Review Samael – Above

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Black Metal

Hui, damit hatten die meisten wohl nicht gerechnet. Immerhin waren die Schweizer Dunkelmetaller SAMAEL bisher im Hochgeschwindigkeitssektor noch nicht so in Erscheinung getreten. Mit “Above” veröffentlichten sie im Frühjahr ihr neues Werk und schon der Opener “Under One Flag” macht deutlich, dass es Vorph und Co nicht im geringsten um Gefangennahme geht. Ein sehr dominantes Schlagzeug blastet alles in Grund und Boden, es gibt weder Gelegenheit zum Luftholen noch die Chance, die instrumentalen Details herauszuhören.

Diese etwas ungewöhnliche Einleitung soll vor allem eines deutlich machen: mit diesem Album machen es SAMAEL dem Hörer nicht leicht. Wenn man es nicht anders annehmen können sollte, würde man meinen, dass hier jemand um die Gunst einer gänzlich anderen Szene buhlt. Es bleibt wie angesprochen nicht bei dieser einen Uptemponummer – was jetzt nicht wahnsinnig ungewöhnlich wäre, “Legenda” eröffneten ihr zweites Album “Eclipse” ebenso so schnell, wie sie danach in düsterromantische Gefilde abdrifteten. Nahezu jeder Song geht in die Vollen, von Dark Metal, wie man ihn auf Meisterwerken wie “Ceremony Of Opposites” zu hören bekommt, ist hier nur noch sehr wenig übrig geblieben. Keyboards werden noch vereinzelter als zuvor eingesetzt, nur annähernd klare Vocals hat man gänzlich aus dem Programm genommen. Stattdessen wird oder wirkt, das lässt sich so ohne weiteres nicht sagen, Vorphs Stimme in Songs wie “Earth Country” noch zusätzlich verzerrt.

Wie klingt denn das alles? Für den nicht als Black-Metal-Puristen zunächst ungewöhnlich, beinahe schlecht. Zugang findet man nur ganz allmählich, nach einem vollen CD-Durchlauf fühlt man sich erst einmal erschlagen von vierzig Minuten purem Geballer, die zehn Songs hören sich entweder an wie ein überlanges Lied oder als wenn ein und dasselbe Lied zehnmal nacheinander auf der Scheibe wäre (je truer der Black Metal, desto richtiger ist wohl auch diese Aussage). Nach und nach steigt man dann aber doch hinter die Strukturen, wobei es einem die Dominanz des Schlagzeuges, welches eben nicht nur von Alpha bis Omega durchprügelt, sondern auch im Misch sehr viel Raum zugesprochen bekam, nicht unbedingt leichter macht. Xy war ja schon immer SAMAELs Hauptsongwriter, daher vermute ich keinesfalls böse Absicht, dennoch kommt es einem so vor, als wenn es ihm sicher nicht schlecht gefallen würde, dass das eigene Instrument weit im Vordergrund steht.

Machen wir einen Schlussstrich: für mich als Anhänger der langsamen SAMAEL ist “Above” eine ziemliche Herausforderung. Musikalisch arbeiten die Schweizer gewohnt routiniert, handwerklich ist alles im Lot, Eingängigkeit fehlt so ziemlich ganz. Anhänger, die ebenso eher die düsteren Songs bevorzugen, sollten vor einer Kaufentscheidung gut hinhören, man muss sich schon auf sehr flotte Songs einlassen können. Insgesamt ist “Above” wohl eher ein Album für die Black-Metal-Gemeinde.

Wertung: 6 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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