Review Sodom – Decision Day

  • Label: SPV, Steamhammer
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Thrash Metal

Es gibt nicht viele Metal-Bands, die auf mittlerweile 35 Jahre Bandgeschichte zurückblicken können und dabei nach wie vor eine wirklich relevante Rolle in der Szene spielen. Dass unter jenen Gruppen dann doch erstaunlich viele Thrash-Kapellen sind, liegt wohl nicht nur am Aufkommen ebenjenes Subgenres vor etwa dreieinhalb Jahrzehnten, sondern auch daran, dass die Vertreter dieser Spielart größtenteils ohne Rücksicht auf Trends ihr Ding mit stoischer Konsequenz durchziehen. Ob Thrash dabei tatsächlich nicht totzukriegen ist oder durch die immer wieder aufbrausenden Retro-Wellen und einschlägigen Bands, die teilweise eher wie eine Parodie daherkommen, inzwischen vielmehr zu einem Zombie geworden ist, der sich von abgestandenen Achtziger-Trademarks ernährt, daran scheiden sich die Geister.

Weit davon entfernt, als ewiggestriger Untoter durch die Metal-Welt zu wandeln, scheinen hingegen SODOM zu sein. Sicherlich schaut das Trio um Urgestein Tom Angelripper auch in seinem neuen Longplayer „Decision Day“ auf die Vergangenheit zurück. So haben die Gelsenkirchener etwa einen thematischen Schwerpunkt auf den D-Day, also die Landung der Alliierten in der Normandie 1944, gelegt, der sich ebenso in der Auswahl des Titeltracks widerspiegelt, und behandeln in den Lyrics weiteres historisches Material wie die Herrschaft des römischen Kaisers Caligula. Ferner ist auch in Angelrippers gesanglicher Darbietung ein deutlicher Blick in den Rückspiegel zu erkennen, denn der Frontmann keift so garstig und schwarzmetallisch wie in den Zeiten vor „Agent Orange“, dass es eine wahre Freude ist. Demgegenüber steht jedoch die moderne, bombastische Produktion von Toningenieur und Onkel-Tom-Drummer Cornelius „Corny“ Rambadt, die der ohnehin schon sehr guten Soundqualität des Vorgängers „Epitome Of Torture“ noch eins draufsetzt. Darüber hinaus spannt man mit Songs wie „Belligerence“ auch textlich den Bogen in die Gegenwart und kommentiert Probleme in einer Welt, von der viele aktuell den Eindruck haben, dass sie aus den Fugen geraten ist.

So schonungslos die konzeptuelle Ausrichtung, so gnadenlos ist die Platte auch in musikalischer Hinsicht geworden. „Decision Day“ bietet wenig Gelegenheit zum Durchatmen und ist ein selbst für SODOM-Verhältnisse knallharter Longplayer geworden. Erst zur Albummitte wird die Scheibe mit der schleppenden Nummer „Strange Lost World“ etwas entschleunigt, ehe anschließend ohne Rücksicht auf Verluste weitergeknüppelt wird. Um monotonem Gebolze vorzubeugen, setzen die Gelsenkirchener dafür innerhalb der Songs Akzente – so wartet die Double-Bass-Walze „Rolling Thunder“ mit einem Full-Break inklusive Akustik-Gitarren auf, die auch im von der 2014er EP bereits bekannten „Sarcred Warpath“ zum Einsatz kommen. Überdies baut der Dreier des Öfteren mit zackigem Tempo Spannung auf, die sich anschließend in einem erhabenen Refrain entlädt („In Retribution“, „Vaginal Born Evil“, „Refused To Die“). Im wütenden Brecher „Belligerence“ erstreckt sich das Geschwindigkeitsspektrum gar von zähflüssiger Lava bis hin zu Blastbeats. Die Tracklängen bewegen sich zwischen sechs Minuten im teils epischen Opener und drei Minuten im geradlinigen „Blood Lions“, in dem Drummer Markus „Makka” Freiwald trotz kurzer Spieldauer für genug Abwechslung sorgt. Der erledigt seinen Job dabei ebenso resolut wie Riffmeister und Solo-Flitzefinger Bernemann.

Nach Destruction haben nun also auch SODOM ein neue, fette Portion Teutonen-Thrash abgeliefert. „Decision Day“ bietet die bekannten Trademarks der Ruhrpott-Helden, ohne sich dabei allzu sehr auf plattgetrampelten Pfaden zu bewegen. Dass auf dem nunmehr 15. Studioalbum einer über 30 Jahre alten Band keine bahnbrechenden Kurskorrekturen mehr stattfinden, braucht man eigentlich nicht dazuzusagen; dass SODOM auch im Jahre 2016 noch hochklassiges und unterhaltsames Material abliefern können, hingegen schon. Ein Cover-Artwork von Grafiker-Legende Joe Pentagno (u. a. Motörhead, Pink Floyd, Led Zeppelin) gibt es als Bonus noch obendrauf, was will man noch mehr?

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Wertung: 8.5 / 10

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