ravenblack“ manifestiert sich dieser Eindruck besonders bei den deutschsprachigen Songs wie „Lieb Mich“, dessen Inhalt aus der tiefsten Pubertätshölle stammt. Das Remake von Joachim Witts Pathos-Überdosis „Wiedersehen Woanders“ als Abschluss treibt dem Hörer die Tränen wiederum aus den falschen Gründen in die Augen. In diesen Moment offenbart sich ein musikalisches Trauerspiel der allerersten Güte.
Beim Titeltrack bedienen sich MONO INC. schamlos bei „We Will Rock You“ von Queen, überraschenderweise funktioniert dies in Verbindung mit Katha Mias hymnischem Gesang, der sich von ihrer schwachen Darbietung im Rest des Albums angenehm abhebt. „Never Alone“ punktet wiederum als epische Rocknummer mit erzählerischen Elementen und überraschenden Tempowechseln, die nicht gänzlich am Reißbrett entstanden sein könnten. In diesen Momenten keimt etwas Hoffnung auf, leider rettet dies „Ravenheart“ nicht. Das gilt auch für die beiden Features: Die Ballade „Angels Never Die“ zusammen mit Ex-Groovenom-Fronter Sandro Geissler, der nun solo als SANZ unterwegs ist, wird durch die beiden männlichen Stimmen nicht spannender, sondern bleibt unspektakulär. „After Dark“ haben MONO INC. wiederum gemeinsam mit Storm Seeker vertont; ein wenig Folk trifft hier auf ein wenig Rock und zu viele Gesänge in bewährter Ah- und Oh-Manier. Handwerklich ist das sauber und kompositorisch ok, aber gefühlt wäre hier mehr möglich gewesen als ein Hauch von Santiano.

Wer sich durch die letzten Alben von MONO INC. hört, kann diese problemlos am Stück laufen lassen. Nur echte Fans werden erkennen, wo die eine Veröffentlichung beginnt und die andere aufhört. Die musikalische Massenware mit marginalen Überraschungsmomenten ist zu einem gefälligen Einheitsbrei verkommen, einerseits zur Freude breiterer Massen und andererseits zum Leidwesen der Freunde von echter, handgemachter Musik.

Wertung: 4 / 10

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5 Kommentare zu “Mono Inc. – Ravenblack

  1. Leute, Reviews spiegeln subjektive Meinungen wider. Wer mit anderen Ansichten nicht klarkommt, liest am besten keine. Aber sie lesen und dann anderen Leuten die Kompetenz absprechen oder Ansagen tätigen à la „wenn’s dir nicht gefällt, lass es und lass die Band in Ruhe“ ist halt maximal unsouverän und geht zudem am Thema vorbei: Rezensionen sind nicht für blinde Lobhudelei, sondern für eine kritische Auseinandersetzung mit Musik da. Wer dieselbe Musik (un)reflektiert abfeiern will oder schlicht anders über sie denkt, soll das gerne tun, denn alles davon hat seine Daseinsberechtigung.

  2. Es ist ganz eifach:Musikgeschmäcker sind verschieden.Man soll aber nicht nur mit den Ohren zuhören,sondern auch mit der Seele.Und,entweder man mag es,oder soll es lasse.ICH LIEBE ES,weil ich auch den Menschen hinter der Musik sehe,seine Einstellung,seine Ausstrahlung.So einfach.

  3. Wahnsinn, was alles ein Review verfassen darf und dann auch noch denkt, er hätte Ahnung. Einfach nur zum an-den-Kopf-fassen…

    1. Fernab jeder Gender-Diskussion definiere ich mich als Mensch, also nicht als „was“, sondern als „wer“. Ein Mindestmaß an Respekt wäre auch in (anonymen) Kommentarspalten wünschenswert. Im Gegensatz zu dir habe ich meine Meinung zum Album sachlich begründet.

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