Review Pencey Sloe – Don’t Believe, Watch Out

Als Prophecy Productions im April 2019 die hoch hinaus strebenden Blackgazer Alcest schweren Herzens gehen lassen mussten, ging ihnen damit eine Band verloren, die wie kaum eine andere den Geist der Prophecy-Familie nach außen trug und ohne die man sich das vielgerühmte Label kaum mehr vorzustellen vermochte. In etwa um dieselbe Zeit herum wurde jedoch das Signing einer neuen, ebenfalls französischen Musikgruppe namens PENCEY SLOE verkündet. Beinahe ist man versucht, diese als ein letztes Geschenk Alcests an ihre ehemalige Labelheimat anzusehen, war es doch Bandkopf Neige höchstpersönlich, der den düsteren, ätherischen Sound der Newcomer lobte und sie Fans von Slowdive, Low und Chelsea Wolfe ans Herz legte. Ihren Vorschusslorbeeren werden PENCEY SLOE auf ihrem Debüt „Don’t Believe, Watch Out“ sogar durchaus gerecht.

Die von Neige gezogenen Vergleiche vermitteln tatsächlich einen ganz guten Eindruck von der Musik, die PENCEY SLOE auf ihrem ersten Album von sich geben. Vor allem mit Slowdive verbindet das Trio eine gemeinsame, klangliche Ästhetik, welche sich aus dem außerweltlichen Shoegaze-Sound der Franzosen und Diane Pellotieris bewusst leicht unscharf abgemischten, melancholischen Vocals speist. Auffallend ist jedoch, dass PENCEY SLOE in ihrer sphärischen, schwerelosen Klangmalerei doch überraschend bodenständig zu Werke gehen und ihren Songs mitunter eine regelrecht griffige Rock-Grundierung verpassen – allen voran dem mühevoll schleppenden und doch irgendwie lässigen „Buried Them All“, in welchem Pellotieris stimme einen tieferen, fordernderen Ton annimmt.

Dem anschmiegsamen, durch pastellfarben erleuchtete Dreampop-Sphären gleitenden Stil vieler ihrer Genre-Kollegen stellen PENCEY SLOE somit etwas greifbarere Songs gegenüber, welche gar nicht so weit von Alcest oder den gesanglich sogar noch ähnlicher klingenden Sylvaine entfernt sind – vorausgesetzt, man klammert deren gelegentliche Ausflüge in den Black Metal aus. Nichtsdestotrotz sind es vor allem die Stücke, in welchen die perlenden Clean-Gitarren und die simplen, aber gezielt eingesetzten Schlagzeugrhythmen mit dem verschwommenen Gesang auf geradezu einlullende Weise zusammenwirken, die die Highlights auf „Don’t Believe, Watch Out“ ausmachen („All OK“, „Gold And Souls“).

In der zweiten Hälfte der Platte haben PENCEY SLOE allerdings auch ein paar weniger fesselnde Nummern untergebracht, beispielsweise das seinem Titel entsprechend minimalistische „Empty Mind“ und die unscheinbare, desolate Akustik-Ballade „It Follows“. Auf dem fast schon tröstlichen Abschlusstrack „17 Springs“ gelingt es den Shoegazern dann aber schließlich doch noch, mit nur wenigen Noten ihre Empfindungen tief im Hörer widerhallen zu lassen.

„Don’t Believe, Watch Out“ ist weder sonderlich vielseitig noch einzigartig. Die zehn Tracks laufen größtenteils nach einem ähnlichen Schema ab und grundsätzlich machen PENCEY SLOE darauf nicht viel anders als Slowdive oder Sylvaine. In Sachen Songwriting, Performance und Klanggestaltung sind die Franzosen jedoch schon jetzt auf demselben Level wie ihre Vorläufer angekommen, sodass insbesondere die ersten paar Songs und der Ausklang ihres Debüts den Hörer auf emotionaler Ebene unmittelbar erreichen. Die weniger berührenden Tracks sind hingegen zumindest solide genug, um das Album nicht allzu sehr in Mitleidenschaft zu ziehen. Als Ersatz für Alcest mögen PENCEY SLOE hiermit zwar nicht dienen können – eine Bereicherung für Prophecy und deren Fan-Community stellt das Dreigespann jedoch auf alle Fälle dar.

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Wertung: 7.5 / 10

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