Review Samael – Ceremony Of Opposites

Käse und hohe Berge, unverkennbar zwei abolute Markenzeichen des Landes der Eidgenossen. Beide Begriffe haben jedoch auch eine gewisse Relevanz für „Ceremony Of Opposites“, dem Album, welches den Durchbruch für die Dark-Metal-Institution SAMAEL aus der Schweiz bedeutete. Es wird nämlich tatsächlich keinerlei Käse kredenzt, sondern ein wohlschmeckender Berg hoher Düstermetallkunst. Völlig zurecht brachte „Ceremony Of Opposites“ die Band in eine Erfolgsspur, die sich mit wenigen Unterbrechungen, dafür mit umso mehr Stilveränderungen – oder sprechen wir lieber von Stilverfeinerungen? – bis heute hält.

Zwar muss von vorne herein gesagt werden, dass man in jeglicher Hinsicht ausgesprochen plakativ und klischeehaft zur Sache geht, das dabei aufkommenden jugendliche Sturm-und-Drang-Feeling entschädigt hierfür aber in höherem Maße. Wo die Vorgänger „Worship Him“ und „Blood Ritual“ im musikalischen Bereich zwar sehr ähnlich, der Selbstfindungsphase geschuldet aber noch etwas ausgegoren wirkten, haben auf dieses Output wahre Klassiker ihren Weg gefunden. Hierzu zählen auf jeden Fall die Eröffnungskracher „Black Trip“ und „Celebration Of The Fourth“, bei denen sowohl das Gaspedal verhältnismässig tief durchgedrückt wird als auch der Gesang von Vorphalack richtig gemein und fies aus den Boxen schallt, geradezu perfekt, um kleine Kinder und nichtsahnende Omis zu erschrecken.

Aber auch der neue Keyboarder Rodolphe H. hat einen prima Einstand, so veredelt er die zumeist sehr rohen Songs an ausgesuchten Stellen mit filigranen, jedoch absolut unaufdringlichen Einsätzen, wobei allen voran das sehr atmosphärische und sogar kultig rockende „Flagellation“ zu nennen ist, welches für Hellseher anno 1994 schon den späteren Weg der Band vorzeichnete. Besonders gelungen und in meinen Augen der beste der Song der CD ist „Baphomet`s Throne“, welcher durch den gesampleten Anfang von Modest Mussorgskys „Die Hütte der Baba-Yaga“ aus „Bilder einer Ausstellung“ in der orchestralen Bearbeitung von Maurice Ravel eine tolle Symbiose aus Metal und Klassik erzeugt.

Zum Glück stimmt auch das Gesamtpaket, den Sound zimmerte niemand geringeres als Waldemar Sorychta im Hagener Woodhouse Studio, das  schon damals einen guten Ruf genoss, zusammen, als Assistent fungierte immerhin Siggi Bemm, welcher ebenfalls alles andere als ein Unbekannter ist. Hinausgekommen ist ein – obwohl ich mich eigentlich gegen so eine platte Begrifflichkeit wehre – hasserfüllter, kalter Sound, den man selbst bei absoluten Black-Metal-Puristen selten findet. So schleudert Vorphalack zehn dunkelmetallische Hymnen, die interessanterweise fast ausschließlich von Schlagzeuger Xytras geschrieben wurden, dem Hörer entgegen, der sich mit leichten Abstrichen über zehn kleine Meisterwerke freuen kann.

Ein Punktabzug wäre an sich für das albern wirkende Cover fällig. Der Umstand, dass auf lächerliches Gepose mit karnevalistisch bepinselten Gesichtern verzichtet wird, rettet die Schweizer aber noch so gerade einmal. Hier spricht die Musik und auch wenn sie dies nur knappe 40 Minuten lang tut, ist die Sprache doch eindeutig: „Kauf mich (wenn Du es nicht sowieso schon getan hast)!“

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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