Review Reverend Hound – Deal In Steel

  • Label: Metalizer
  • Veröffentlicht: 2024
  • Spielart: Heavy Metal

Hier schlägt kein Wolf, sondern ein „Hound“ mit grimmiger Wucht auf den Amboss ein. Der hocherwürdige Hund schmiedet zum Entsetzen des schockierten Mönches keinen Spaß-Power-Metal der Marke Powerwolf, sondern klassischen Stahl der alten Schule. Der „Deal In Steal“, den REVEREND HOUND auf ihrem zweiten Album eingehen, umfasst dabei die ganze Palette von traditionellem, deutschen Heavy Metal, der NWOBHM und amerikanischem Thrash-Einschlag.

Mit dem Opener „The Night“ legen die Münchener auch gleich volle Möhre los und werfen mit geschmeidigen Melodien, Hooks, doppelläufigen Gitarren und extrem mitreißendem Rhyhtmusgefühl nur so um sich. Wenn dann auch noch das immer hochpräzise Drumming einsetzt und die Musik nach vorne peitscht, ist das ein klarer Headbang-Befehl – das ist eindeutig Musik für die Bühne! Mit dem siebenminütigen „Hounds Of The Sea“ und dem vorab präsentierten „Days Of Wrath“ legen REVEREND HOUND gleich mächtig nach, Verschnaufpausen gibt es fast keine. Mal im Midtempo, mal mit treibender Doublebass, mal thrashig-aggressiv – die Songs sind durchgehend mitreißend und fesselnd.

Auch wenn das Gitarristenduo aus Thomas Meyns und Sebastian Weinstock ein wahres Feuerwerk abbrennt, steht und fällt eine traditionelle Heavy-Metal-Band oft mit dem Gesang. Mit Wolfgang Gräbner sind die Süddeutschen da auf der sicheren Seite: Mit seinem röhrigen, rockigen Organ und einer einnehmenden Präsenz passt er perfekt zum musikalischen Grundgerüst. Als Sänger der 80s-Tribute-Band Maidenhead sollte seine gesangliche Richtung schon klar sein, seine ganze Bandbreite kann er aber erst bei den abwechslungsreichen Songs von REVEREND HOUND zeigen. Zumeist singt er leicht angeraut und erinnert in höheren Tonlagen wie beim gemächlicheren „Glory“ etwas an Primal-Fear-Frontmann Ralf Scheepers, in jeder Tonlage aber überzeugt er und sorgt nochmal für einen zusätzlichen, wohligen Old-School-Vibe.

Müsste ein valider Kritikpunkt genannt werden, dann wäre das die Länge der Songs. Diese dauern gerne mal sechseinhalb bis acht Minuten und verlieren sich öfter mal in ausschweifendem Gekniedel und viel – technisch überaus beschlagener – Spielerei. Wenn REVEREND HOUND zum Bewerbungsgespräch kommen und nach ihrer größten Schwäche gefragt werden, könnte die Antwort „Unsere unbändige Leidenschaft für Heavy Metal“ lauten: Auch, wenn die Songs durch zahlreiche Riffs und Soli manchmal etwas den Fokus verlieren, ist es immer ein Riesenspaß, die Begeisterung aufzusaugen, die aus jeder Note trieft. Während andere Bands die Hörer bei solch ausführlichen Ausflügen mitunter verlieren, schaffen REVEREND HOUND durchgehend die Spannung und Intensität hochzuhalten. Nicht jeder Song hat dabei einen sofort einprägsamen Refrain, das ist aber auch nicht wirklich schlimm. Dass REVEREND HOUND es können, zeigen sie unter anderem beim schmissigen „Seeds Of Faith“ oder „Hounds Of The Sea“ mit gut platzierten Gangshouts. Da gibt es für die Zukunft jedenfalls noch offenes Ohrwurmpotenzial!

REVEREND HOUND entpuppen sich wie ein fünfköpfiger Cerberus aus Iron Maiden, Accept, Vicious Rumors, Jag Panzer und Kreator im Keller als große Überraschung. „Deal In Steal“ ist klassisch im allerbesten Sinne und die Truppe wirkt auch zu keinem Zeitpunkt wie eine Tributeband oder kopiert schamlos, sondern überzeugt mit unerwarteter Eigenständigkeit. Das instrumental sehr hohe Niveau, das trotz etwas fehlendem Fokus präzise Songwriting und die professionelle – und angenehm kantige – Produktion hauen richtig um, auch weil so eine krasse Qualität im Underground echt selten zu finden ist. „Deal In Steal“ ist in seinen 51 Minuten spannender und kreativer als die letzten Outputs von Größen wie Iron Maiden oder Accept. REVEREND HOUND haben mit diesem strammen Album im tiefen Underground eigentlich nichts mehr verloren!


Wir weisen darauf hin, dass in der hier besprochenen Band ein Redaktionsmitglied von Metal1.info aktiv ist. Selbstverständlich sind wir auch in solchen Fällen stets um professionelle Distanz bemüht. Eine direkte Einflussnahme des betreffenden Redakteurs auf Text oder Wertung schließen wir aus.

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Wertung: 8.5 / 10

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