Review Neun Welten – Vergessene Pfade

Nachdem die erste EP von NEUN WELTEN namens „Valg“ 2004 bereits für einige Furore in der Szene und den hiesigen Clubcharts sorgte, war es dringend an der Zeit für die Band nachzulegen und allen Kritikern, die von einer Eintagsfliege sprachen, Lügen zu strafen.

Das Ergebnis war schließlich ein Album, das man auf den ersten Blick vorschnell verächtlich als Konzeptalbum abtun könnte. Doch hinter der Fassade verbirgt sich weit mehr, als man zunächst annehmen könnte. Ganz eindeutig inspiriert vor nordischer Mythologie und den großen Vorbildern von Tenhi werden die vergessenen Pfade bereits im ersten „Dreierpack“ auf ungleich melodische Art und Weise beschritten. Im Stile von Bands wie Elane und mit leichten Abstrichen auch Faun und Omnia wird die zugrunde legende Thematik auf eine sehr verspielte und liebevolle Art und Weise vertont. Es sind Alben wie dieses, die einen klaren Unterschied zwischen durchschnittlicher und guter „mittelalterlicher“ Musik machen. Hier gibt es keine lieblos hingerotzten Arrangements oder die x-te Version von „Herr Mannelig“, sondern man merkt, wie viel Aufwand betrieben wurde, um vorhandene Ideen umsetzen und eigene Wege zu gehen.

Der größtenteils fehlende Gesang stört überhaupt nicht: Im Gegenteil, er könnte sogar mit das größte Plus dieser CD sein, da sich so die Instrumente auf eigene Art und Weise voll entfalten können. In „Nebelung“ sind dies meiner Meinung nach besonders Flöte und Geige. „Nordwind“ beginnt schließlich mit dem kürzeren Stück „nahend Zauberwald“, das direkt einen kleinen Stilbruch einleitet. Bei „auf kargem Fels“ hört man schließlich die Trommeln, die unter anderem verantwortlich für eine schöne dynamische Steigerung sorgen, während „Svartalfheim“ schließlich zum ersten Mal mit stillem Gesang stilvoll den kürzesten Dreierblock ausklingen lässt. Allerdings kann ich mich persönlich mit den leisen weiblichen und männlichen Stimmen, die ab und an beinahe in Gesäusel abdriften, nicht anfreunden.

„Sonnwend“ beginnt mit der „Midsommer“-Geige, die doch eher klassisch gerät, aber durchweg eingängige Melodien produziert. In „Tamtrollbach“ wird der Fokus von der Geige verlegt und diversifiziert auf mehrere andere Instrumente wie z.B. die Flöte, wobei die Violine ab und an immer wieder als durchgehendes Motiv auftaucht. Dieser Song wäre eine prima Hintergrundmusik für Landschaftsaufnahmen im Fernsehen – zumindest kam mir dieser Gedanke beim ersten Durchhören und ist auch nach dem zweiten und dritten Mal nicht gewichen. Das Instrumentarium bleibt in „Jötunheim“ mit Cello, Flöte und Trommeln nun konstant, doch die Frische der Melodien weicht und „Sonnwend“ endet meiner Meinung nach mit dem nichtssagendendsten Stück, zu dem ich keinen Zugang fand. „Heidenacht“ in einer Liveversion mit einem ungleich besseren Gesang als auf der CD ist noch ein nettes Schmankerl von einem soliden Liveauftritt der Neun Welten, wobei die Qualität etwas zu wünschen übrig lässt und man immer kleinere Geräusche über die Lautsprecher vernehmen kann, die das Hörerlebnis deutlich schmälern. Zu sehr beruht diese Form von Musik auf klaren und ungestörten Klängen.

Um zu einem Abschluss zu kommen, kann man mit Fug und Recht behaupten, dass die Nachfolger der etablierten Bands wie Qntal, Faun und Konsorten bereits in den Startlöchern stehen und bereit sind, ihren großen Vorbildern auf kurz oder lang den Rang abzulaufen. Von diesem „Konkurrenzkampf“ kann im Endeffekt nur der geneigte Hörer profitieren, denn so werden die unterschiedlichen Künstler und Künstlerinnen hoffentlich bestärkt darin, ihr eigenes kreatives Potential auszuschöpfen und noch für den ein oder anderen (ans Mittelalter angelehnten) Hörgenuss sorgen.

Wertung: 7 / 10

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