Interview mit Tom Angelripper von Sodom

Nach dem großen Stühlerücken zum Beginn des Jahres 2018 ist mittlerweile wieder Ruhe eingekehrt im Line-up der deutschen Thrash-Instanz SODOM. Zumindest fast – mit dem Ausstieg von Drummer Stefan „Husky“ Hüskens gab es dieses Jahr erneut einen Besetzungswechsel. Auch im Hinblick auf ein neues Album hat die Combo aus dem Ruhrgebiet die Fans auf die Folter gespannt. Nach zwei EPs ist es nun so weit und „Genesis XIX“ steht in den Startlöchern. Warum es eigentlich noch länger gedauert hätte, bis die Platte fertig geworden wäre, was der neue Schlagzeuger Toni Merkel mit Kult-Trommler Chris Witchhunter gemeinsam hat, welche Überraschungen der Blick in den eigenen Backkatalog bereithält und vieles mehr verrät uns Bandkopf Tom Angelripper im Interview zum nunmehr 16. Longplayer der Szene-Veteranen.

Tom, als wir das letzte Mal miteinander gesprochen haben, ging es unter anderem um den Kannibalen von Rotenburg, Drohungen aus Nordkorea und palästinensische Raketen auf Tel Aviv – alles keine schönen Themen, aber doch irgendwie Kindergeburtstag im Vergleich zu dem, was dieses Jahr zu bieten hat, oder?
Absolut. Aber dann hat man auch genug Material, um neue Texte zu schreiben. Das ist ja auch wichtig. Ich wünsche mir das zwar auch alles ein bisschen anders, aber so isses halt, ne?

Du bist Berufsmusiker, SODOM ist deine Hauptbeschäftigung – wie geht es dir persönlich in Corona-Zeiten?
Ich komme auf jeden Fall über die Runden, kenne aber Musiker und Künstler, denen es nicht so gut geht, die etwa Hartz IV beantragen müssen. Die staatlichen Hilfen sind auch relativ schmal – die Kunst kommt immer ganz zum Schluss. Aber wir haben die Zeit genutzt und ein Album geschrieben. Die Shows wurden alle gecancelt oder aufs nächste Jahr verschoben – das ist das Einzige, was die Veranstalter machen können. Mal sehen, ob es dann klappt, aber ich glaube nicht so dran, dass es jemals wieder so wie vorher wird. Ich weiß es nicht …

„Im Prinzip haben wir Berufsverbot“

Auf jeden Fall nicht so schnell.
Im Prinzip haben wir Berufsverbot. Es gibt Bands, die spielen Konzerte im Autokino oder in der Kirche und so weiter, aber ich will das nicht. Ich will es wieder so haben, wie es früher war – eine ganz normale Show. Eine Metal-Show lebt ja auch vom Publikum und nicht nur von den Akteuren, die auf der Bühne stehen.

Tom Angelripper – © Mumpi Kuenster

Viele Bands veranstalten auch Streaming-Konzerte oder die Kollegen von Destruction zum Beispiel spielen Social-Distancing-Shows.
Ja, gut, aber da muss man auch über Geld reden, das muss ja alles bezahlt werden, die Musiker, die Crew … Wenn du einen 1000er Club hast, in dem nur 150 drin sind – man kann dann auch nicht die Eintrittspreise unverschämt erhöhen.

Wenn alles gutgeht, spielen im Dezember bei mir in der Nähe Asphyx (mittlerweile abgesagt – Anm. d. Red.) – auch mit Social Distancing, aber die Preise sind in Ordnung.
Asphyx haben hier in einer Kirche gespielt, in so einer Event-Kirche in Essen. Mein Gitarrist war auch dort und erzählte: Da sitzt du aufm Stuhl wie in der Kirche (lacht), wie in der Messe, man darf nicht aufstehen, man darf sich kein Bier holen und rauchen sowieso nicht. Ich weiß nicht … ich meine, ein Metal-Konzert lebt doch vom sozialen … also nicht vom Social Distancing, sondern gerade umgekehrt, dass die Leute sich in den Armen liegen. Und man will den Leuten auch nicht zu viel Eintrittsgeld abverlangen. Auch wenn manche sagen würden: „Mir ist es egal, ich bezahle auch 100 Euro, Hauptsache, ich sehe mal wieder ein Konzert“ – und das würde funktionieren.
Man muss ja kein großes Besteck auffahren, machen wir eh nie – unsere Band lebt von uns. Eine Marshall-Wand rechts und links, Drumriser, gute Lichtshow, Ende.

Lass uns mal den Bogen zum neuen Album „Genesis XIX“ spannen. Ich habe übrigens gerade gesehen, dass es Album des Monats beim Metal Hammer geworden ist – bedeutet dir so was nach all den Jahren noch etwas?
Und im RockHard auch! Titelstory und Titelfoto. Mir bedeutet das schon was. Die Reviews sind bis jetzt auch alle durchweg positiv. Wichtiger ist für mich aber nachher, wenn die Platte draußen ist, was die Leute sagen, ob wir dann auch wirklich die SODOM-Fans bedienen können und ob wir auch neue dazukriegen – das wissen wir einfach nicht, aber was ich bisher gehört habe, ist alles super. Wir haben 15, 16 Stücke gehabt, bevor wir dann richtig aufgenommen haben, aber wir mussten uns dann für zwölf entscheiden. Die Scheibe hat ja über 50 Minuten und man will das auch nicht überstrapazieren.

„Keine Digitaltechnik, keine Fotos und nix“

„Decision Day“ (2016)

Das Cover stammt wieder von Joe Petagno, der auch schon das Artwork des vorigen Albums „Decision Day“ gestaltet hat und der, salopp gesagt, neben dir die einzige personelle Parallele zwischen den Alben ist. Nachdem die Artworks der letzten beiden EPs nach dem Lineup-Wechsel, „Partisan“ und „Out Of The Frontline Trench“, stilistisch in eine komplett andere Richtung gingen, wie kam es zu der Entscheidung, wieder mit Petagno zusammenzuarbeiten?
Nun, wir hatten uns schon vorher dazu entschieden, dass die Platte „Genesis XIX“ heißen soll. Das hatten wir auf der EP („Out Of The Frontline Trench“ – Anm. d. Red.) auch schon angekündigt, den Titelsong haben wir aber mit dem neuen Trommler jetzt noch mal komplett neu aufgenommen. Mit Joe war ich in Kontakt und wir haben uns über Ideen unterhalten. Ich habe ihm gesagt, die Platte werde „Genesis XIX“ heißen und der wusste dann auch, worum es geht: Die Zerstörung von Sodom und Gomorra durch Gott – was aber wahrscheinlich eher ein Meteoriteneinschlag war –, und da war er schon gleich im Thema. Joe will natürlich immer alle Texte haben, die ich fertig habe, oder auch schon Songfragmente, was auch immer – alles immer dem Joe schicken. Ich habe ihm die Sachen zukommen lassen und er sagte, dass er die Idee super finde und dass wir den Knarrenheinz als Gott nehmen – und dann fing er an.

Das Cover von "Genesis XIX" von Sodom
„Genesis XIX“ (2020)

Joe ist jemand, der mit Airbrush alles von Hand malt, keine Digitaltechnik, keine Fotos und nix. Wenn er was kann, dann Cover, und ich war total begeistert von dem finalen Produkt. Joes Stil ist sehr detailverliebt, man entdeckt immer wieder neue Sachen. Manche sagen, da ist zu viel drauf, für manche ist ein einfaches Cover, auf dem weniger drauf ist, mehr – ich weiß es nicht … Der Knarrenheinz muss ja immer drauf sein und immer in einer anderen Perspektive dargestellt werden, in anderen Situationen. Es passt wunderbar zu den Texten, zu der Musik, und es macht auch was her, es ist wirklich ein gutes Produkt. Klar kann man natürlich ein günstigeres Cover machen wie bei „Out Of The Frontline Trench“ oder „Partisan“, so monochrom, passt auch, finde ich auch immer gut, also so ist das nicht – aber mit Joes Artwork ist das alles auch ein bisschen wertiger für ein Full-Length-Album von SODOM.

Mit dem Line-up-Wechsel, deinen öffentlichen Äußerungen seitdem und dann auch den ersten neuen Tracks hat sich angekündigt, dass es bei euch wieder zurück zu den Wurzeln geht. Wie hat sich diese Zielsetzung denn in der Produktion des neuen Albums niedergeschlagen? Laut eigener Aussage habt ihr ja soweit es geht auf digitale Komponenten verzichtet …
Wir haben auf jeden Fall digital aufgenommen, anders geht’s ja nicht, es hat ja keiner mehr Bandmaschinen oder so. Aber wir haben komplett verzichtet auf das, was alle anderen Bands verwenden: Kemper. Kennt mittlerweile jeder, der Gitarre spielt – rein digitale Profiling-Amps mit eingespeicherten Sounds, bei denen du auch mit Plugins arbeiten kannst. Wir haben wirklich das Mikrofon vor die Box gestellt – beziehungsweise mehrere Mikrofone, um zu gucken, wie unterschiedlich sie klingen – und haben experimentiert mit der Entfernung des Mikrofons zur Box, dem Winkel … alles über Marshall. Ich habe den Bass über einen Marshall-Gitarren-Amp gespielt.

Dann haben wir jede Gitarre und auch den Bass mit einer DI-Spur, d. h. einem ganz nackten Signal, hinterher noch mal gereampt. Anschließend haben wir die Marshalls voll aufgerissen – wir haben uns alle Kopfhörer aufgesetzt, weil das so laut war – und haben den ganzen Song noch mal mit so einem richtig extrem lauten Sound durchlaufen lassen, wie man ihn live hat. Das Ende vom Lied: Die Gitarren klingen so, wie sie live klingen. Ohne Plugins. Beim Plugin kann ich sagen: Die Gitarre soll klingen wie bei James Hetfield oder Kerry King oder sonst irgendwem – ist ja alles möglich heute. Aber die Gitarren klingen so, wie sie wirklich klingen. Dasselbe mit dem Schlagzeug: ohne Samples, die Snare klingt so, wie sie klingt, die Bassdrums, die Toms. Und das wurde letztendlich alles noch mal analog gemischt. Das heißt, wir haben alle Digitalspuren analog zurückgewandelt und dann bei Siggi Bemm (Produzent des neuen Albums – Anm. d. Red.) auf das große Pult gelegt. Das gibt dann noch mal so einen Effekt. Ich weiß nicht, ob man das wirklich heraushört, aber für uns war wichtig, dass wir das gemacht haben.

„Viele nennen es Thrash Metal,
aber ich finde, wir machen einfach Metal“

Yorck Segatz – © Mumpi Kuenster

Der Sound klingt auf jeden Fall deutlich anders im Vergleich zum letzten Album.
Die Songs sind auch ein bisschen anders. Klar, wir haben einen neuen Trommler und wir haben zwei neue Gitarristen auf dem Album – klingt natürlich anders. Frank hat immer noch seine eigenen Gitarrenriffs. Das sind Riffs, die könnten auch auf „Agent Orange“ oder „Persecution Mania“ sein. Yorck ist da ein bisschen moderner – oder nicht moderner, aber er kennt viel mehr Bands. Er ist ein totaler Metalhead, er kennt alles. Von Frank und von Yorck kommen unterschiedliche Gitarrenriffs, aber beides passt zu uns. Frank macht eher melodische Sachen, beispielsweise der Mittelteil von „Occult Perpetrator“, das ist eigentlich ein Rock-Stück. Frank ist auch Gitarrenlehrer und interessiert sich natürlich für Rock-Gitarristen, Rory Gallagher usw., aber wenn der Song geil ist, wird er genommen.

Ich meine, es gibt ja für uns gar keine Schublade. Viele nennen es Thrash Metal, aber ich finde, wir machen einfach Metal. Und wenn ich dann meinen Bass draufknarze und meinen Gesang draufbrülle, dann ist das SODOM. Die Trademarks bleiben erhalten. Weil wir – früher und auch heute – alle nicht gucken, was andere Bands machen. Wir lassen uns da nicht inspirieren. Wir sagen also nicht: „Okay, momentan ist das modern, machen wir das so.“ Im Prinzip haben wir es schon immer so gemacht, wie wir das einfach haben wollten. Grundsätzlich haben wir aber auch versucht, den Songs, wie „Sodom & Gomorrah“, vom Arrangement her ein bisschen einen Achtziger-Jahre-Style zu verpassen. In den achtziger Jahren haben die Bands – auch wir – andere Songs geschrieben, haben anders arrangiert. Ich glaube, das kommt auch ein bisschen dadurch, dass wir alles im Proberaum machen und uns nicht einfach Songs per mp3 hin und her schicken. Das ist schon wichtig – wir kommen hier alle aus einem Bereich, wir können jederzeit proben, wenn wir wollen, und ich glaube, das hört man auch ein bisschen raus.

In den vorab veröffentlichten Liner Notes hast du auch geschrieben, dass ihr euch euer altes Material noch mal angeschaut habt, das als Vorlage für neue Songs gedient hat. Seid ihr da gezielt durch euren Backkatalog gegangen und habt euch manche Sachen etwas genauer angehört oder wie lief das?
Nun, es fing damit an, dass, als Toni in die Band kam, wir die Setlist geschrieben haben für die Shows, die eventuell gekommen wären. Meine Idee war sowieso, die Setlist mal grundsätzlich umzubauen. Dann haben wir angefangen, uns mit „Obsessed By Cruelty“ (Debütalbum von 1986 – Anm. d. Red.) zu beschäftigen oder „Victims Of Death“ (1984), dem zweiten Demo von uns. Wir haben auch angefangen, die Songs neu zu arrangieren. Wenn man jetzt etwa die ersten Demos hört oder „Obsessed By Cruelty“ – man weiß ja gar nicht, was da passiert (lacht). Wir haben die Songs zum Teil auch mal so sortiert und geradegerückt, dass man eine im Proberaum aufgenommene Version hat, die man dann einfach covert.
Dann haben wir uns beispielsweise noch „Equinox“ – ein Song auf der „Obsessed By Cruelty“ – angeschaut und festgestellt: Das ist ja gar nicht so schlecht. Ich sag‘ mal, wenn das ein bisschen tighter, etwas sauberer eingespielt gewesen wäre, dann wär‘ das gar nicht so schlecht. Da haben wir auch ein bisschen dazugelernt. Gerade Yorck ist SODOM-Fan, der kannte auch alle Stücke, und hat gesagt, dass die Songs früher anders geschrieben wurden als heute. Es hat also geholfen, dass man sich mit dem Back-Katalog, mit den alten Sachen beschäftigt. Toni kam dann immer: „Auf der ‚Code Red‘ (1999) sind so geile Sachen drauf, auf der ‚M-16‘ (2001), da sind Songs drauf, die wurden noch nie live gespielt.“ Und dann haben wir uns auch mal lange darüber unterhalten, ob wir die nicht mal in eine kommende Setlist mit einbauen.

„Blastbeats hat er auch reingehauen, der Toni“

Toni Merkel – © Mumpi Kuenster

Toni ist womöglich auch durch sein Alter gerade mit den Alben zuerst in Berührung gekommen, die ihr um die Jahrtausendwende herausgebracht habt – wenn du von „Code Red“ und „M-16“ sprichst.
Ja, klar, er hat die auch alle zuhause. Wir alle kannten Toni, aber wir hatten wenig Kontakt zu ihm. Aber wenn wir hier in der Nähe gespielt haben, war er immer zugegen. Er hat sich immer die Shows angeguckt und ist auch totaler Fan von (Chris) Witchhunter (Drummer 1982–1992 – Anm. d. Red.). Auch im Nachhinein hat er sich alles noch mal angehört und gesagt: „Der Witchhunter hat so einen eigenen Stil gehabt, wie kein anderer.“ Toni hat mir das auch erklärt, er hat ein paar Sachen gelernt – er ist ja auch Drumlehrer –, hat ein paar Sachen auseinanderklamüsert, wie Witchhunter die Hi-Hat oder die Bass-Drum-Figuren gespielt hat, die man heute so gar nicht mehr spielt. Der „Ausgebombt“-Takt beispielsweise klingt für viele heute profan und billig, aber er hat Stil – und das hat Toni mir erklärt und es in unsere Songs eingebaut, natürlich in seiner Perfektion. Er versucht, den Stil von Witchhunter ein bisschen zu übernehmen, halt in verbesserter Form, vom Timing her besser gespielt – und das fließt auch mit ein. Ich find‘ das auch geil, wenn einer sagt: „Boah, die alten Sachen, der Witchhunter – war geil.“ Blastbeats hat er auch reingehauen, der Toni. Wenn wir einen Drummer haben, der das kann, dann kann man das auch einsetzen. Selbst ein Song wie „Bombenhagel“ war ja früher auch schon annähernd ein Blastbeat.

Da schwingt so ein wenig mit, dass ihr zuvor einen Schlagzeuger hattet, der das nicht konnte – hatte das mit Husky (Drummer 2018–2020 – Anm. d. Red.) nicht so geklappt?
(atmet aus) … Ich sag‘ mal, Husky war auch ein Drummer, der super zu SODOM gepasst hat. Er hatte auch ein bisschen was von Witchhunter. Es kommt ja auch darauf an: Wie sitzt man hinterm Schlagzeug? Wie bewegt man sich am Schlagzeug? Husky ist eigentlich ein sehr guter Trommler gewesen, aber bei manchen Sachen hat er selbst gesagt, dass er das nicht kann … also ganz schnelle Doublebass oder Blastbeats und so. Da kam er schon an seine Grenzen. Das muss ja nichts Schlechtes sein, jeder kennt seine Grenzen – aber Toni ist ein Trommler, der kennt keine Grenzen. Der ist vielleicht auch ein bisschen sportlicher vom Körperbau, vom Typ her, das macht wahrscheinlich auch etwas aus – und das hört man einfach, der kann einfach alles.

Der Übergang am Schlagzeug lief aus außenstehender Sicht reibungslos ab: Zuerst kam die Meldung, dass Husky die Band freundschaftlich verlässt, eine Woche später kam schon die Bestätigung von Toni. Was das schon vorher quasi in trockenen Tüchern?
Nein, das war so: Also ich wollte Husky überhaupt nicht gehen lassen, ich hätte ihn unwahrscheinlich gerne behalten. Aber es ging nicht mehr, wie er selbst sagte. Bei Asphyx wollte er nicht aussteigen, er ist mittlerweile auch umgezogen, hat geheiratet, und wir kamen einfach nicht mehr zum Proben. Dann hat er noch den Job bei Continental als Booking Agent, und da sagte er: „Ich kann das nicht mehr. Ich kann das auch nicht mehr bedienen.“ Darauf sagte Frank, dass Toni frei sei. Er spielt zwar auch bei Sabiendas, aber die haben wenige Auftritte und machen eigentlich wenig. Toni hat auch vor ein paar Jahren bei Frank Blackfire auf der Solo-Platte gespielt und ich kannte Toni vom Motorradtreffen. Ich habe ihn angerufen und gefragt: „Haste Bock?“ Zack – so war das. Für ihn geht ein Traum in Erfüllung, in einer größeren Band zu spielen, Thrash Metal ist sowieso seine Musik. Das ging also relativ schnell, wir haben dann auch sofort angefangen zu proben.

„Solange ich dabei bin, geht es weiter,
das ist überhaupt keine Frage“

Frank Blackfire – © Mumpi Kuenster

In den letzten Jahren seit dem großen Lineup-Wechsel hast du stets betont, dass es dir sehr wichtig ist, mit Leuten in einer Band zu sein, die du auch als Kumpels ansehen kannst, mit denen du abhängen und Bierchen trinken kannst, und die natürlich auch geografisch in der Nähe sind zwecks regelmäßiger Proben. Kannst du sagen, dass die aktuelle Bandsituation diesem Anspruch genügt?
Absolut. Es ist viel besser als vorher. Ich lästere nicht über meine Ex-Kollegen (Bernemann und Makka – Anm. d. Red.) … aber da haben wir in Dortmund geprobt. Es ist nicht immer so einfach, von hier nach Dortmund zu kommen, nachmittags, das ist auch sehr anstrengend gewesen. Unser jetziger Proberaum ist wieder in Altenessen, also da, wo wir früher auch schon mal waren, und da bin ich relativ schnell da und wir können mehr proben. Wir können uns die Zeit jetzt besser einteilen, wo wir nicht so lange Anfahrtswege haben, und, wie gesagt, auch das ganze Bandklima ist besser. Es wissen jetzt alle, worum es geht, die wissen, was wir machen, die akzeptieren mich natürlich auch als Chef der Band, obwohl wir alles doch immer relativ demokratisch abstimmen und zusammen machen – die Fronten muss man aber auch erst mal alle klären. Dann kann man auch zusammen arbeiten, dann kann man sich in die Augen gucken und dann kann man ein Bier zusammen trinken. Frank ist sowieso froh, dass er wieder zurück ist, dass er nach so vielen Jahren wieder was machen kann. Assassin (bei denen Blackfire seit 2016 Mitglied ist – Anm. d. Red.) machen zurzeit auch nicht so viel – es macht ja kaum eine Band viel –, also Frank war schon total froh, wieder bei SODOM zu spielen.

Vor allem scheinen auch viele Fans froh zu sein, dass er wieder da ist, da gab es ja schon euphorische Reaktionen …
Ja, es gab auch viele, die gelästert haben: „Jetzt ist Bernemann nach so langer Zeit weg und jetzt geht das Schiff unter“ (lacht). Es geht nicht unter – solange ich dabei bin, geht es weiter, das ist überhaupt keine Frage. In den sozialen Medien wird eh immer viel gequatscht. Jetzt können wir denen mit dem neuen Album zeigen, wo der Hammer hängt. Wir sind Titelstory, wir sind Platte des Monats – jetzt können alle, die immer regelmäßig über uns lästern, weiterlästern. Das ist ja auch immer das Schöne: Wir haben welche, die uns immer loyal sind, die immer zu uns stehen, und welche, die uns den Erfolg einfach nicht gönnen, die sagen (verstellt Stimme): „Ah ja, der Frank ist wieder dabei,“ oder so was … scheißegal. Wir machen geile Songs! Wir machen das gut, finde ich! Und das sollen die erst mal alle nachmachen! Und mit dem Album zeigen wir das! Das ist jetzt unser Debütalbum mit dem Lineup. Wir haben auch jetzt schon wieder neue Songs geschrieben, die noch viel besser werden, weil wir auch besser eingespielt sind.
Normalerweise müsste man mit einem neuen Trommler auch erst mal viele Konzerte spielen und auf Tour gehen, aber das ist leider zurzeit nicht möglich. Toni sagt: „Ich hab‘ bisher noch nie mit euch live gespielt.“ Live-Shows fördern den Zusammenhalt und ich glaube, dass wir immer besser werden. Und ich versuche, das Lineup auch so lange wie möglich zu halten. Wahrscheinlich wird’s das letzte SODOM-Lineup – wer weiß?

„Wir sitzen also nicht zuhause und drehen Däumchen,
aber wir müssen auch wieder Geld verdienen“

Wie nutzt ihr die Zeit jetzt, wo ihr nicht live spielen könnt?
Songs schreiben, Songs schreiben. Wenn jetzt die ganzen Konzerte stattgefunden hätten, hätten wir die Stücke wahrscheinlich gar nicht so schnell zusammengekriegt. Man wird ja immer wieder rausgerissen: Man muss die Klamotten abbauen, gegebenenfalls das Schlagzeug, dann gibt’s eine volle Tour oder ein volles Wochenende, nach ein paar Shows bist du erschöpft – so ist das. Klar, ich würde natürlich gern wieder Shows spielen, aber zum Songwriting ist es besser ohne Shows, keine Frage – weil wir mehr Zeit haben, und man hat keinen Druck. Normalerweise müsste man jetzt auch die Setlist immer wieder neu durchproben, die Zeit rennt aber und ein Tag ist so schnell vorbei, man schafft ja gar nicht alles. Jetzt können wir auf jeden Fall neues Material für ein neues Album oder eine EP schreiben. Wir sitzen also nicht zuhause und drehen Däumchen, das kann ich sowieso nicht, also langweilig wird’s nicht. Aber wir müssen auch wieder Geld verdienen.

© Mumpi Kuenster

Hat sich der Songwriting-Prozess bei euch verändert im Vergleich zum Lineup, das die vorige Platte eingespielt hat?
Dadurch, dass gerade keine Shows anstehen, haben wir wirklich dreimal die Woche geprobt. Mit dem Lineup mit Bernemann hatten wir auch zweimal die Woche geprobt. Es standen aber auch immer Live-Shows an. Wir hatten viele Shows gehabt, und da dauerte auch ein Album mal lange, da konnten mal drei oder vier Jahre zwischen zwei Platten vergehen. So lange braucht man die Fans dann nicht mehr warten lassen. Es ist natürlich immer so: Die Plattenfirma muss eine Option aussprechen, dass wir ein Album machen dürfen. Mittlerweile ist es die letzte Platte für SPV, der Vertrag ist ausgelaufen. Jetzt müssen wir gucken, ob wir da bleiben oder uns um einen neuen Vertrag kümmern, aber das hindert uns ja nicht, an neuen Songs weiterzuarbeiten. Wir haben einfach den Kopf frei, weißt du. Wir spielen auch ab und zu ein paar alte Songs durch, um ein bisschen warm zu werden und dabei zu bleiben, aber im Prinzip stehen jetzt in den nächsten Wochen und Monaten neue Songs an.

„Bei mir gilt immer: Je härter und schneller, desto besser“

Wir können ja mal kurz über ein paar der neuen Songs auf „Genesis XIX“ sprechen. Du hast „Friendly Fire“ zu deinem Albumfavoriten auserkoren – was macht gerade diesen Track zu deinem Lieblingssong?
Bei mir gilt immer: Je härter und schneller, desto besser. Ich mag natürlich auch die atmosphärischen Tracks wie „The Harponeer“, „Genesis XIX“ oder „Occult Perpetrator“, aber ich liebe einfach die schnellen Sachen. Old School Thrash Metal, Crust Punk, das ist eigentlich so mein Stil – und „Friendly Fire“ bietet da einfach viel. Viele sagen, dass das ein bisschen nach Tom Araya von Slayer klingt. Ich kann halt mit drei Oktaven singen, und wenn ich die hohe singe, klingt das Screaming bei mir halt manchmal wie Tom Araya.

Mir ist an mehreren Stellen tatsächlich aufgefallen, dass mich die Gesangslinien an Slayer erinnern – aber das ist ja nichts Schlechtes.
Es ist ein Ritterschlag. Ich bin ja auch großer Tom-Araya-Fan. Er war für mich auf jeden Fall der beste Sänger in dem Bereich. Wobei ich finde, dass auch Cronos ein guter Sänger ist. Venom werden oftmals unterschätzt – Cronos ist wirklich ein guter Sänger und auch ein guter Bassist und Songwriter.

Über Venom wurde sich halt lange lustig gemacht, aber es ist nun mal eine Kultband.
Die machen sich wahrscheinlich selbst über ihr Image lustig, haben sie auch damals. Aber vom Songwriting her super, total genial. Oder Tank: Da bin auch ein großer Fan – Algy Ward war wirklich ein toller Sänger. Und ich glaube, da bin ich noch relativ variabel, allein durch meine ganzen Jahre bei und mit Onkel Tom, da musste ich ja auch richtig singen. Diese Erfahrung als Sänger spielt auch bei den neuen SODOM-Songs mit rein. Ich will nicht zu melodisch singen, aber ich will schon sauber auf dem Tuning bleiben. Das ist auch nicht mehr so einfach, aber ich krieg‘ das schon ganz gut hin. Und ein Song wie „Friendly Fire“, den haben wir in mehreren Versionen eingesungen. Ich hab dann auch mal Shouting oder Growling reingelegt – hinterher haben wir uns doch für die höhere, die Araya-Stimme entschieden. Das ist von Song zu Song unterschiedlich. Und erst im Studio merkt man, ob es wirklich wirkt.

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Über „Glock ‘n‘ Roll“ hast du im Voraus geschrieben: „Inspiriert von einem Besuch im Schießstand und einem Schluck aus der Jacky-Flasche.“ Das macht jetzt natürlich neugierig …
Ja, ich geh oft zum Schießstand. Ich hab‘ auch selbst eine Glock – Glock ist eine Pistolenfirma, ne? Ist eigentlich die bekannteste Pistolenmarke, die mittlerweile weltweit überall verkauft wird. Ich hab‘ einen Kollegen, der hat auch eine Glock, und der hat gesagt: „Komm, wir gehen mal rüber auf den Pistolenstand und machen ein bisschen Glock ‘n‘ Roll.“ Und so was speichere ich dann immer direkt ab. Ich find‘ ja so Titel immer geil, bei denen keiner weiß, was los ist. Viele fragen dann: „Was ist ‚Waldo & Pigpen‘, was ist ‚Glock ‘n‘ Roll‘, was soll das?“ Und ich find‘ das immer geil, wenn die Songtitel etwas Unterschwelliges haben.

„Ich weiß auch nicht, manchmal wirkt
ein Riff böse, manchmal nicht“

Der Titel lässt auf jeden Fall mal gar nicht auf den Stil des Songs schließen. Er hat ja nichts von Rock ‘n‘ Roll, es ist eine beinharte Thrash-Nummer.
Ja, ich find‘ auch den Hauptriff, den Refrain super spannend und super böse. Ich weiß auch nicht, manchmal wirkt ein Riff böse, manchmal nicht. Ich empfinde ihn jedenfalls als ziemlich geil. Er ist auch so ungewöhnlich. Ich hab‘ schon manche sagen gehört, es klinge nach Megadeth – ich weiß nicht … Megadeth finden wir alle nicht gut, keiner von uns ist von Dave Mustaine irgendwie inspiriert. Aber er ist schon auf jeden Fall einer meiner Favoriten auf dem Album. Irgendwie ist der Song nicht so hyperschnell wie „Friendly Fire“ oder „Dehumanized“, aber hat auch so eine gewisse Härte.

Themenwechsel zum Ende unseres Gesprächs: Du warst Anfang Oktober auf einer Lesung von „Kumpels in Kutten: Heavy Metal im Ruhrgebiet“ mit dem Autor Holger Schmenk. Wie war es, mal wieder unter Fans zu sein, und könntest du dir auch vorstellen, mal etwas zu schreiben? Ob SODOM-bezogen oder autobiografisch? Oder vielleicht auch etwas mit Bezug zum Ruhrgebiet – du interessierst dich ja bekanntermaßen für Heimat- und Lokalgeschichte.
Ja, ich hab‘ auch schon Bücher über meine Heimat herausgebracht. Ich bin ja Sammler. Ich sammle Fotos, Ansichtskarten … Ich hab‘ schon drei Bildbände veröffentlicht und hab‘ auch Neues in Planung für nächstes Jahr. Ich werd‘ keine wissenschaftliche Abhandlung schreiben, da gibt’s andere, die das besser können. Ich hab‘ aber mittlerweile ein Riesen-Fotoarchiv und die Bilder will ich auch mal zeigen.
Was SODOM-Buch angeht: Es gibt ‘nen Mexikaner, der schreibt jetzt ein SODOM-Buch … kann ich nicht verhindern (lacht). Ich weiß es nicht … viele schlagen vor, zum 40-jährigen Jubiläum was zu machen, aber noch ist es nicht so weit. Und ob ich mal selbst ein Buch über mein eigenes Leben schreibe, ich weiß es nicht … das überlasse ich anderen. Aber in „Kumpels in Kutten“ kommen viele Bands aus den achtziger Jahren vor und die Lesung war ganz interessant. Die saßen natürlich auch wieder alle auf Stühlen und ich vorne im Sessel, das find‘ ich komisch, ich mag das nicht so gerne, aber war trotzdem ganz gut.

© Mumpi Kuenster

„Heute ist jede Show, die man gespielt hat, auf YouTube“

Mit den Entwicklungen der letzten Jahre wird ja dann vielleicht irgendwann mal wieder ’ne History-DVD fällig, oder? (lacht)
Nee, auch nicht. Wenn man sich die ersten beiden DVDs anschaut, fand ich die erste geil allein durch die achtziger Jahre, das alte Material, das man da noch gefunden hat, und die Interviews mit den Ex-Musikern. Was will man da heute noch machen? Heute ist jede Show, die man gespielt hat, auf YouTube, es gibt unzählige Interviews … soll man etwa die Trennung mit Bernemann noch mal abhandeln? Ich weiß es nicht … da gibt es einfach nichts mehr.
Was ich gerne machen würde, wär‘ ein schönes Live-Album. Nur ein Album, kein Video, dass man wirklich, wenn man nur die Musik hört, sich selbst ein Bild davon macht – so, wie es früher mit den Live-LPs war, als man gar nicht wusste, wie die Bühne aussah oder wie die Musiker dastanden. Das 40-jährige ist ja schon in zwei Jahren und ich finde, man kann den Fans immer wieder mit ‘nem neuen Album eine Freude machen – oder vielleicht noch Re-Releases von dem alten Zeug, das wird ja auch gemacht, aber davon halte ich nichts. Ich finde, wenn sich jemand die alten Scheiben anschaffen will, soll er sich lieber ein Original besorgen, eine Erstpressung oder so. Aber irgendwas machen wir ja immer, also langweilig wird’s nicht.

Wenn du Lust auf ein neues Live-Album hast, muss es ja bloß mal wieder eine Chance geben aufzutreten, dann steht dem nichts im Wege …
Dann steht dem nichts im Wege, genau. Wir hatten ja eigentlich vor, ein paar Live-Aufnahmen zu machen, das ist ja mittlerweile einfach, mit dem Laptop kann man Spuren aufnehmen.

Auf die EPs habt ihr ja auch schon ein paar Live-Bonustracks draufgepackt.
Ja, die schneiden wir schon mal mit, aber ein Live-Album ist für mich ein Konzert und nicht aus zehn verschiedenen zusammengeschnitten – was bei vielen Live-Alben so ist, die wahrscheinlich noch nicht mal richtig live sind. Ich will ein echtes, authentisches Live-Album von einer Show – und wenn was schiefgeht, geht’s schief, dann ist das halt so. Das schneiden natürlich alle Bands raus oder reparieren das im Studio, aber das möchte ich natürlich nicht. Doch wie gesagt, das nächste Projekt jetzt sind neue Songs, neues Album, EPs oder was auch immer.

Zunächst aber erst mal das neue Album „Genesis XIX“, wenn auch ohne Live-Shows.
Ja, Toni leidet da auch drunter. Der hat so Bock, live zu spielen. Das ist sein Ding. Aber da müssen wir jetzt durch. Wir nutzen die Zeit und dadurch, dass wir keine Shows hatten, haben wir jetzt das Album schon draußen. Und nächstes Jahr geht’s ja irgendwie weiter – irgendwie, irgendwann muss es weiter gehen, klar.

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Dieses Interview wurde per Telefon/Videocall geführt.

4 Kommentare zu “Sodom

  1. Vielen Dank für eure Antworten! :) Wahrscheinlich wird es so sein, wie Markus es beschreibt. Wir können nur hoffen, dass es schnell wieder bergauf geht.

  2. Hi Andi, auch von mir vielen Dank fürs Feedback! Cool, dich hier als Leser anzutreffen! Ich sehe das wie Moritz: Zusätzlich zur gesamtgesellschaftlichen Corona-Müdigkeit und der daraus wachsenden Frustration hast du es eben als Künstler gerade besonders schwer – und dass die Kunst- und Kulturbranche in der staatlichen Unterstützung so stiefmütterlich behandelt wird (obwohl sie wirtschaftlich gesehen nach Automobil und Maschinenbau die umsatzstärkste Sparte, aber eben auch sehr kleinteilig ist), lädt nicht gerade zu Zuversichtlichkeit ein. Ich glaube, es geht weniger um die Existenz oder das Überleben kleiner Bands – die meisten Künstler, auch die großen, können ja gerade nicht auftreten – sondern vor allem um die Venues, in denen ebenjene Bands spielen, und deren Überleben. Kleine Clubs und Szeneschuppen, die jetzt ums Überleben kämpfen oder den Kampf schon verloren haben – Roadies, Veranstaltungstechniker*innen, das Dienstleistungspersonal, die zurzeit alle schauen müssen, wie sie auskommen – all das steht gerade am Abgrund. Und es ist schwer abzusehen, inwieweit diese Infrastruktur momentan nachhaltige Schäden erleidet und ob und in welchem Maße sie in einer Post-Corona-Zeit wieder auf die Beine kommt. Auch eine nachgerückte frische Band braucht ja die Möglichkeit, vor ein Publikum treten zu können. Und wenn dann selbst eine Club-Institution wie das SO36 in Berlin Spendenaktionen starten muss, ist das – gerade mit Blick auf kleinere, weniger bekannte Läden – ein Grund zur Sorge.

  3. Tolles Interview! Tom ist nach Niklas Sundin der zweite Musiker innerhalb kurzer Zeit, der bei euch im Interview Zweifel hat, dass Konzerte je wieder so werden, wie wir es kennen. Ich kann mir darauf nicht so recht einen Reim machen. Wenn sich die Pandemie irgendwann wieder eindämmen lässt und es möglicherweise einen Impfstoff für die Mehrheit der Bevölkerung gibt, dann sollten doch auch wieder Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen möglich sein. Kann das jemand aus Sicht eines Musikers aufklären? Oder geht es darum, dass Konzerte in der Breite nicht mehr möglich sein werden, weil es eine Art Aussterben kleinerer Bands geben könnte, die das Hier und Jetzt finanziell nicht überstehen? Aber selbst dann würden ja auch wieder Bands nachrücken, wie es schon seit Jahrzehnten der Fall ist. Egal in welche Richtung ich überlege, ich packe den Ansatz der Musiker noch nicht so recht – auch in der Hoffnung, dass der Alltag heute in zwei Jahren wieder so sein wird, wie der Alltag vor zwei Jahren.

    PS: Ihr macht hier alle eine ganz tolle Arbeit, ich bin sehr froh darüber!

    1. Hey Andi! Danke dir für die positive Rückmeldung, das liest man natürlich immer gerne. Wir tun unser Bestes, schön, dass es reicht ;)

      Zum Rest: Ich nehme an, da steckt viel Frust aus der aktuellen Situation drin, und der Selbstschutz, lieber schwarz zu sehen als enttäuscht zu sein. Schlussendlich spricht wenig dagegen, dass es auf lange Sicht wieder wird, wie es war, da gebe ich dir recht. Die Frage ist halt, wann das sein wird, wie viel Szeneinfrastruktur (Clubs, Arbeitnehmer in der Branche) dann noch da ist.

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