Das Cover von "Resurrection Day" von Rage

Review Rage – Resurrection Day

RAGE haben in den mehr als 35 Jahren ihres Bestehens einige Veränderungen durchgemacht, angefangen von der Umbenennung von Avenger zu RAGE Mitte der Achtziger über zahlreiche Besetzungsänderungen bis hin zu stilistischen Richtungswechseln. „Resurrection Day“ ist für die Power-Metal-Veteranen eine weitere Auferstehung, nachdem mit Gitarrist Marcos Rodríguez einer der Bausteine der eigentlichen musikalischen Wiederauferstehung die Band verlassen hat. In den eineinhalb Jahrzehnten mit Victor Smolski an der Gitarre wurden RAGE progressiver und moderner, das hat nicht jedem Fan geschmeckt. Mit dem Einstieg von Rodriguez und Drummer Vassilios Maniatopoulos im Jahr 2015 kehrte Bandkopf Peavy Wagner wieder mehr zum klassischen und direkten Sound der 1990er Jahre zurück. Dass nun mit den Gitarristen Weber und Bormann erstmals wieder eine doppelte Lead-Fraktion am Start ist, erinnert zusätzlich an diese Zeit: Eine vierköpfige Combo waren RAGE eben zuletzt in den 90ern und schufen mit „Black In Mind“ (1995) und „End Of All Days“ (1996) die vielleicht besten Alben ihrer Geschichte.

Mit dem orchestralen Intro „Memento Vitae“ eröffnen RAGE ihr 26. Album und beweisen mit dem folgenden „Resurrection Day“, dass sie noch immer zum Besten gehören, was die deutsche Metal-Szene zu bieten hat. Die doppelte Besetzung der Saitenfraktion erweist sich direkt zu Beginn als Gewinn: Eine dicke Gitarrenwand tönt aus den Boxen; die Riffs, Leads und Soli wirken damit noch etwas mächtiger als auf den letzten Releases. Der Titeltrack präsentiert sich sowohl rockig als auch thrashig, strahlt unheimlich viel Kraft aus und zeigt damit die Richtung der Platte auf. Auch durch das starke Drumming wirkt „Resurrection Day“ sowohl wuchtig als auch organisch, das Album scheint zu leben und zu atmen. Ob die Lieder nun wie „Extinction Overkill“ eher in Speed-Metal-Gefilde gehen, wie „Virginity“ zwischen Thrash und klassischem Heavy Metal pendeln oder wie „Traveling Through Time“ ungewohnt folkige Klänge erkunden – alles passt zusammen, ohne dass RAGE sich pedantisch auf ein Genre beschränken.

Neben den zahlreichen tollen Melodien, die sich Peavy & Co. anscheinend auch nach unglaublich vielen Outputs in beeindruckender Regelmäßigkeit mühelos aus den Ärmeln schütteln, graben sich vor allem die Refrains schnell ins Ohr. Tracks wie „A New Land“, „The Age Of Reason“ oder „Monetary Gods” wollen und können schon nach ganz kurzer Anlaufzeit mitgesungen werden. Peavys Stimme ist im Vergleich zu den Vorgängeralben wieder charismatischer und wärmer, das sorgt zusammen mit dem starken Songwriting für extrem harmonische Refrains, die einfach direkt ins Ohr gehen. Bei „Arrogance And Ignorance“ überrascht Wagner in den Strophen mit Growls zu aggressiven Riffs, die er er mit einer geschmeidigen Bridge und einem soften Refrain zu hardrockigen Melodien kontert. Manchmal sind die Gesangslinien trotz der rauen Stimme fast schon zu schön, zu lieblich, gar zu perfekt. Dieser Eindruck unterstreicht aber nur die sympathische Wirkung eines Frontmannes, der natürlich seine eigenen Qualitäten genau kennt und einsetzen kann.

„Resurrection Day“ übertrumpft den bereits wirklich starken Vorgänger „Wings Of Rage“ noch ein wenig und sichert sich damit in einer riesigen Diskografie ohne schlechtes Album einen der vorderen Plätze. „Resurrection Day“ ist gewiss das beste RAGE-Album der letzten zehn Jahre, vielleicht sogar seit „Unity“ (2002). Jeder Fan bekommt mit dieser Scheibe genau das, was er erwartet und möchte, und das auf einem gewohnt sehr hohen Niveau. Peavy Wagner weiß einfach genau um die Stärken seiner Band und weiß, wie er auch nach so vielen Releases immer noch frischen, dynamischen und einfach richtig guten Power Metal abliefern kann.

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Wertung: 9 / 10

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