Das Cover von "By Blood Sworn" von Ross The Boss

Review Ross The Boss – By Blood Sworn

  • Label: AFM
  • Veröffentlicht: 2018
  • Spielart: Heavy Metal

Nachdem der ehemalige Manowar-Gitarrist Ross „The Boss“ Friedman zwei durchaus anständige Alben unter eigenem Namen veröffentlicht hatte, kamen seine Solo-Ambitionen nur kurze Zeit später wieder zum Stillstand. Erst 2015 kehrten ROSS THE BOSS ausgerechnet mit einem Manowar-Tribute ins Rampenlicht zurück, wobei die Band vor allem für Sänger Mike Cotoia gefeiert wurde, der klingt wie der junge Eric Adams. Drei Jahre später schickt sich der Gitarrist endlich zu einem neuen Album an, wobei es im Vorfeld erneute Besetzungswechsel gab.

Mr. Cotoia ist auf „By Blood Sworn“ nicht mehr mit von der Partie, stattdessen hat die Band nun Marc Lopes an Bord, der seine Stimme u.a. einst den U.S. Metallern Meliah Rage lieh. Obendrein musiziert bei ROSS THE BOSS inzwischen auch Bassist Mike LePond, der maßgeblich durch seine Arbeit mit Symphony X bekannt wurde, aber auch so etwas wie der Hans-Dampf-in-allen-Gassen des U.S. Metals ist und derzeit in gut 20 Bands mitmischt. In dieser potenten Besetzung plus Sessiontrommler Lance Barnewold haben sich ROSS THE BOSS also ins Studio begeben und ihr neues Material kann sich durchaus hören lassen.

Den Vorwurf, sich auf einstigen Manowar-Lorbeeren auszuruhen, müssen ROSS THE BOSS sich zu keiner Zeit gefallen lassen, denn abgesehen vom recht „true“ daherstampfenden Opener halten sich die Ähnlichkeiten zu des Bandkopfs früherer Band angenehm in Grenzen. Stattdessen ist „By Blood Sworn“ ein überraschend vielseitiges U.S. Metal-Album geworden, auf dem die Band mit einem erfrischend hohen Maß an Abwechslung zu Werke geht. Neben zackigen U.S. Metal-Brechern wie „This Is Vengeance“, „Devil’s Day“ oder dem gelungenen Abschluss „Fistful Of Hate“ findet sich eine beinahe thrashige Abrissbirne wie „We Are The Night“, ein straighter Hard Rocker namens „Among The Bones“ sowie das überraschend leichtfüßig rockende „Circle Of Damnation“.

Während das Songwriting sicher nicht revolutionär ausfällt, spielen ROSS THE BOSS hier doch grundsoliden, ehrlichen und oftmals mitreißenden Heavy Metal amerikanischer Prägung, der bei Genre-Anhängern offene Türen einrennen sollte. Einzig das etwas langatmige „Lilith“ sowie das sperrige „Play Among The Godz“ erreichen nicht ganz das Niveau der übrigen Kompositionen, was jedoch verschmerzbar ist. Sänger Marc Lopes macht hier alles in allem eine gute Figur und erinnert nicht selten an Aska-Stimme George Call, was ihn für kernigen U.S. Metal selbstverständlich prädestiniert.

Dabei verfügt er nicht ganz über das stimmliche Potential von Mike Cotoia und klingt stellenweise etwas angestrengt, was sich vor allem in der Power Ballade „Faith Of The Fallen“ bemerkbar macht, aber dennoch liefert Mr. Lopes hier eine hochanständige Leistung ab. Garniert wird die Musik von ROSS THE BOSS vom Gitarrenspiel des Bandleaders, dessen angenehm bodenständige Art des Solierens die Songs von „By Blood Sworn“ mit erdigen Leads veredelt. Die Produktion des Albums zeichnet sich in erster Linie durch ein massives Schlagzeug- und Bass-Fundament und verleiht den schwermetallenen Hymnen den nötigen Druck.

Schlicht aufgrund des enormen Talents des Mannes wäre es schön gewesen, ROSS THE BOSS hätten ein Album mit Mike Cotoia am Mikrofon aufgenommen, allerdings wäre die Band dann vermutlich endgültig als reine Manowar-Hommage verstanden worden. Mit neuem Säger traut sich die Truppe auch eine eigene Identität zu und liefert mit „By Blood Sworn“ ein wuchtiges U.S.-Metal-Album ab, auf dem ROSS THE BOSS mit einem hohen Maß an Abwechslung überraschen und überzeugen können, denn die Truppe lotet auf ihrem dritten Album das volle Spektrum ihres Songwritings aus.

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Wertung: 8 / 10

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