Das Cover von "Partisan" von Sodom

Review Sodom – Partisan (EP)

  • Label: Steamhammer
  • Veröffentlicht: 2018
  • Spielart: Thrash Metal

Bei den Ruhrpott-Thrashern SODOM blieb zuletzt kein Stein auf dem anderen: Nach dem überragenden „Decision Day“ feuerte Bandkopf Tom Angelripper scheinbar ohne Not und völlig aus dem Blauen heraus seine beiden langjährigen Mitstreiter Bernemann und „Makka“ Freiwald, obwohl das Songwriting zum nächsten Album nach deren Aussage bereits in vollem Gange war. Es folgte die Neu-Verpflichtung von Ex-Mitglied Frank Blackfire, dazu kommen Asphyx-Drummer Husky und ein gewisser Yorck Segatz, von dem bis dato noch kein Mensch irgendetwas gehört hat, und fertig ist die neue SODOM-Besetzung. Da dieses Line-up allein schon dank bekannter Namen das Interesse jedes Fans der Truppe wecken dürfte, wurde ihre EP „Partisan“ vermutlich mit Spannung erwartet.

Unmittelbar nach dem Split äußerte sich Bandkopf Tom Angelripper in einer Art und Weise, die nahelegte, dass er gerne zum Sound alter Tage zurück möchte. Das Underground-Artwork der neuen SODOM-EP scheint dies nun zu bestätigen, hat es doch rein gar nichts mit den ausgefeilten Covers von Platten wie „In War And Pieces“ oder „Decision Day“ gemein. Versuchen die Gelsenkirchener hier etwa die stilistische Kehrtwende zurück zum Sound ihrer Anfangstage? Nicht wirklich: Der Titeltrack eröffnet ohne Umschweife mit einem ziemlich starken und markanten Uptempo-Mainriff und geriert sich sodann als knackiger Thrash-Metal-Brecher mit höchstens minimalem Punk-Einschlag.

Dabei fällt auf, dass der Song eine der komplexesten Nummern ist, die SODOM in jüngerer Vergangenheit geschrieben haben, denn als sei der mit dem zähen Mittelteil erreichte Kontrast noch nicht genug, wird die Hörerschaft in diesem fast fünfeinhalb-minütigen Track auch noch mit verheißungsvollen Cleangitarren überrascht, ehe es auf die Zielgerade geht. Einzig das Solo ist nicht annähernd auf dem Niveau von „Bernemann“ Kost, mit Bekanntwerden der Verpflichtung von Herrn Blackfire war das aber auch nicht anders zu erwarten. Mit dem folgenden „Conflagration“ begeben sich SODOM zunächst etwas deutlicher zurück in die Vergangenheit, denn die Hochgeschwindigkeitsnummer erinnert mit ihrem räudig-punkigen Auftreten zunächst an Venoms „Witching Hour“. Allerdings gibt es auch hier mehr Abwechslung als erwartet, denn „Conflagration“ schlägt zur Mitte hin in infektiösen Groove um – wenn die Ruhrpöttler dieses Maß an Abwechslung und Vielschichtigkeit auf Albumlänge durchhalten, kann im Hinblick auf die nächste ausgewachsene Veröffentlichung nichts schiefgehen.

Schön ist auch, dass SODOM nicht nur in puncto Songwriting, sondern auch im Hinblick auf die Produktion der beiden Studiotracks keine gekünstelte Rückkehr zum ranzigen Auftreten ihrer Anfangstage versuchen, denn so erklingt auch die „Partisan“-EP in modernem, fettem Sound – einzig der Gesang wurde etwas eigenartig nachbearbeitet, denn Herrn Angelrippers übliches Gebell ist mit arg viel Hall versehen, was nicht immer so gut passt. Wiederum kluger Schachzug: Um neben ihren Studioqualitäten auch gleich noch die Live-Macht der neuen Besetzung zu demonstrieren, haben SODOM mit „Tired & Red“ einen Mitschnitt vom diesjährigen Rock Hard Festival auf die EP gepackt und auch der geht sowohl in Sachen Sound wie auch Performance absolut in Ordnung.

Worüber auch immer sich die bisherige SODOM-Besetzung entzweit hat, an der musikalischen Ausrichtung von „Decision Day“ kann es nicht gelegen haben. Der stilistische Kurs von Tom Angelripper und Co. ändert sich auf „Partisan“ bestenfalls unwesentlich und das ist auch gut so, denn die Ruhrpott-Thrasher zeigen sich hier genauso angriffslustig und energiegeladen wie auf ihrem letzten Album. Die beiden enthaltenen Nummern machen dabei gehörig Lust auf mehr, denn SODOM bieten hier in gerade mal zehn Minuten einen recht vollständigen Abriss ihres gesamten schreiberischen Könnens. Jetzt bitte ein Album!

Keine Wertung

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