Review Soulfly – Omen

  • Label: Roadrunner
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Thrash Metal

Was Max Cavalera anfasst, scheint zu Gold zu werden: Zunächst führte er seine brasilianische Thrash Metal-Horde Sepultura zu Weltruhm, um nach seinem Ausstieg dort im Jahr 1997 SOULFLY zu gründen, die sich mit ihrem einzigartigen Mix aus Metal und so ziemlich allem außer deutscher Volksmusik (und Tiernahrung) sogleich eine beachtliche Fanschar erspielen konnten, in der der New Metaller genauso zu Hause war wie der alternative Rasta – eine Konsensband ohne Kompromisse, so zu sagen. Als Max 2007 dann noch mit seinem mittlerweile ebenfalls aus den Reihen von Sepultura ausgetretenen Bruder Iggor die Cavalera Conspiracy und damit die Quasi-Sepultura-Reunion ins Leben rief, waren sogar die Thrasher wieder versöhnt… Doch genau an diesem Punkt begann der Wandel – verließen SOULFLY doch mit „Conquer“, dem letzten SOULFLY-Album, den ehemals eingeschlagenen Pfad und präsentierten sich ähnlich thrashig wie die anderen Cavalera-Brüder-Projekte.

Und so leidet auch „Omen“, wenn auch nicht ganz so deutlich wie der Vorgänger „Conquer“, auf gewisse Weise unter Max‘ Cavaleras wiedererwachter Affinität zum Thrash Metal… doch lasst mich zur Erläuterung dessen ein wenig ausholen:
Nach seinem Weggang von Sepultura hatte sich Max mit SOULFLY das Ziel gesetzt, seine Idee des Metal mit den Tribal-Einflüssen auf ein neues Level zu heben und „Weltmusik-Metal“ zu kreieren – ein Konzept, das nicht zuletzt aufgrund seiner Individualität voll und ganz aufging und SOULFLY in Metal- wie Nichtmetalkreisen eine große Anhängerschaft bescherte.Ein Großteil der Sepultura-Fans hingegen konnte sich nie soweit mit SOULFLY anfreunden, als dass sie mit dem Kapitel Cavalera-Sepultura hätten abschließen können…und so gab es neben dem Release von „Chinese Democrasy“ wohl kaum eine heißer herbeigesehnte und diskutierte Utopie als diese Reunion.
Erst die Cavalera Conspiracy vermochte diese Schreie mit ihrem Über-Album „Inflicted“ halbwegs zum Schweigen bringen – war doch nun, bis auf den Namen, eigentlich alles wie früher. Und so großartig die Cavalera Conspiracy für die Metal-Welt war, so verheerend war sie für SOULFLY… konnte Max seine wiederentflammte Liebe zum Thrash doch nicht auf die CC beschränken, sondern brachte mit „Conquer“ ein Album heraus, mit dem er wohl den Großteil der SOULFLY-Fans vor den Kopf stieß – waren das nämlich nicht die Leute, die sich all die Jahre den Thrasher Max zurückgewünscht hatten, sondern ein bunter Haufen New-Metaller, Alternative-Rocker und Rastas, die sich für den SOULFLYtypischen Genremix begeistern konnten.

Und genau mit diesem (Image-)Problem kämpfen SOULFLY auch auf „Omen“: Für die Thrash-Gemeinde werden sie wohl weiterhin die Spinner mit dem Weltmusikgedüdel bleiben… allen Anderen hingegen fehlt bei dem lupenreinen Thrash Metal, der nun Programm ist, genau das. Und auf ihre Art haben dabei beide recht: So kann „Omen“ bei aller gebotenen Qualität nicht im Ansatz mit der Energie, die „Inflicted“ vermittelt, mithalten, lässt es jedoch andererseits all die in aller Welt eingesammelten und aufgenommenen Eindrücke und Elemente vermissen, die SOULFLY erst zu SOULFLY gemacht haben. Dennoch werden mit „Omen“ eher noch die Thrasher ihre Freude haben: Zum Einen ist der Gesang, für den neben Max selbst Tommy Victor (Prong) und Greg Puciato (The Dillinger Esc Plan) ihre nicht minder individuellen und extremen Stimmen bemühten, extrem wie nie zuvor, zum Anderen finden sich auf „Omen“, wie man das von einem Thrash-Routinier wie Cavalera erwartet, natürlich auch reichlich simple Oldschool-Riffs, Groove und mächtige Hooklines. Nicht zuletzt des etwas runderen Sounds und des etwas heruntergeschraubten Tempos wegen klingt „Omen“ alles in allem zwar vielleichteinen Tick weniger brutal als sein Vorgänger, ist jedoch durch den kompletten Verzicht auf jegliche Tribal-Elemente noch einen Tick straighter und so definitiv das reinrassigste Thrash-Album der SOULFLY-Diskographie… Mit alten SOULFLY hat das ganze – des einen Freud, des anderen Leid – nurnoch insofern mehr zu tun hat als mit alten Sepultura, als dass der letzte Song des Albums der Tradition folgend „Soulfly VII“ heißt und dieser seinem Namen sogar musikalisch gerecht wird.

SOULFLY ohne Weltmusik, das ist wie Nile ohne Ägyptologie: Nicht zwangsläufig schlecht, aber schlicht nicht das, was der Fan hören will. Nun könnte man eine endlose Diskussion vom Zaun brechen, ob eine Band nun den Erwartungen der Fans verpflichtet ist oder nicht… jedoch gerade hinsichtlich der Tatsache, dass Max mit der Cavalera Conspiracy mittlerweile eine Band hat, in der er seine Thrash-Gelüste nach Belieben ausleben kann und genau dafür abgefeiert wird, ist zumindest die Frage berechtigt, ob es ein kluger Schachzug war, die Marke SOULFLY zugunsten dieser neuen (alten) Ausrichtung ganz aufzugeben – reißt dieser Wandel doch eine kaum zu schließende Lücke in die Musikwelt, während der Platz, den man nun einzunehmen gedenkt, schon doppelt besetzt ist.
Im Endeffekt feuert man nun nämlich mit zwei Kanonen auf das gleiche Publikum – ob das jedoch auf lange Sicht wirklich alle halbe Jahr mit zehn neuen cavaleraschen Thrash-Bolzen beschossen werden möchte, muss sich wohl erst noch zeigen…

Anspieltipp: Echtes Hitpotential wie bei „Back To The Primitive“, „Jumpdafuckup“ oder „Prophecy“ kann ich eigentlich nur bei „Rise Of The Fallen“ ausmachen.

Wertung: 7 / 10

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