Review Sodom – In War And Pieces

Ganze vier Jahre mussten die Fans auf einen neuen Langspieler warten – das gab es noch nicht oft in der ansonsten so freigiebigen Veröffentlichungshistorie SODOMs. Nach der Pleite von SPV war eine Weile nicht klar, ob man die Ruhrpott-Thrasher weiter halten könne oder ob diese sich nicht eine neue Labelheimat suchen würden. Heute wissen wir: Die Mannen um Tom Angelripper taten es nicht, sodass Album Nummer zwölf das Licht der Metalwelt nun wie gewohnt über SPV/Steamhammer erblicken durfte.

Etwas ungewohnt ist hingegen das von Eliran Kantor verblüffend modern in Szene gesetzte Coverartwork, auf dem abermals – wenn auch wieder in leicht abgeänderter Erscheinungsweise – der Knarrenheinz, Weggefährte seit jeher, zu erkennen ist. Einen kleinen Ausblick darauf, wie abwechslungsreich der neue Langspieler „In War And Pieces“ werden könnte, gibt auch der Opener und Titeltrack mit seinem leicht orientalisch angehauchten Gitarrenintro.

Was sich damit schon andeutet, wird sich auch mit den nachfolgenden Tracks der elf Songs starken Scheibe bewahrheiten: SODOM zeigen sich ungewohnt facettenreich – und beweisen damit Mut. Klar ist nämlich auch, dass „In War And Pieces“ sehr wahrscheinlich vor allem unter den altgedienten Fans der Band zwiespältige Gefühle auslösen wird. Dafür sorgt allein schon ihre bisher modernste Produktion, die von Waldemar Sorychta (Sentenced, Lacuna Coil, Tiamat) auf den Weg gebracht wurde.

Neben in gewohnter Perfektion intonierten Genre-Glanzstücken („Soul Contraband“, „Styptic Paraside“ – das Thrash-Metal-Reinheitsgebot der 80er lässt grüßen!) finden sich eben auch sehr melodische Soli („Through Toxic Veins“) und Songs, mit der sich die Band ihre Messlatte in Sachen Eingängigkeit in ungeahnte Höhen schraubt („God Bless You“, „The Art Of Killing Poetry“). Akustikgitarren passen dabei ebenso gut ins Bild wie fieses, fast schon schwarzmetallisches Gekeife, das sich beispielsweise auf „Storm Raging Up“ finden lässt, während Groove-Monster im Stile von „Feigned Death Throes“ eine ordentliche Portion Death Metal geatmet haben.

Frontmann Tom Angelripper klingt nicht nur unglaublich frisch und kraftvoll, sondern scheint auch jede Menge Spaß zu haben, was seine Gesangsleistung nur noch weiter beflügelt. Sogar von kleinen technischen Bearbeitungen des Gesangs oder einzelner Gitarrenleads scheuen sich die Ruhrpott-Helden nicht mehr – mit Produzent Sorychta konnte all das zu einem logischen und in sich stimmigen Ganzen zusammengesetzt werden. Eines der Highlights – und live womöglich innerhalb kürzester Zeit ein Publikumsliebling – ist außerdem der mit deutschen Texten versehene Reißer „Knarrenheinz“, dessen Namensgeber nach über 20 Jahren auf verschiedenen Covern endlich auch musikalisch geehrt wird.

Das Fazit zu „In War And Pieces“ fällt deshalb nicht schwer. SODOM haben einen mutigen Schritt nach vorne gemacht und sich den modernen Produktionsmöglichkeiten angepasst, ohne ihren alten Charme zu verlieren – zumal sie bei den Aufnahmen selbst auf traditionellem Wege gearbeitet haben. Trotzdem hat das Trio einmal tief in die Metal-Trickkiste gegriffen, sich Anleihen verschiedener Stilistiken bedient und es trotzdem geschafft, dass sich letztendlich alles nach einwandfreiem Thrash Metal anhört. Vier Jahre warten zu müssen hat sich für „War And Pieces“ definitiv gelohnt!

Wertung: 9.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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